Kleiner geht kaum

Coolpix S01: Nikons Immer-dabei-Kamera im Test

Elektronik
22.12.2012 09:30
Eine alte Fotografen-Weisheit besagt: "Die beste Kamera ist die, die man dabei hat." Nur den wenigsten von uns gelingt es allerdings, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. Für den schnellen Schnappschuss zwischendurch hält daher immer häufiger das Smartphone her – sehr zum Leidwesen der renommierten Kamerahersteller. Einer von ihnen, Nikon, hat nun reagiert und mit der Coolpix S01 eine Immer-dabei-Kamera im Kreditkarten-Format auf den Markt gebracht. krone.at hat den Kamera-Knirps ausprobiert.

Auch wenn es sie inzwischen häufig in mehr als einer Farbe (nämlich schwarz) gibt, haben es Kameras bislang nicht geschafft, zu einem Objekt der Begierde zu avancieren. Sie sind mehr funktional als schön, weshalb man ihnen meist recht emotionslos begegnet. Bei Nikons Coolpix S01 verhält es sich anders: Kaum gezückt, geraten Umstehende in Verzückung. "Herzig", "niedlich" oder "süß" sind nur ein paar der Attribute, mit denen die Kamera beim Testen vor allem von Beobachtern des weiblichen Geschlechts bedacht wurde.

Frauen sind dann auch die vornehmliche Zielgruppe der S01. Ersichtlich ist dies einerseits an den zur Verfügung stehenden Farbvarianten: Neben den eher neutralen Farben Schwarz und Silber ist der Kamera-Winzling auch in Rot, Weiß und Pink erhältlich. Andererseits daran, dass Nikon in einer speziellen Aktion aktuell zur Kamera nebst farblich passendem Täschchen auch noch Lippenstift und Nagellack obendrauf packt. Die S01 will eben nicht nur technische Gerätschaft sein, sondern auch modisches Accessoire.

Zugegeben: Auch als Mann kann man angesichts der S01 ins Schwärmen geraten. Ausgestattet mit einem 10,1-Megapixel-Sensor und einem dreifach optischen Zoom, der eine Brennweite entsprechend Kleinbild von 29 bis 87 Millimetern abdeckt, steckt die S01 viele Smartphones spielend in die Tasche. Mit einem Gewicht von lediglich 96 Gramm und ihren geringen Abmessungen (51,2 x 77 x 17,2) ist sie noch dazu so klein, dass man sie wirklich überall hin mitnehmen kann.

Simple Bedienung, ...
Die Liebe auf den ersten Blick ist aber nur von kurzer Dauer. Denn was auf dem Papier gut klingt, hat in der Praxis so seine Tücken. Da wäre zunächst die Bedienung, die prinzipiell sehr einfach gehalten ist: Ein Ein- und Aus-Schalter, ein Auslöser plus Zoomschalter sowie ein Knopf für die Wiedergabe der gemachten Aufnahmen befinden sich an der Oberseite der Kamera - mehr nicht.

Auch im Menü selbst, das über einen Home-Button auf der Rückseite aufgerufen wird, herrscht vorbildliche Ordnung. Bis auf "Blitz ein/Blitz aus" oder diverse Filter wie Sepia oder Spielzeugkameraeffekt, die nachträglich angewendet werden können, gibt es nur wenige Einstellungsmöglichkeiten, die Einsteiger unnötig verwirren könnten.

... aber träges Touch-Display
Das Problem ist nur, dass der Weg in die Menüs über ein 2,5 Zoll großes Touch-Display führt, welches nur äußerst träge auf die Eingabe per Finger reagiert. Besonders in den Ecken bedarf es großen Nachdrucks, dabei befindet sich gerade hier die häufig benötigte Zurück-Taste, mit der man zum vorherigen Menüpunkt gelangt.

Doch nicht nur der Touchscreen reagiert langsam, auch die Kamera selbst gehört nicht zu den schnellsten. Viele spontane Schnappschüsse fallen der Auslöseverzögerung zum Opfer oder die Aufnahmen sind unscharf, weil die Kamera mal wieder etwas länger braucht und sich das Motiv zwischenzeitlich (weiter-)bewegt hat.

Kein Freund von Dunkelheit
Auch in lichtschwachen Umgebungen hat die S01 so ihre Probleme. Das liegt zum einen sicherlich am verhältnismäßig kleinen CCD-Bildsensor und dessen mit ISO 80 bis ISO 1.600 vergleichsweise geringer Lichtempfindlichkeit, zum anderen an der mit f/3.0 auch nicht sonderlich großen Anfangsblende des Objektivs. Die Folge sind verwackelte, aber auch stark rauschende Aufnahmen – zumindest bei deaktiviertem Blitz.

Wenn die Ergebnisse nicht überzeugen, hilft es dann auch nur wenig, dass der mit 7,3 Gigabyte recht großzügig bemessene interne Speicher ausreichend Platz für Aufnahmen sowie Videos in HD- (720p) oder VGA-Qualität bietet und der integrierte Akku bis zu 190 Bilder bzw. gut zwei bis drei Stunden Videomaterial schießt, ohne zwischendurch an die Steckdose zu müssen.

Fazit: Dass die S01 eine Spiegelreflexkamera weder ersetzen will noch kann, ist klar. Ein bisschen mehr hatten wir uns von dem Kamera-Winzling dann aber doch erhofft. Insbesondere die große Auslöseverzögerung und das träge Touch-Display trüben den Spaß am schnellen Schnappschuss zwischendurch. Auch das Bildrauschen könnte geringer sein. Den konkurrierenden Smartphones hat die S01 zwar den optischen Zoom und die hohe Auflösung voraus - und wer im schummrigen Licht den integrierten Blitz und/oder ein Stativ verwendet, kann mit ihr auch durchaus ansehnliche Bilder schießen. Eine ernste Bedrohung für bzw. Alternative zu Smartphones oder geringfügig größere Kompaktkameras stellt die derzeit bereits ab rund 130 Euro erhältliche S01 aber nicht dar – so herzig sie auch ist.

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