Ixus und Powershot

Canons neue Top-Modelle im Test

Elektronik
27.09.2006 19:40
Zugegeben, die Trennung „eine für die Dame, eine für den Herrn“ vollzog Canon bei seiner Produktpräsentation nicht, aber die neuen Modelle aus der Ixus- und Powershot-Reihe sprechen sowohl vom Design als auch von der Handhabung her ganz klar zwei Lager an. Im Krone.at-Test bewies sich das Ixus-Topmodell 900 Ti erneut als DIE durchdesignte Handtaschen-Digicam und bestätigte den Ruf, den sie sich in den letzten 10 Jahren erarbeitet hat. Die Powershot G7 stellt sich als prall gefülltes Fototechnik-Paket für den ambitionierten Hobby-Paparazzo auf.

Die kleinen Details verstärken den Eindruck: Die Ixus zählt auf Knopfdruckbedienung und ein klar strukturiertes, einfach gehaltenes Menü. Mitgeliefert wird eine Trageschlaufe, die mattsilberne Digicam baumelt lässig am Handgelenk. Ganz anders die Powershot: Eine Vielzahl an Tasten, ein Auswahlrad und ein Scrollrad untermauern die These „vielseitig“, fast schon verspielt. Von Lässigkeit soll hier keine Spur sein, mit der G7 kommt ein strammer Umhängegurt, der um den Nacken gelegt werden will.

Design-Cam mit technischen Grenzen: Ixus 900 Ti
Äußerlich besticht das Ixus-Topmodell mit einer Novität am Kompaktsektor. Canon hat ihr ein mattes, geschmeidiges Metallgehäuse aus Titanium verpasst. Nun, das macht die Fotos zwar nicht besser, die Ixus laut Canon aber zum „Handschmeichler“. In der Ixus 900 Ti steckt ein 10-Megapixel-CCD-Chip, die Sensorgröße wird im Datenblatt etwas kryptisch mit der Angabe „1/4,6 cm“ angegeben. Ausgebreitet bedeutet das eine Größe von 7,2 mal 5,3 Zentimetern, was dem Mittelfeld der Kompaktkameras und Canons üblicher Tradition entspricht. Keine Veränderungen also. Die Optik ist ein Dreifach-Zoom und äquivalent zur Kleinbild-Brennweite von 37 bis 111 Millimetern. In der Weitwinkelstellung bleibt das Objektiv mit Blende 2,8 lichtstark und ermöglicht in gut beleuchteten Räumen das Fotografieren ohne Blitz, was insbesondere in Museum & Co. interessant werden kann.

Eine Neuigkeit auf der Softwareseite ist die automatische Gesichtserkennung der Ixus 900 Ti, die im Test zwar gut funktionierte, aber irgendwie doch nicht mehr ist, als ein vereinfachtes Autofokus-System. Am 6,4 Zentimeter großen Farb-LCD der Ixus, das ganz nebenbei absolut den nur als Alibi vorhandenen Guckloch-Sucher ersetzt und einen breiten Sichtwinkel bietet, erscheinen beim Fokussieren des Motivs verschiedenfarbige Rechtecke, die jeweils ein Gesicht (oder manchmal auch einen Gegenstand, der wie ein Gesicht aussehen könnte) markieren. Sollte es just die Person links hinten in der Ecke sein, deren Gesicht man scharf stellen will, so wählt man einfach mit dem Navigationskreuz das Rechteck aus oder – und das geschieht instinktiv – rückt einfach ein bisschen an der Kamerahand und lässt die Ixus noch mal fokussieren, meistens erwischt sie dann eh das richtige Gesicht. Soviel zur Praxis der „Face Detection“, die mit bis zu neun Gesichtern umgehen kann. Für Schnappschüsse ist die Gesichtserkennung etwas umständlich, wenn man Zeit für ein Porträt oder eine inszenierte Aufnahme hat, macht sich das kleine Gimmick schon bewährt.

