Blindflug zum Crash

Was lenkt beim Autofahren wirklich ab?

Motor
21.05.2015 11:21
Aufs Smartphone schauen, die Sonnenbrille suchen, mit den Kindern schimpfen: Bei etwa jedem zehnten Unfall mit Personenschaden war der Fahrer abgelenkt, sagen ADAC und ÖAMTC. Deshalb haben die beiden Autofahrerklubs die Ablenkungsfaktoren untersucht. Das Ergebnis: Auch vermeintlich wenig ablenkende Nebentätigkeiten lenken zu sehr ab.
(Bild: kmm)

Unachtsamkeit und Ablenkung waren 2014 laut Statistik Austria Ursache für 15.933 Verletzte und 107 Tote auf Österreichs Straßen. Der ÖAMTC hat nun einen Versuch mit 66 Männern und Frauen, allesamt routinierte Lenker, im Fahrtechnik Zentrum Teesdorf durchgeführt. Die Probanden waren mit 30 bis 50 km/h unterwegs und erhielten per Funk fünf Aufgaben: eine Eingabe ins Navi, das Entgegennehmen eines Handytelefonats, die Herausnahme einer Brille aus einem Etui, das Trinken aus einer Wasserflasche und das Aufheben eines heruntergefallenen Kinderspielzeuges.

Das Fahr- bzw. Blickverhalten wurde mittels Videoaufzeichnung registriert, zusätzlich wurden Herz- und Gehirnaktivität gemessen. Das Ergebnis: Auch vermeintlich leicht bewältigbare Aufgaben stellen ein großes Sicherheitsrisiko dar, fasst ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger zusammen. "Für die meisten Lenker ist Autofahren reine Routine. Sie haben das Gefühl, dass sie sich problemlos zusätzlich beschäftigen können", erklärte die Psychologin. Der Test zeige jedoch messbare Beeinträchtigungen, unabhängig von Alter, Geschlecht oder persönlicher Einschätzung des eigenen Könnens.

Bis zu 27 Sekunden im "Blindflug"
Beispielsweise konnten 76 Prozent der Probanden vor einem unerwarteten Hindernis nicht rechtzeitig anhalten, während sie mit einer Eingabe ins Navi beschäftigt waren. "Kein Wunder: Im Durchschnitt waren die Kandidaten 56 Meter lang im Blindflug unterwegs, während die Aufgabe sie abgelenkt hat", so Seidenberger. Das Öffnen einer Wasserflasche sorgte hingegen dafür, dass die Hände für durchschnittlich 105 Meter nicht am Lenkrad waren.

Am längsten im Blindflug, also ohne die Augen auf die Straße zu richten, waren die Probanden beim Telefonieren mit dem Handy unterwegs. "Im Durchschnitt waren es 83 Meter. Der Grund ist, dass man während des Nachdenkens oft unbewusst nach links oder rechts schaut. Eine Testperson fuhr sogar 27 Sekunden, ohne auf die Straße zu schauen", hält Seidenberger fest.

Navi und Handy lenken am stärksten ab
Im Rahmen der ÖAMTC-Studie wurde schließlich ein "Ablenkungsindex" errechnet. Geht man davon aus, dass ein Wert von 100 Prozent heißt, dass man vollständig von einer Tätigkeit abgelenkt ist, ergibt sich aus den Aufgaben, die den Probanden gestellt wurden, ein Ranking. Am meisten (63 Prozent) haben demnach die Eingabe am Navi sowie das Telefonieren mit dem Handy abgelenkt. Dahinter folgen das Trinken aus einer Wasserflasche (53 Prozent), das Öffnen des Brillenetuis (40 Prozent) und das Aufheben eines Spielzeuges (32 Prozent).

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(Bild: kmm)



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