Design und Hightech

Mercedes E-Klasse in Perfektion: Edel von 4,1 l bis 585 PS

Motor
19.02.2013 23:25
Vier elegante LED-Lotusblüten in den Scheinwerfern statt des alten Vier-Augen-Gesichts deuten an, wohin die Reise der Mercedes-E-Klasse geht: Sie blüht mit dem Facelift, das anderswo ein Generationswechsel wäre, geradezu auf, wirkt optisch logischer und macht unter dem gestrafften Blech eine Modernitätsevolution durch, die in der automobilen Business Class ihresgleichen sucht. Und da sprechen wir noch gar nicht von der AMG-Version, die tatsächlich einen neuen Maßstab setzt.
(Bild: kmm)

Die Front ist komplett neu und - erstmals in der E-Klasse - in zwei Varianten zu haben: Die Version Elegance trägt wie bisher den Stern erhaben auf der Haube, die Avantgarde-Ausführungen bekommen einen Zentralstern in den wuchtigen, lamellenbewehrten Kühlergrill gepflanzt – und sind gleich mal 15 Millimeter tiefergelegt. Eine drastische Änderung gibt es hinten: Die Pausbacken an den Heckkotflügeln sind weg (außer bei Coupé und Cabrio, aber um die geht es hier nicht). Das Design wird dadurch klarer, eleganter, erwachsener und zeitloser. Und es verlängert den 4,89 Meter langen (T-Modell 4,90 m) Wagen optisch.

Das Elegantere zieht sich bis in den Innenraum, wo nun eine edle Analoguhr auf der Mittelkonsole S-Klasse-Flair aufkommen lässt. Doch die S-Klasse lässt noch mehr grüßen – in Form von Assistenzsystemen, die in ihrer neuen Generation (ab Juli) zu finden sein werden und nun schon in der E-Klasse Premiere feiern. Bei Daimler heißt das "Intelligent Drive".

S-Klasse-Assistenten vorab in der E-Klasse
Elf Assistenten sind neu oder verbessert. Wer das ganze Paket ordert, besteht wohl auch auf dem Sicherheitshinweis "nicht zum Trocknen von Hunden geeignet" in der Gebrauchsanweisung eines Mikrowellenherdes. Technisch faszinierend ist die Techno-Armada allerdings schon.

Serienmäßig sind eine radargestützte Kollisionswarnung mit adaptivem Bremsassistenten sowie ein verbesserter Müdigkeitswarner, optional sind echte Highlights an Bord, die teilweise auf die brandneue Stereokamera im Bereich des Rückspiegels zugreifen, die dem Auto räumliches Sehen ermöglicht. Besonders beeindruckend ist etwa die Pre-Safe-Bremse: Bis zu 50 km/h erkennt das Fahrzeug ein Hindernis, wie z.B. einen Menschen. Ignoriert man optische und akustische Warnungen, legt es eine Vollbremsung hin, die sich gewaschen hat, und bleibt knapp, aber rechtzeitig stehen. Bei der Präsentation stand da eine Puppe statt eines Menschen, mein Puls hat sich trotzdem erhöht.

Der Kreuzungsassistent Plus erkennt den querenden Verkehr und unterstützt den Fahrer beim Bremsen. Auch eine drohende Heckkollision kann mit Hilfe von mehrstufiger Radarsensorik erkannt werden. Der Fahrer des nachfolgenden Fahrzeugs wird durch Aktivierung der Warnblinkleuchten mit erhöhter Frequenz auf die Gefahrensituation aufmerksam gemacht.

Der Verkehrszeichen-Assistent soll jetzt auch Einfahrtsverbote erkennen, und droht der Fahrer selbst zum Geisterfahrer zu werden, weil er versehentlich in den Gegenverkehr gerät und ein Zusammenstoß droht, führt ihn der neue aktive Spurhalte-Assistent durch einen richtungsändernden Bremseingriff zurück auf den rechten Weg. Theoretisch könnte die neue E-Klasse sogar beinahe autonom fahren, tatsächlich verlangt der Gesetzgeber (und in der Folge die Technik) dass der Fahrer die Hände am Lenkrad hat. Der Wagen hält selbsttätig die Spur, gemeinsam mit dem Radartempomaten kann er ganz allein im Stau mitschwimmen.

Der Fernlichtassistent gehört einer ganz neuen Generation an: In der Voll-LED-Version kann er entgegenkommende Autos aus dem Fernlichtkegel ausblenden - mit einem fingergroßen drehbaren Bauteil vor der Lichtquelle, das quasi Schatten spendet. Ein wesentlicher Sicherheitsgewinn, sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche bei der Präsentation in Barcelona. Schließlich ereigneten sich 40 Prozent aller Verkehrsunfälle während der Dunkelheit, obwohl nur 20 Prozent aller Fahrten nachts absolviert würden.

