Trügerisch

Cybercrime: 61 Prozent wähnen sich in Sicherheit

Web
22.05.2015 06:15
Angebliche Gewinne in Millionenhöhe, falsche Spendenaufrufe von Hilfsorganisationen oder Spam-Mails von vermeintlichen Bankinstituten - die Tricks von Cyberkriminellen, um an Geld oder Daten von Opfern zu kommen, werden immer kreativer. Dennoch schätzen 61 Prozent der Österreicher die Gefahr, Opfer von Internetkriminalität zu werden, als gering oder sogar sehr gering ein, wie eine Umfrage des Kuratoriums für Verkehrssicherheit zeigt.

Acht von zehn Befragten glauben demnach nicht, dass sie auf einen Online-Betrug hereinfallen würden. Allerdings konnten nur vier von zehn Österreichern tatsächlich konkrete Indizien oder Merkmale einer gefälschten Website benennen. Leichtfertig ist auch der Umgang mit sensiblen Daten: Rund die Hälfte der 1.000 im April befragten Internetnutzer stellt beispielsweise regelmäßig Urlaubsfotos ins Netz. Damit könne jeder sehen, wo man sich gerade befindet. Einbrechern werde damit "Tür und Tor geöffnet", warnte Othmar Thann, Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit, bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Wien.

"Die Dunkelziffer ist enorm hoch"
Allein im Vorjahr wurden im Bereich Cybercrime 8.966 Anzeigen erstattet. Das sei jedoch lediglich ein Bruchteil der tatsächlichen Delikte, so Wolfram Littich, Vizepräsident des österreichischen Versicherungsverbandes. "Die Dunkelziffer ist enorm hoch." Thann vom KfV schätzt, dass nur etwa jedes zehnte Delikt gemeldet wird. Mit ein Grund dafür laut Leopold Löschl vom Cybercrime-Competence-Center des Bundeskriminalamtes: Die Opfer geben sich oftmals selbst die Schuld.

Erschwerend hinzu kommt dem Experten nach, dass die Schadenssumme bei Online-Kriminalität häufig mäßig sei. "Bei 50 Euro stehen die wenigsten auf und erstatten Anzeige", so Löschl. Zudem seien die "Ermittlungen schwierig und langwierig", oft seien Rechtshilfeersuchen an andere Länder erforderlich. Thann zufolge fehlen hierzulande bei der Verfolgung der Kriminellen aktuell außerdem noch "Tatbestände und Mittel des Beweissicherung". "Derzeit ist Cyberkriminalität für die Täter ein Paradies, sie nutzen das bestehende Recht aus, um ihre rechtswidrigen Taten zu verüben."

Experte warnt vor Babysitter-Masche
Bei der seit 2011 im Bundeskriminalamt eingerichteten Meldestelle Cybercrime - erreichbar unter against-cybercrime@bmi.gv.at - gingen im Vorjahr knapp 10.000 Meldungen ein. 2012 waren es noch 6.000 gewesen. Eine aktuelle Betrugsmasche seien etwa Babysitter-Inserate auf Online-Plattformen, so Löschl: Potenzielle Bewerber werden aufgefordert, dem künftigen Dienstgeber eine Kopie vom Reisepass zu schicken. Kommen Interessenten dem nach, werden sie erpresst. Die Täter forderten 200 Euro, andernfalls würden die Passkopie im Internet veröffentlicht, wodurch Betrugshandlungen ermöglicht würden.

Hausverstand und Misstrauen
Oft könnten ein gesunder Hausverstand, Eigeninitiative und einfache Präventionsmaßnahmen das Risiko, Opfer von Internetkriminalität zu werden, deutlich verringern, sind sich die Experten einig. Neben einem aktuellen Virenschutz und regelmäßigen Updates sowie Misstrauen braucht es laut Löschl Informationen über aktuelle Betrugsmaschen. Diese finden Nutzer beispielsweise online unter watchlist-internet.at.

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