Klein, aber Niveau

VW Polo im Test: Die Revolution der Grammatik

Motor
30.11.2009 15:05
Was ist die Verkleinerungsform von Golf? Gölfchen? Golferl? Golfele? Golfi? Alles nicht falsch. Richtig ist aber auch: Polo. Und das ist zugleich die Vergangenheitsform von Golf, denn der heutige Polo ist zum einen so groß wie ein Golf III und fühlt sich zum anderen an wie ein Golf in Schrumpfform, also richtig souverän.
(Bild: kmm)

Einen Kleinwagen zu fahren, muss nichts mit Verzicht zu tun haben, abgesehen von der Größe des Autos. Was die betrifft, ist der Polo kein Ersatz für seinen großen Bruder. Dessen Qualitäten sind aber an Bord, und das serienmäßig. Die Verarbeitungsqualität ist erstklassig und übertrifft manch höherklassiges Auto deutlich, das 5-Gang-Getriebe ist blitzsauber zu schalten und das Fahrverhalten über alles Kleinwagige erhaben, ebenso die gefühlvolle, zielgenaue Lenkung. In diesem Segment noch keine Selbstverständlichkeit: ESP und Hillholder sind serienmäßig.

Souveräne Ausstrahlung
Der Innenraum strahlt in der mittleren Ausstattungsvariante "Comfortline" des Testwagens nüchterne, überlegene Solidität aus, die einem einerseits das Gefühl gibt, dass es an nichts mangelt, andererseits nicht mit Verspieltheit nervt. Und bietet dabei mehr als erwartet: In welchem Kleinwagen passt eine 2-Liter-Plastikflasche in die Ablage der Seitentüren? 280 weitere Liter lassen sich im Kofferraum verteilen, der sich auf 952 Liter erweitern lässt. Mit doppeltem Boden ist sogar eine ebene Ladefläche drin. Fein: Die Kopfstützen müssen zum Umklappen nicht abmontiert werden, aber beim Aufstellen Achtung auf die Gurte!

Serienmäßig sind Kopf-Thorax-Airbags (integriert in den Lehnen der Vordersitze), Gurtstraffer und Gurtkraftbegrenzer plus Gurtwarner und dem Schleudertrauma entgegenwirkende Kopfstützen (jeweils vorn), drei Fond-Kopfstützen sowie Isofix-Kindersitz-Verankerungen. Optional gibt es Curtainairbags (Kopfairbagsystem für Front- und Fondpassagiere).

Bei aller Souveränität ist ein Fehler im Bild schon geradezu ungewöhnlich: Die Beleuchtung des griffgünstig platzierten Scheinwerfer-Drehschalters spiegelt sich im Dunkeln in der Seitenscheibe - und versperrt damit den Blick in den Außenspiegel.

Dreizylinder muss man mögen
Als Motor hat sich dieser Polo einen tollen Vierzylinder-Benziner oder einen der Common-Rail-Diesel verdient. Der Testwagen wird vom Dreizylinder-Benziner mit 70 PS angetrieben. Dem hat VW zwar einigermaßen Manieren beigebracht, akustisch fällt es ihm aber schwer, Zurückhaltung zu zeigen. Die ungerade Zylinderzahl fordert ihren Tribut von den Ohren. Wen das nicht stört, der freut sich an tadellosem Ansprechverhalten und der Leistung entsprechender Spritzigkeit. 14,1 Sekunden dauert der Standardsprint in dem ohne Fahrer knapp 1.000 Kilo schweren Wagen, 165 km/h sind mit etwas Geduld als Maximaltempo drin. Der Testverbrauch liegt bei meist zügiger Fahrweise bei knapp 7 Litern.

Der Testwagen kostet abzüglich NoVA-Bonus knapp 16.000 Euro, da ist bereits der Fahrersitz höhenverstellbar, dabei auch Klimaanlage, ZV mit Fernbedienung, elektrische Außenspiegelverstellung, Komfortblinker, MP3-Radio oder etwa elektrische Fensterheber rundum. Der schwächste Motor leistet 60 PS, die stärksten (Benziner und Diesel) 105 PS. Manche Versionen sind sogar mit 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe erhältlich.

Damit ist der Polo nicht teurer als die Konkurrent, lässt aber einen guten Wiederverkaufswert erwarten. Fazit: Klein, aber Niveau!

Stephan Schätzl

Warum?

  • Der Polo übersetzt die gölfische Souveränität ins Kleinwagensegment.
  • erwachsene Umgangsformen

Warum nicht?

  • Der Dreizylinder ist nur was für Unempfindliche.

Oder vielleicht ...

  • ... Skoda Fabia, Opel Corsa, Fiat Grande Punto zum Beispiel.

Schade, ...

  • ... dass der Dreizylinder die Überlegenheit akustisch konterkariert.
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(Bild: kmm)



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