Dreck & Spaß

VW Tiguan – der Volks-Jeep

Motor
14.01.2009 12:15
Dass VW mit dem Tiguan ein bisserl spät dran ist – sch…-egal! Die verspielte Mitte zwischen Golf Plus und Touareg ist einfach auf der ganzen Linie gelungen. Der Einstandspreis von unter 30.000,-- Euro ist zwar schon wieder passé, aber Dumping hat ein derart unpeinlicher SUV gar nicht nötig. Er hat was von einem SUV-Urmeter. Wer ist Toyota RAV4?
(Bild: kmm)

Volkswagen strebt nicht weniger als die Marktführerschaft im Segment an, ein hehres Ziel also, das neben Wolfsburger Solidität mit einem kleinen Heer an Ausstattungsvarianten und Sonderausstattungen erreicht werden soll (spartanisch ist aber schon der Einstieg nicht). Es gibt sogar zwei Karosserievarianten, eine fürs Fahren und Flanieren auf Asphalt, eine fürs Erkunden und Spazieren abseits davon. Beide hatte ich mit dem 140-PS-Diesel im Test.

Nach einigen Offroad-Mogelpackungen mit der Bezeichnung „Cross“ im Namen kommt hier also ein Fahrzeug mit Golf-Genen auf den Markt, mit dem man sich tatsächlich ins Gelände wagen darf, besonders wenn man sich in der Version „Track & Field“ befindet. Auffälligstes Merkmal ist die spitz zulaufende Front mit Unterfahrschutz, die einen Böschungswinkel von satten 28 (statt 18) Grad ermöglicht (der Plastikunterfahrschutz ist natürlich nicht für grobes Aufsetzen gemacht). Da werden Erinnerungen an den VW Iltis wach, allerdings nur der Optik wegen, mit dem zum Kippen neigenden Fahrverhalten und auch der sonstigen Grobschlächtigkeit hat der Tiguan nichts zu tun.

Parallel wird auch die noch zivilere Version angeboten, die noch besser auf die Straße passt. Den Allradantrieb 4motion haben alle Tiguane serienmäßig (um ein Zeichen zu setzen, nächstes Jahr werden Fronttriebler nachgereicht), die Dreckfeld-Version besitzt sogar einen Knopf, auf dem Offroad steht. Leider lassen sich damit keine Differentialsperren aktivieren, sondern nur eine Bergabfahrhilfe sowie eine Dosierhilfe fürs Gaspedal. Im Testeinsatz abseits der Straßen auf einem steilen Wiesenstück oder steilem losem Untergrund waren es folglich Traktionsprobleme, die das volle Ausnutzen des grandiosen Böschungswinkels verhindert haben. Geländereifen hatte ich zufällig auch gerade nicht dabei. Wer sich weiter in die Pampa traut, für den gibt es optional ein Offroad-Navigationssystem.

Achtung, Abschnitt für Buben
Spielen in der Kiesgrube macht aber tatsächlich Spaß, und man kriegt nicht gleich bei jedem Buckel ein schlechtes Gewissen. Das Fahrwerk steckt auch, wenn es grob wird, einiges weg, ist aber auch für Asphalt bestens eingerichtet. Das Wanken in schnellen Kurven hält sich in Grenzen, der Tiguan ist durchaus handlich und agil. Verkehrsberuhigende Holperschwellen werden nicht mehr wahrgenommen und die Fahrstabilität ist selbst dann gegeben, wenn man bei 200 km/h (laut Tacho, in echt sind es maximal 186 km/h) ein weißes Kastl am Autobahnrand stehen sieht. Lästig ist nur, dass sich bei einer Vollbremsung (Bremsassistent!) die Warnblinkanlage aktiviert. Muss doch nicht gleich jeder sehen, dass man gerade versäumt hat, auf den Tacho zu schauen.

10,5 Sekunden vergehen für den Hundertersprint, recht beachtlich für einen 1,6-Tonner. Bei aller Raserei bleibt der Tiguan relativ ruhig, auch akustisch. Ja, das liegt nicht zuletzt an dem neuen Common-Rail-Diesel mit 140 PS. Weitere angebotene Motorisierungen: ein Diesel mit 170 PS sowie drei Benziner mit 150, 170 und 200 PS, alle aufgeladen.

Apropos laden. Der Tiguan taugt auch als Kombi. 470 Liter passen in den Kofferraum, was sich stufenweise vergrößern lässt: Die Rückbank ist serienmäßig längs um 16 Zentimeter verschiebbar, außerdem lassen sich die Rücklehnen senkrecht stellen und natürlich asymmetrisch umklappen. Die Sitzflächen bleiben leider fest, für eine ebene Ladefläche braucht man den aufpreispflichtigen doppelten Ladeboden. Maximal passen 1.510 Liter hinten rein.

Wer entsprechend tief in die Tasche greift, kann sich den Tiguan zu einem echten Nobelhobel gestalten lassen, sei es in der Version Trend & Fun, Sport & Style (serienmäßig mit Sportsitzen) oder eben Track & Field. Vom  perfekt zu bedienenden Touch-Screen-Navi bis zum Einparkassistenten bleiben kaum Wünsche offen, wenn es das Konto zulässt. Etwa eine 30-GB-Festplatte für Musik und Videos, eine sehr übersichtliche Rückfahrkamera oder ein zu öffnendes Panoramadach. Bei einem Kaufpreis von € 40.000,-- ist man da schnell angelangt. Praktisch ist auch die per Seilzug wegklappbare Anhängerkupplung. Schade, dass es eine solche Klappfunktion nicht auch für die Frontpartie gibt…

Stephan Schätzl

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(Bild: kmm)



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