Oben & hinten ohne

Renault Kangoo Be Bop: Der Lustwagen

Motor
17.07.2009 11:20
Wenn ein Auto ein Clown sein kann – der Renault Kangoo Be Bop ist einer! Ernst nehmen ausgeschlossen, Spaß haben ist Pflicht. Und ansteckend. Mag sein, dass einen die Menschen auf der Straße auslachen, aber wenigstens lachen sie. Und das ist gut für den Weltfrieden. Dass das nicht immer praktisch ist, nun, Peace, Leute, das muss es uns wert sein!
(Bild: kmm)

Generell zweifarbig lackiert, der Testwagen in Orange und Grau, das Armaturenbrett knallblau, die (zu kurzen) Sitze ebenso kunterbunt, dazu echt witzige Proportionen, weil dem Auto praktisch der Mittelteil abhanden gekommen ist – vielleicht war den Designern fad im Schädel, den Mitfahrern wird’s das jedenfalls nicht. Dazu das viele Glas rundherum! Je eine ausstellbare Dachluke über Fahrer und Beifahrer fürs Camping-Feeling, mitten am Dach noch ein Glaseinsatz und hinten, ja, hinten, das ist der Clou: Der ebenfalls verglaste hintere Teil des Daches lässt sich öffnen (Passagier-Cabrio!), die Heckscheibe elektrisch versenken! Offenheit ist ja auch wichtig für den Weltfrieden, irgendwie.

Pickup mit Seitenwänden
Außerdem kann man so wunderbar etwa einen großen Oleander transportieren. Der kann zwar nicht richtig stehen, weil der Laderaum krumm und bucklig ist, aber er hat nach oben immerhin Platz. Hat irgendwie was von einem Pickup mit Seitenwänden. Es ist auch lässig, per Fernbedienung das Heckfenster zu versenken und seine Siebensachen locker reinzuwerfen.

So spaßig das Konzept ist, so unpraktisch ist es, nüchtern betrachtet, auch. Wer auf den beiden hinteren Einzelsitzen mitfahren möchte, muss sich verrenken, um nach hinten zu kommen, hintere Türen bleiben ein frommer Wunsch und die Vordersitze wehren sich nach Kräften dagegen, nach dem Durchstieg wieder in ihre ursprüngliche Position gebracht zu werden. Dann gleich besser durch die coole seitlich angeschlagene Hecktüre, die allerdings viel Platz zum Aufschwingen braucht (allerdings auch auf halbem Weg hält). Braucht man Platz für Gepäck, lassen sich die hinteren Sitze verschieben, kinderleicht hochklappen oder ausbauen. Maximal passen so 1.492 Liter rein, mit Sitzen sind es nur 214 Liter. Also, voll besitzt muss man auf Kofferraum nahezu verzichten.

Viel Platz für Kleinzeug
Für Kleinkram gibt es hingegen viel Platz: Für die hinteren Mitfahrer (oder als Erweiterung des Kofferraumes) gibt es links und rechts ein Staufach unterm Fenster, je ein zusätzliches darunter, und vorne herrschen sowieso Luxus und Wohlstand in Sachen Ablagen. In die Türen passen 1,5-Liter-Plastikflaschen und noch was dazu, zwischen den Vordersitzen ist ein immens tiefes Fach unter der Mittelarmlehne, das Handschuhfach ist groß und gut erreichbar und darüber befindet sich eine kleine Ablage, die perfekt für ein Handy ist. Schade, dass das Material so hartes Plastik ist.

Die große Offenheit ist sogar bei Höchsttempo (168 km/h im Testwagen) akustisch erträglich, ein Leisetreter ist der Be Bop generell nicht, was längere Autobahnfahrten etwas anstrengend macht. Außerdem zittern hier die großen Außenspiegel. In der Stadt ist der wendige Kleine dagegen großartig: Mit 3,87 m Länge findet man locker einen Parkplatz und kommt dank Mini-Wendekreis auch leicht rein.

Schwerer, als er aussieht
Ampelrennen gewinnt man dagegen nicht, der 103-PS-Diesel müht sich redlich mit dem 1,5-Tonner (wie kann so ein kleines Auto so schwer sein?), tut sich aber echt schwer. Nennenswerte Kraft steht erst ab 2.500 Touren zur Verfügung, wobei erst ab 3.000 Touren richtig was weiter geht. Wenn man den Diesel ungeduldig tritt oder gar schnell auf der Autobahn unterwegs sein will, kommt man auf Verbrauchswerte weit über 7 Liter, sonst schafft man es durchaus, darunter zu bleiben. Noch ein paar Zahlen: 0-100=12,6 laut Werksangaben, 168 km/h Spitze (es gibt übrigens auch einen 107-PS-Diesel, der etwas spritziger, aber auch schluckfreudiger ist).

Das Fahrverhalten ist unkompliziert, aber auch indirekt. Der Be Bop neigt sich in Kurven deutlich, der leichtgängigen Lenkung fehlt die letzte Exaktheit, es ist doch alles etwas weich. Das Sechsganggetriebe schaltet sich ausreichend exakt. Der Be Bop ist zwar kein Geländewagen, man kann sich aber durchaus in leichtes Gelände wagen: Mit im Vergleich zum langen Kangoo auf 21,5 cm erhöhter Bodenfreiheit kommt man schon recht weit auf schroffen Feldwegen.

Fazit:
Der Be Bop gibt einem das Gefühl, er sei ein Clown für alle Fälle: Trips mit Sportgerät ins Gelände, Ladefuhren, Badeausflüge, Fahrten in parkplatzarme Gebiete, mit dem optionalen Navi (tolle Grafik) findet er auch überall hin, dazu hat er ABS, ESP, 4x15-Watt-Stereoanlage mit Bedienungssatellit, vier Airbags und dazu Zweifarb-Metallic-Lackierung (Blau statt Grau wäre schöner) und Alufelgen – nüchtern betrachtet gibt es aber durchaus praktischere Autos. Aber wenig Clowns auf vier Rädern. Und ein Lächeln ist unbezahlbar. Apropos: 19.750 Euro Grundpreis, der Testwagen kommt mit Navi, Klimaautomatik, Tempomat und Parkpiepser hinten auf gut 22.000. Was ist er nun: Sparschwein oder Witzkiste?

Stephan Schätzl

Warum?

  • Ein Tag ohne Lächeln ist ein verlorener Tag, wusste schon Charlie Chaplin.
  • Irgendwie ist der Be Bop der legitime Nachfolger des seligen R4

Warum nicht?

  • Weil er nüchtern betrachtet echt unpraktisch ist.
  • Und für so ein kleines Auto zu schwer.
  • Weil man nicht jeden tag einen riesigen Oleander transportiert.

Vielleicht …

  • … Citroen C3 Picasso, Kia Soul, Fiat Qubo
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(Bild: kmm)



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