Fotos zu schießen geht bei der Ixus recht schnell. Sie ist auf Knopfdruck einsatzbereit und braucht für das Speichern eines Bildes – auch bei der maximalen Auflösung von 3.648 mal 2.736 Pixel – kaum länger als ein Wimpernschlag. Beim Fokussieren muss man ihr dafür bei schwierigen Motiven (mehrere Personen hinter- und nebeneinander) und Makro-Aufnahmen (Blumenblüte mit unterschiedlich langen Blättern) etwas mehr Zeit geben. Im Automatik-Modus lässt die Ixus nur wenige Änderungen am Setting zu. Und das ist auch gut so, denn im Test traf sie bei 90% der Aufnahmen die richtige Entscheidung. Erfreulich: Die Kompaktkamera ist nicht „blitzwütig“ sondern vertraut bei ausreichenden Lichtverhältnissen auch einmal der ruhigen Hand des Fotografen.

Nur bei der ISO-Einstellung sollte man sie nicht an ihre Grenzen treiben. Die im Automatik-Modus anwählbare Einstellung „ISO High“ ist nur in Extremsituationen, in denen man wirklich nicht blitzen darf empfehlenswert, da die Rausch-Entwicklung hier sehr stark werden kann, auf dem Display aber zunächst nicht erkennbar ist. Manuell und per Preset in den frei editierbaren Customer-Modis ist es zwar möglich, Fotos mit einem ISO-Wert von bis zu 1600 zu knipsen, das Rauschen im Bild ist dann aber – wie bei sämtlichen Kompaktkameras mit kleinen Sensoren – jenseits von gut und böse. Bei ISO 800 ist es auch nur halbwegs erträglich. Dafür unterdrückt die Ixus 900 Ti das Rauschen bis inklusive ISO 400 hervorragend.

Die Farbintensität bei den Aufnahmen hat sich durch den neuen Bildprozessor im Vergleich zu den Vormodellen verbessert. Makroaufnahmen von Blumenblüten werden erstens farbgetreu und zweitens farbintensiv. Sollte das Motiv einem der Vorwahlprogramme entsprechen (speziell bei Landschaftsaufnahmen, Porträtfoto), so ist es in jedem Fall ratsam, die Einstellung zu verwenden, da die Farbsättigung hier gefühlsmäßig noch einmal etwas höher geschraubt wird. Nervig ist an der Ixus nur, die fehlende Information über die verbleibende Akkulaufzeit. Es trifft einen dann halt relativ unvorbereitet, wenn der Akku schlapp macht und man durch zwischenzeitliches Entleeren der Speicherkarte auch nicht mehr abschätzen kann, wie viele Aufnahmen man schon getätigt hat. Bei unserem Test ging dem voll aufgeladenen Akku nach 300 Aufnahmen mit maximaler Bildgröße die Luft aus.

Gespeichert wird bei der Ixus 900 Ti auf SD-Karten und im JPEG-Format. RAW-Aufnahmen erlaubt die schicke Kompakte keine, was der Kunde in der Regel aber kaum vermissen wird. Videos zeichnet die Ixus im AVI-Format mit Mono-Audio in einer Auflösung von bis zu 1024 mal 768 Pixel auf, wobei in diesem und im kleinsten (160 mal 120 Pixel) Modus nur maximal drei Minuten Aufnahme möglich sind. Im Geschäft ist die Ixus 900 Ti ab Oktober erhältlich. Canon empfiehlt einen Verkaufspreis von 549,- Euro, in den Online-Shops wandert sie bereits jetzt für gesehene 427,- Euro über den virtuellen Ladentisch. Des Weiteren gibt es die Ixus 850 IS, die über einen optischen Bildstabilisator verfügt und die in vier Farben erhältliche, etwas kleinere Ixus i7, beide mit einem 7,1-Megapixel-Sensor.

