Netzneutralität

Beleidigungen und Morddrohungen für US-Behörde FCC

Web
05.06.2014 10:07
In den USA bangen immer mehr Menschen um die Netzneutralität. Nachdem die Kommunikationsbehörde FCC beschlossen hat, die kostenpflichtige Bevorzugung bestimmter Datenpakete im Internet zu erlauben, befürchten viele, dass sich das WWW zu einem Zweiklassen-Tool entwickeln wird, das nur jene in vollem Umfang nutzen können, die genug Geld mitbringen. Der Unmut in der US-Bevölkerung ist so groß, dass die Website der FCC nun von einem Shitstorm biblischen Ausmaßes heimgesucht wird. Selbst Todesdrohungen wurden bereits ausgesprochen.

"Ihr seid eine beschissene Organisation und verdient Schmerz und Leid", schreibt ein User namens Aristotle auf der FCC-Website. Ein anderer schimpft ganz explizit über FCC-Chef Tom Wheeler und dichtet dem Boss der Behörde kümmerliche Geschlechtsmerkmale an. Bei Durchsicht der Kommentare auf der FCC-Website wird schnell klar: Mit der geplanten Abschaffung der Netzneutralität hat die Kommunikationsbehörde in ein Wespennest gestochen.

In der US-Bevölkerung brodelt der Hass gegen die Organisation, berichtet auch das IT-Portal "The Verge" unter Berufung auf den Shitstorm auf der FCC-Seite. Viele der Einträge auf der Website enthielten das Wörtchen "Fuck", auch "Ass" komme immer wieder vor. Auch die Kombination beider Wörter sei in Zusammenhang mit dem Namen des FCC-Chefs immer wieder zu lesen.

"Ich werde Sie und Ihre Familie kaltblütig ermorden"
Einzelne Nutzer vergleichen die FCC mit Spielplatz-Rowdies, die keine Freunde haben. Wieder andere sprechen sogar Todesdrohungen aus. "Ich werde Sie jagen und Sie und Ihre Familie kaltblütig ermorden. Das ist kein Scherz, Schwachkopf", schreibt ein Mann namens Anthony Pritchett, direkt an FCC-Chef Wheeler gerichtet. Manch besonders hasserfüllter Eintrag ist von solcher Derbheit, dass wir ihn an dieser Stelle nicht zitieren möchten.

Rund 50.000 Menschen haben bereits von ihrem Recht Gebrauch gemacht, der FCC die Meinung zur Netzneutralität zu geigen. Das Thema scheint die US-Bürger zu bewegen. Zu anderen Themen, bei denen ebenfalls die Möglichkeit bestanden hätte, der FCC eine Anmerkung zu hinterlassen, äußerten sich meist nur ein- bis zweitausend Menschen. Jetzt, wo es um die Abschaffung des Internets in seiner heutigen Form geht, sehen jedoch viele ihre Informationsfreiheit bedroht.

User fürchten Zensur und Wirtschaftsinteressen
In den sachlicheren Kommentaren auf der FCC-Seite erklären sie auch, warum. "Das Internet muss offen und unbefangen bleiben, ohne Kontrolle durch Konzerne oder Zensur", fordert etwa ein Nutzer namens Adam. Die Netzneutralität abzuschaffen, würde die wichtigste Quelle für Nachrichten und Bildung ohne Unternehmensinteressen zerstören, glaubt er. "Sie limitieren die einzige Welt außerhalb dieser, die nicht von der Politik und Bürokratie stranguliert wird. Sie wissen, was Sie tun, und wenn Sie diese Veränderungen durchziehen, sind Sie schreckliche Menschen", schreibt Jane Ruiz.

Wie es in den USA mit der Netzneutralität nun weitergeht, ist unklar. Vor rund zwei Wochen hatte die FCC unter öffentlicher Empörung die Abschaffung des neutralen Internets beschlossen. Schon damals kam ein Aufschrei von Netzaktivisten, aber auch von großen Internetunternehmen wie Google und Facebook, die finanzielle Verluste befürchten, falls sie künftig Internetprovider für den schnellen Transfer ihrer Daten bezahlen müssten. US-Präsident Barack Obama hat sich ebenfalls zu Wort gemeldet und sich für die Netzneutralität ausgesprochen. Die FCC sei jedoch eine unabhängige Behörde.

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