Patientendaten

Computer-Hirn “Watson” hilft Ärzten bei Diagnose

Digital
01.06.2016 12:01

Er hat in der US-Quizshow "Jeopardy!" zwei menschliche Champions besiegt und damit bewiesen, dass er knifflige und doppeldeutige Rätselfragen versteht. Jetzt soll "Watson", das von IBM entwickelte Computer-Superhirn, Ärzten helfen, Probleme ihrer Patienten rascher zu erkennen.

Durch die Umstellung von Papierakten auf elektronische Patientendaten wird es bald für jede Person Hunderte bis Tausende gut abrufbare medizinische Aufzeichnungen geben, je nachdem wie alt jemand ist und wie oft er oder sie in Behandlung war. Um daraus die für aktuelle Beschwerden und Therapien relevanten Daten zu extrahieren, bräuchte ein Arzt viel zu lange und könnte leicht etwas übersehen. "Unsere Technologie ist aber gut darin, solche Aufzeichnungen auf intelligente Art und Weise zu lesen und durchsuchen", erläuterte John Prager von IBM anlässlich eines Vortrages in Wien.

Hilfe bei der Diagnose
"Watson" soll den Medizinern nicht die Diagnosen abnehmen, sondern sie dabei unterstützen. Zum Beispiel indem er die relevanten Laborwerte zusammenfasst, ermittelt, welche Leiden aus der Vergangenheit mit dem aktuellen Problem zusammenhängen könnten, und ob Wechselwirkungen mit eingenommenen Medikamente oder Allergien dieser oder jener Behandlung im Wege stehen. Dabei sieht sich das Computersystem nicht bloß nach Schlüsselwörtern um, wie etwa die gebräuchlichen Internetsuchmaschinen, sondern muss den Kontext der Sprache und des Fachgebiets verstehen.

Das sei für "Watson" in der Medizin um einiges schwieriger, als für die Quizshow, erklärte Prager. Dort waren alle Fragen positiv gestellt, in den Patientenakten sind viele Aufzeichnungen hingegen negativ formuliert. Etwa, dass der Betroffene nicht über Schmerzen klagt, eine Wunde nicht gerötet oder ein Tumor auszuschließen ist. Freilich müsse er auch Laborwerte interpretieren und die entsprechenden medizinischen Fachausdrücke dazu lernen, also zum Beispiel, dass ein erhöhter Kalium-Wert im Blutserum von den Ärzten als "Hyperkaliämie" bezeichnet wird.

Immer up-to-date
Für das Computersystem ist es auch leichter, immer am neuesten Wissensstand zu bleiben als für praktizierende Ärzte: "Selbst für Fachärzte in ihrem Spezialgebiet ist es heutzutage zeitlich unmöglich, alle neuen Studien zu lesen", sagte Prager. Dafür würde Tag für Tag zu viel Neues publiziert. "Watson" bezieht das nötige medizinische Wissen aus medizinischer Fachliteratur und Nachschlagewerken sowie wissenschaftlichen Publikationen. Das System lerne dabei selbst, welche Quellen nützlich sind, denn es merke sich jene, die ihm beim Erstellen einer korrekten Antwort geholfen haben. Dieses "Training" finde in Kooperation mit Medizinern statt, so Prager.

Ärzte "enthusiastisch"
Zur Entwicklung von "Watson" zum Mediziner-Assistenten kooperieren die IBM-Forscher mit Krankenhäusern, etwa der Cleveland Clinic in Ohio. Das System wird dort noch nicht zur Unterstützung der Behandlung von Patienten verwendet, aber die Ärzte testen Prototypen und geben Rückmeldung. "Sie sind sehr enthusiastisch über das was wir tun und ich habe das Gefühl, dass sie Einiges davon schon gerne in der Praxis verwenden würden", sagte der Künstliche-Intelligenz-Forscher.

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