Le Gatsch, la Straße

Renault Koleos: It’s Crossover now, mon chèrie!

Motor
26.01.2009 15:53
Renault hat sich mächtig was vorgenommen, zumindest lässt der Name des SUVs darauf schließen: Koleos. Dabei wirkt der einigermaßen geländetaugliche Franzose gar nicht so kolossal, sondern beinahe zierlich. Aber stille Wasser sind bekanntlich tief.
(Bild: kmm)

Letztere dürfen übrigens immerhin 45 cm tief sein, damit der Koleos schadlos durchkommt. Nicht schlecht für ein Auto, das normalerweise auf Asphalt bewegt wird, auch der Böschungswinkel ist mit 27° vorn und 31° hinten passabel, der angedeutete Unterfahrschutz also nicht peinlich. Immerhin ist sogar eine Bergabfahrhilfe an Bord, wenn auch keine Untersetzung, aber das wäre wirklich übertrieben. Natürlich hat der Testwagen Allradantrieb, der ist mit der Topmotorisierung, dem 2-Liter-Diesel mit 173 PS und 360 Nm, serienmäßig. Die anderen beiden Motorvarianten (171-PS-Benziner und 150-PS-Diesel) gibt es auch mit Frontantrieb.

Koleos nicht nur für Rodeos
Auch wer nicht auf Offroad-Touren steht, hat Spaß mit dem Renault Koleos, denn er fährt sich prima und souverän und ist auch noch praktisch wie ein Kombi. Die Heckklappe öffnet sich zweigeteilt, die untere Hälfte dient als Laderampe, Sprungbrett am See oder Picknick-Bank, solange insgesamt nicht mehr als 200 kg drauf sitzen. Leider ist das Plastik kratzempfindlich. Zur Vergrößerung des Laderaumes von450 auf 1.380 Liter reicht ein Zug am Hebel, dann klappt alles von selbst zu einer ebenen Ladefläche um, auch die Kopfstützen können drauf bleiben.

French Living
Der Innenraum ist angenehm wohnlich, wenn man vom auch hier kratzempfindlichen Hartplastik absieht. Licht flutet durch das Glaspanoramadach (ab Version Privilège) herein, dessen vordere Hälfte sich elektrisch öffnen lässt, und erhellt übersichtliche, gut bedienbare Armaturen. Das optionale Navi lässt sich mit einem zwischen den Vordersitzen befindlichen Joystick, der von vielen Druckknöpfen umringt ist, bedienen. Der ist leider etwas wackelig, und es dauert einige Zeit, bis man auswendig weiß, wo welcher Knopf sitzt. Dahinter verbergen sich dann aber auch so lustige Informationen wie ein Neigungsmesser oder ein Höhenmeteraufzeichner. Die Navi-Stimme ist nichts für Deutschlehrer, sie hat’s nicht unbedingt mit der Grammatik (Beispiel: „in 200 Meter“ statt „in 200 Metern“).

Etwas zu viel Design ist der Alubügel, der den Bildschirm auf der Konsole umfasst, er spiegelt sich penetrant in der Frontscheibe. Ein anderer Bügel gibt da ein positiveres Zeugnis französischer Verspieltheit: Das Fach unter der Armlehne lässt sich wie ein Körbchen herausnehmen. Nicht alles ist da, wo es hingehört: So hat der Sitzheizungsschalter nichts unten am Sitz verloren, der Tempomat-Ein-/Ausschalter gehört nicht zwischen die Vordersitze und die Radiobedienung ist am verborgenen Lenkstockhebelschalterrädchenkonglomerat so deplatziert wie seit je her bei Renault. Außerdem wäre es wirklich praktisch, wenn die Tempomatbedienung im Lenkrad beleuchtet wäre.

Moteur à la bonheur
Ausschließlich Freude bereitet der große Dieselmotor. Nach zartem Kaltstartnageln läuft er ebenso geschmeidig wie leise und glänzt mit souveräner Kraftentfaltung. Kein Turboloch, keine Drehmomentzurückhaltung, er zieht einfach an. 9,9 Sekunden von 0 auf 100 sind zwar kein Sportwagenwert, aber der Koleos wiegt leer immerhin 1.655 kg, auch wenn man ihm das auf den ersten Blick nicht zutraut. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 191 km/h. Allerdings genehmigte sich der Renault im Schnitt knapp zehn Liter Diesel auf 100 km.

Das Fahrwerk ist auf der komfortablen Seite zu Hause, mehr, als man das von einem SUV erwarten muss. Dafür neigt sich die Karoserie auch relativ stark in schnellen Kurven, die leichtgängige Lenkung dürfte gerne gefühlvoller und direkter sein. Das Sechsgang-Getriebe ist gut gestuft, hakelt aber etwas, wenn man hektisch schaltet, und fühlt sich ein wenig wie ein Plastikspielzeug an.

Fazit:
Der Koleos ist in seiner bescheidenen Schönheit etwas für Genießer, die zwar gerne souveräne Kraft unter der Haube haben, aber keinen heißen Reifen fahren wollen. In der Topversion um gut 37.000 Euro ist praktisch die gesamte Aufpreisliste schon drin, abgesehen von Navi und Metalliclackierung, sogar ein BOSE-Soundsystem mit zehn Lautsprechern. Viel Auto fürs Geld.

Stephan Schätzl

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

(Bild: kmm)



Kostenlose Spiele