Kalt lächeln

Winterfreuden mit dem Dreiradlroller Piaggio MP3 LT

Motor
25.02.2011 12:17
Die Fortbewegung per Motorrad bzw. -roller scheitert im Winter gemeinhin an der passenden Bereifung. Und damit meine ich nicht nur Winterreifen, sondern auch die Zahl der Reifen, die das Gefährt mit dem Boden verbinden. Allerdings gibt es Möglichkeiten: Das Maximalpaket für den Winter lautet: Piaggio MP3 mit drei Winterreifen (zwei vorne, einer hinten) und ein „Hot Cover“ gegen die Kälte.
(Bild: kmm)

Der große Vorteil des MP3 gegenüber anderen Rollern sind die zwei Vorderräder. Wo andere wegen des wegrutschenden Vorderradls schon auf der Nase liegen und sich die Hüfte reiben (oder zitternd ums Eck wackeln), fährst du mit dem MP3 ganz normal um die Kurve. Und wenn er wegrutscht, rutscht er weg, aber fällt deshalb noch lange nicht um. Außer man übertreibt’s.

Umfallen ist generell nicht so das Ding des MP3. Auf Knopfdruck sperrt sich die Geometrie der Vorderradkonstruktion, sodass der MP3 aufrecht bleibt („Roll Lock“ heißt die Funktion). Beim Test-Roller hat das Ding allerdings Probleme bereitet. Beim Einschalten der Zündung hat er wie verrückt gehupt und ließ sich nicht starten. Recherche in Internet-Foren (ja, das Problem ist nicht gerade selten) brachte Klarheit: Zündung ein (Hupen ignorieren), Roll Lock ausschalten, starten, Roll Lock nicht verwenden. Später hat’s dann wieder funktioniert.

Leise rieselt …
Mit dem MP3 im Schnee fahren ist zwar keine Alltagslösung, aber zwischendurch ganz lustig. Und wenn’s matschig, rutschig oder einfach nasskalt ist, hast du Reserven, die dir kein Zweirad bieten kann. Über jahreszeitbedingt allgegenwärtigen Rollsplitt kannst du nur lachen - oder auch kalt lächeln.

Winterreifen braucht‘s natürlich trotzdem. Sie haben schon allein wegen der Gummimischung Riesenvorteile gegenüber Sommerreifen. Kostenpunkt: über 300 Euro. Davon kann man allerdings die Parkgebühren (plus Strafzettel) abziehen, die man sich in der Stadt spart. Und (Zeit ist Geld) die Zeit, die man für den Weg und fürs Parkplatzsuchen spart. Aber das nur am Rande.

Abgesehen von den sagenhaften Vorteilen auf schlechter/rutschiger/sonstwie übler Fahrbahn fährt sich ein Dreiradl ähnlich wie ein normaler Roller. Der MP3 300 LT Sport hat 22,5 PS und 24 Nm, damit kommt man in der Stadt wunderbar aus. Er ist halt mit 236 kg kein Leichtgewicht. Auf der Landstraße fühl ich mich ein bissl verloren (ich bin Roller aber auch nicht gewöhnt, sondern offen gestanden einer von der Motorradfraktion). 120 macht er Spitze, trotz drei Rädern merkt man dabei allerdings, dass selbige ziemlich klein sind im Durchmesser. Das hält den Roller wendig, macht ihn aber natürlich grundsätzlich wackliger als ein Motorrad. Mal abgesehen vom oben beschriebenen Effekt.

Bei dem Tempo werde ich aber bei Minustemperaturen auf Dauer auch mit der (etwas fummeligen) Omadecke namens Hot Cover nicht froh. Hinten ist sie offen, außerdem hat der Testroller keine Griffheizung. Vielleicht bin ich aber auch einfach nur verfroren. Nüchtern betrachtet hält sie Wind und Schmutz von Beinzwirn und Schuhwerk fern, außerdem hat mein MP3 einen überdimensionalen Windschild (praktisch, aber nur solange die Scheibe nicht verdreckt ist – Scheibenwischer gibt’s keinen). Ein dicker Anorak, Skiunterhose, Integralhelm (ja, in diesem Fall auch am Roller) und Fleece-Sturmhaube – damit schafft’s ein Herrman Maier auch bis zum Nordpol…

Stephan Schätzl

Warum?

  • Wenn „Zweirad“ auf Winterstraßen, dann Dreirad.
  • Den LT darf man sogar mit B-Führerschein fahren (gilt als Auto).

Warum nicht?

  • Schwer, 2.000 Euro teurer als ein Zweiradl, und kalt ist es trotzdem.
  • Probleme mit dem „Roll Lock“.

Oder vielleicht …

  • … doch lieber Auto fahren im Winter?
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(Bild: kmm)



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