Heiße Nase

Peugeot 308: Gut gebrüllt, Kleopatra!

Motor
14.01.2009 12:26
„Die Nase“ war abgesehen von ihrer umwerfenden Schönheit das hervorstechendste Merkmal von Kleopatra VII., der berühmten Königin von Ägypten. Abgesehen von ihrer immensen Schönheit. Und sie konnte nerven, was Julius Cäsar nicht daran hinderte, ihr zu Füßen zu liegen. Damit hat sie mit dem Peugeot 308 einiges gemeinsam – abgesehen von der Sache mit Cäsar.
(Bild: kmm)

Sie ist schon sehr speziell, die vorwitzige Stupsnase des mittelgroßen, gut gewachsenen Franzosen mit dem Löwen als Familiensilber. Sie macht ihn zugleich putzig und stylisch, und erinnert zudem etwas an ein Formel-1-Auto. Mercedes setzt ein ähnliches Element bei seinen sportlichen Autos ein, etwa beim SLR oder auch beim SLK. Überhaupt ist die Front geradezu die Designspeerspitze, zur Nase kommt ein riesiges Löwenmaul, große Grübchen mit ebensolchen Nebelscheinwerfern, aufgerissene Schlitzaugen als Klarglasscheinwerfer und eine nach vorn gestülpte Unterlippe. Ach ja, die Zahnspange in Form des Stoßfängers nicht zu vergessen.

Fließend elegant
So überladen die Front ist, so schlicht elegant ist der Rest des Fahrzeugs. Ein wohlgeformter Hintern, eine Kante über der Grundlinie, Radläufe wie mit einem Draht aus der Butter geschnitzt. Peugeot-typisch ist die fließende Linie mit der langen, flachen Frontscheibe, die das Raumgefühl zwar innen recht luftig macht, aber dafür sorgt, dass die A-Säule beim Abbiegen eigentlich immer den Blick stört. Etwas lästig ist auch, dass sich die Scheibenwischerarme nicht einfach aufstellen lassen, um im Winter ein Anfrieren zu verhindern.

Auch innen ist der Anblick eine Wohltat. Weiße, fein gezeichnete Armaturen mit roten Zeigern, schön wie Schweizer Uhren und bestens abzulesen, ein Schalthebel, der gut zur Hand liegt (schade, dass das Getriebe etwas hakelig ist); nur die Bedienknöpfe dürften etwas mehr Selbstvertrauen haben.

Madame beliebt auch zu nerven
Im Alltag einiges an Geduld erfordert das Radio, beim Umschalten von einem auf den anderen Stationsspeicher gönnt sich Madame Cleo einige Sekunden, in denen es sich durchaus ausgeht, schnell mal das Näschen zu pudern. Ein bisschen Diva eben. Wenn man dabei gerade den Blinker eingeschaltet hat, fällt dann auch umso mehr auf, dass das Geräusch desselben klingt wie ein altes Videospiel. Das findet sich in vielen französischen Autos bis hinauf zum Citroen C6 und lässt sich nicht verhindern. Mich verleitet es dazu, im Zweifelsfall eher aufs Blinken zu verzichten, um mich nicht dem Geräusch aussetzen zu müssen.

Diva, Diva, Diva
Ein bisschen divenhaft gibt sich auch der Motor am Testwagen, in kaltem Zustand nimmt er etwas widerspenstig Gas an. Das gibt sich aber, wenn er warm wird. Dann macht der 1,6-Liter-Vierzylinder-Benziner echt Spaß. Er hält sich akustisch angenehm und angenehm zurück und lässt sich freudig drehen. Das maximale Drehmoment von 160 Nm erreicht die 120-PS-Maschine bei 4.250 U/min. 10,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h sind allerdings kein Bestwert für den Golf-Konkurrenten. Der Wolfsburger schafft den Sprint mit nur zwei PS mehr eine Sekunde schneller. Allerdings hat der auch ein Sechsganggetriebe, was ich im Peugeot vermisse. Ich hätte oft gerne vom fünften Gang aus raufgeschalten. Dahin, wo sich der Retourgang befindet. Als Verbrauch gibt Peugeot 6,7 Liter/100 km an, im gemischten Wiener Testbetrieb mit ungeduldigem Gasfuß bin ich nicht unter 10 gekommen.

Der Kofferraum fasst 430 bis 1.398 Liter, was ziemlich okay ist, der Golf schafft nur 350. Hinten sitzt man einigermaßen, hinter mir selbst (1,88 Meter groß) habe ich allerdings keinen Platz. Und mein Kopf streift am Dachhimmel, wobei man dem 308 das in der Version „Exclusive“ serienmäßige Glas-Panoramadach zugute halten muss, das ein bisschen Luft nach oben nimmt.

Die Preise: 17.890,-- Euro für das 95-PS-Basismodell, Testwagen (Version Exclusive plus Metalliclackierung) 24.800,-- Euro.

Fazit:
Wie eine richtige Diva nervt der 308 an manchen Stellen ein wenig (besonders der Blinker und das Radio), von Ecken und Kanten möchte ich dabei aber nicht sprechen. Er ist so luftig und locker, dass ich ihn fast „fluffig“ nennen möchte, auch das Fahrwerk sorgt für angenehmes Leben, ob man es geschwind oder gemütlich haben möchte. Ein angenehmer Zeitgenosse also. Das dürfte er der ägyptischen Königin voraushaben.

Stephan Schätzl

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(Bild: kmm)



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