Helden der Fähre

Crewmitglieder opferten ihr Leben für Passagiere

Ausland
23.04.2014 11:23
Nach dem Fährunglück vor Südkorea vor einer Woche wird nun klar, dass einige Crewmitglieder ihr Leben opferten, um andere zu retten. Anders als der Kapitän, der das sinkende Schiff früh verließ, hätten einige Mitarbeiter aus seinem Team ihre Schwimmwesten an Passagiere weitergegeben und andere sich geweigert, Schüler ihrem Schicksal zu überlassen, berichten Angehörige und Überlebende. Mindestens sieben der 29 Crewmitglieder würden noch vermisst oder seien gestorben, heißt es.

Einige Crewmitglieder verließen die sinkende Fähre früh, genau wie der Kapitän. Ihnen warf Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye vor, ihre Taten seien unverständlich und inakzeptabel gewesen - "und kamen Mord gleich". Auch südkoreanische Internetnutzer beschimpfen die Besatzung als "Feiglinge", berichtet die Nachrichtenagentur AP.

Crewmitglieder retteten Schüler
Dabei opferten einige Angestellten der Fähre ihr Leben, um andere zu retten, wie nun bekannt wird. So berichtete etwa Ahn So-hyun über ihren vermissten Ehemann Yang Dae-hong. Er habe sie am Mittwoch über sein Handy angerufen, als die Fähre im Sinken begriffen war, so die trauernde Ehefrau. "Seine letzten Worte waren: 'Ich bin unterwegs, um die Kinder zu retten.'" Gemeint waren die 323 Schüler einer High School an Bord der Fähre, die insgesamt 476 Personen beförderte.

Auch eine weitere Angestellte habe sich geweigert, die Schüler alleinzulassen, berichten südkoreanische Medien. Park Ji-young habe zahlreiche Teenager in letzter Minute in Sicherheit gebracht, obwohl sie keine Schwimmweste trug. Sie habe sich von den Schülern mit den Worten verabschiedet, dass sie nicht von Bord gehen dürfe, ehe nicht alle Passagiere gerettet seien. Die 22-Jährige war unter den ersten Toten, die geborgen wurden.

Späte Evakuierung vereitelte Hilfe
Passagier Koo Bon-hee erklärte, einige Crewmitglieder hätten ihre Rettungswesten an Reisende verteilt. Manche Angestellten berichten, sie hätten aufgrund der späten Evakuierung durch den Kapitän kaum noch eine Chance gehabt, zu helfen. Oh Yong-seok, Steuermann an Bord der "Sewol", sagte unter Tränen, er und vier Kollegen hätten lediglich von Rettungsbooten aus eingreifen können, indem sie Scheiben einschlugen und so in Kabinen eingeschlossene Passagiere herausholten.

Es breche sein Herz, an die vielen toten Kinder zu denken, so Oh, der bei den Hilfsmaßnahmen verletzt wurde. In den Medien würden seine Bemühungen und die seiner Kollegen jedoch nicht gewürdigt, so der 57-Jährige. "Stattdessen sagen sie, dass alle Crewmitglieder geflohen sind."

Fährenmitarbeiter fürchten Öffentlichkeit
Auch den Behörden wirft er Fehlinformation vor. So habe etwa ein festgenommener Bootsmann sein Wissen genützt, um die Hilfsmannschaften zu dirigieren, erklärte Oh. Andere Crewmitglieder trauen sich der AP zufolge aufgrund der aufgeheizten Stimmung in der Bevölkerung nicht mehr, ihre Version der Ereignisse zu schildern. Ein Ingenieur habe sich am Montag etwa in einem Hotelzimmer eingeschlossen und mit Selbstmord gedroht.

Die Stimmung in der Öffentlichkeit, verständlicherweise wütend ob der möglicherweise über 300 Toten, wird die Aufklärung der Ereignisse nicht vereinfachen. Noch immer ist etwa unklar, warum der Kapitän die Evakuierung viel zu spät anordnete und weshalb er so früh von Bord ging. Oh zufolge krachte der Kapitän in eine Eisentür, als das Schiff in Schräglage kam. Er habe gedacht, Lee habe sich dabei schwer verletzt, so Oh, doch später habe dieser offenbar ohne Probleme gehen können. "Der Kapitän hätte dortbleiben sollen", so Oh, "selbst wenn das seinen Tod bedeutet hätte."

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