Ausgeklügeltes Power-Bündel: Powershot G7
Größer, schwerer und weitaus funktionaler als die Ixus hat Canon seine neue Powershot aufgestellt. Die G7 soll jenen Hobby-Paparazzi, die den Schritt zur digitalen SLR nicht machen wollen, ein starkes Tool in die Hand geben. Soweit zum PR-Text. Was die G7 definitiv kann, sind eine Menge technischer Spielereien. Sie deckt sich in Sachen Sensor-Eckdaten mit der Ixus 900 Ti und bietet ebenfalls 10 Megapixel. Beim Objektiv reicht der Atem der Powershot G7 wesentlich weiter. Der Filterdurchmesser ist größer und auch die äquivalente Brennweite von 35 bis 210 Millimetern kann sich sehen lassen. Auch sie bietet in der Weitwinkel-Stellung eine große Blende 2,8. Sie macht definitiv die besseren Fotos, ob wohl nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, ob das auch am intergrierten optischen Bildstabilisator der G7 liegt.

Auch in punkto Rauschverhalten schneidet die Powershot G7 – obwohl sich die beiden am Datenblatt kaum von einander unterscheiden – besser ab. Dadurch rechtfertigt sich auch jenes Drehrad an der Oberseite der mattschwarzen Kamera, das einen direkten Zugriff auf die ISO-Einstellung bietet. Fotos mit ISO 800 sehen auf der Powershot gut aus, ISO 400 wie glatt gebügelt. Für den ambitionierten Techniker ist das Menü der Powershot im manuellen Modus eine Spielwiese. Hier kann durch das stufenlose Scrollrad sogar einigermaßen bequem von Hand fokussiert werden. Wer das nicht braucht, hat ja immer noch die Gesichtserkennung, die auch bei der G7 an Bord ist. Bei der Belichtungszeit hat Canon ein Old-School-Element eingebaut. Die Werte rotieren wunderbar animiert auf einer jeden Millimeter unterteilten Skala, was beim Herzeigen sogar einen gewissen Unterhaltungseffekt mit sich bringt.

Ein weiterer Clou ist der Blitzschuh, wie bei einer professionellen SLR. Auf der G7 kann man Profi-Blitzgeräte anbringen, allerdings verschiebt das bei allzu groß bemessener Gerätschaft den Schwerpunkt und die Kamera kippt schnell vornüber. Gut fühlt sich wider Erwarten der Auslöseknopf an, der bei der Powershot G7 ein in die Zoomwippe eingebetteter „Stift“ ist. Ungefähr so, wie der Knopf an einem Kugelschreiber. In der Form hatten wir das bisher noch nirgendwo gesehen. Was bei der Powershot unerwartet umständlich abläuft, ist das Betrachten der Bilder. Canon hat das Menü – ähnlich wie beim Einstellen der manuellen Belichtungszeit – recht aufwendig animiert. Die Aufnahmen rotieren in Die Aufnahmen schnell durchzuzappen ist hier nicht möglich, was angesichts der sonstigen Fortgeschrittenen-Usability ein bisserl ein Witz ist.

Auch bei der Powershot G7 finden wir keine Unterstützung des RAW-Formats, was im Unterschied zur Ixus die Vorgänger der G7 allerdings ermöglichten. Hier will Canon den Unterschied zu den DSLRs dann wohl doch nicht zu groß werden lassen. Im übrigen fehlt der technisch versierten Digicam aber nicht mehr viel auf die Großen. Attraktiv sind auch die Spezial-Programme der Powershot: Von „Nachtschnappschuss“ über „Schnee“ bis hin zur stark asiatisch anmutenden „Aquarium-Funktion“, die bei Aufnahmen durch Schaufenster und eben Aquarien für anspruchsvolle Farben sorgen soll. Bei der Videofunktion bietet die Powershot genau dieselben Funktionen wie die Ixus 900 Ti. Die beiden Top-Modelle unterscheiden sich auch im Preis kaum von einander. Canon empfiehlt bei der G7 unverbindliche 579,- Euro. Treibt man diesen Vorschlag durch die Dumping-Maschinerie im Internet, so kriegt man die G7 in Österreich ab Oktober für gesehene 448,- Euro.

Christoph Andert

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