Auf Wunsch gibt es auch einen Langweile-Assistenten: Ist dem Beifahrer fad, kann er auf dem Split-View-Bildschirm einen DVD-Film schauen, während der Fahrer gleichzeitig und ebenfalls über den ganzen Bildschirm das Navigationssystem betrachten kann. Umgekehrt würde er das nicht empfehlen, meinte Zetsche launig.

Neues unter der Haube
Zwei Zweiliter-Vierzylinder-Benziner, die technisch aufwendigst konstruiert sind (Mercedes preist "unter anderem schnellschaltende Piezo-Injektoren für Mehrfacheinspritzung, schnelle Mehrfunkenzündung, Turboaufladung, vollvariable Nockenwellen¬verstellung für Ein- und Auslass sowie eine geregelte Ölpumpe) und erstmals mit dem sogenannten geschichteten Magerbrennverfahren arbeiten, feiern ihr Debüt in der E-Klasse, E 200 mit 184 PS und E 250 mit 211 PS. Besonders sparsam ist die stärkere Variante, sie braucht mit 5,8 l/100 km noch drei Zehntel weniger Sprit und erfüllt bereits heute die Abgasnorm Euro 6. Auf ersten Testfahrten zeigte sich der E 250 von der angenehmsten Seite eines Motors und spielte gelassen sein maximales Drehmoment von 350 Nm aus, das schon ab 1.200/min. anliegt: Durchzugsstark, vibrationsarm und leise treibt der Vierzylinder den 1,6-Tonner in 7,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h, 243 km/h Spitze sind möglich.

Insgesamt ist die Motorenauswahl groß und umfasst Vier, Sechs- und Achtzylinder-Benziner von 184 bis 408 PS (zusätzlich AMG-Versionen) sowie Vier- und Sechszylinder-Diesel mit 136 bis 252 PS, auch ein Diesel-Hybrid ist dabei. Alle Motoren sind mit einem Start-Stopp-System kombiniert, bis auf die Einstiegsmodelle E 200 sowie die Diesel-Versionen E 200 CDI, E 220 CDI und E 250 CDI sorgt in allen E-Klasse-Modellen serienmäßig das automatische 7G-Tronic-Getriebe für die Kraftübertragung.

Die Automatik lernt mit und passt ihre Schaltmuster dem Fahrverhalten des Fahrers an, späte Gangwechsel, wenn er den sportlichen Fahrstil bevorzug, frühere, wenn er es langsamer angeht. Das Fahrverhalten wirkt dabei nie nervös oder unausgewogen. Windgeräusche und Federungsverhalten bewegen sich auf höchstem Komfortniveau, die Bremsen arbeiten mustergültig dosier- und belastbar. Das gilt auch für das T-Modell (Kombi), das hinten generell mit Luftfederung ausgerüstet ist. Die Lenkung ist generell elektromechanisch und arbeitet auffallend direkt.

Klassenbester in der AMG-Version
Wo man bei den zivilen Motorisierungen und Ausstattungen durchaus geteilter Meinung im Vergleich mit den Mitbewerbern sein kann, vor allem weil vieles Geschmackssache ist, muss man vor dem neuen Top-Modell der E-Klasse, also dem E 63 AMG S, schlicht und ergreifend den Hut ziehen. Sein V8 leistet extreme 585 PS, stemmt ab 1.750 Touren 800 Nm auf die Kurbelwelle – und weil die Power serienmäßig über alle vier Räder auf die Straße verteilt wird, schafft er den Sprint von 0 auf 100 in 3,6 Sekunden. Mit 1.865 kg Leergewicht ist der Limousinensportler auch noch relativ leicht. Zum Vergleich: Ein BMW M5 (Heckantrieb, 560 PS) ist fünf Kilogramm schwerer. Ohne "S" in der Bezeichnung leistet der V8 statt 525 nunmehr 557 PS und ist erstmals wahlweise heck- oder allradgetrieben erhältlich. Stilvolles am Rande: Gegen Aufpreis treten die AMG-Versionen optisch dezent und unauffällig auf.

Die Testfahrten mit dem E 63 AMG S auf den kurvigen Bergstraßen des Montserrat entwickelten sich jedenfalls zu spielerischen Hochschaubahnfahrten. Wie das bremst, wie das liegt, wie das beschleunigt, wie das fährt ist einfach ein Hammer.

Markteinführung ist am 13. April. Der Einstiegspreis für den E 200 CDI mit 136-PS-Diesel liegt bei 43.750 Euro, der E 63 AMG 4MATIC S kostet 143.700 Euro. T-Modell jeweils rund 3.000 Aufpreis. Unterm Strich ist das sogenannte Facelift der E-Klasse ein größerer Wurf als es bei anderen Herstellern neue Modellreihen. Auftritt und Assistenten sind beeindruckend, der E 63 bringt die Konkurrenz in Zugzwang. Andere dagegen ins Schwärmen.

Warum?

Weil das Update rundum gelungen ist

Warum nicht?

Weil so viele Taxis E-Klassen sind? Ist aber eigentlich ein gutes Zeichen.<

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(Bild: kmm)



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