Im Stand schnell

Mazda3 i-stop im Test: Irgendwo lässt er 40 PS liegen

Motor
09.10.2009 15:09
Mazda hat den 3er auf den VW Golf (und seine Konkurrenten) losgelassen und ihm dabei offenbar BMW in die Gene geschrieben. Das Fahrwerk ist sportlich trocken, die Lenkung direkt, die Anmutung sportlich. Und den Top-Benziner Mazda3 Sport 2,0i i-stop gibt es jetzt auch mit einer famosen Start-Stopp-Automatik, die die Münchner salonfähig gemacht haben.
(Bild: kmm)

Mazda hat die Ampelruhe aber quasi neu erfunden: Beim Treten der Kupplung bekommt nur der Zylinder Sprit und Zündung, der sich gerade im Arbeitstakt befindet, zusätzlich gibt ein Elektromotor mit einer eigenen Batterie dem Kolben einen kurzen Schwung mit (das spart Sprit). So gelingt der Neustart in 0,35 Sekunden und damit doppelt so schnell wie bei der Konkurrenz, rühmt sich Mazda. In der Praxis glänzt i-stop durch ebenso unauffälliges wie zuverlässiges Funktionieren.

In der Ruhe liegt die Kraft
Unauffällig auch deshalb, weil man den Motor an der Ampel sowieso nicht hört. Auch sonst ist das ganze Auto wohltuend leise und liegt dem Fahrer wohl zur Hand. Der schlanke Schalthebel ist griffig und führt durch ein Mazda-typisch knackiges Sechsgang-Getriebe, die Lenkung ist sehr direkt, das Fahrwerk trocken und sportlich. Das erinnert an die kleinen BMWs. Komfort stand hier offensichtlich nicht sehr weit oben im Lastenheft. Dafür machen Kurven richtig Spaß, auch wenn man wegen der zurückhaltenden Akustik wieder mal schneller dran ist als gewollt. Noch besser wäre es, wenn die sehr leichtgängige Lenkung etwas mehr Feedback geben würde. So wirkt sie etwas nervös.

Irgendwo bleiben 40 PS liegen
Die Motorleistung von 151 PS würde eigentlich sehr gut zu diesem Setting passen, auch das Drehmoment von 191 Nm (4.5000/min.), aber: Man spürt sie nicht! Der Zweiliter-Mazda braucht für den Sprint auf 100 km/h satte 10,4 Sekunden, obwohl er mit 1.260 kg nicht mal sonderlich schwer ist! Irgendwo bleiben da also rund 40 PS liegen; zum Vergleich: Ein 160-PS-Golf braucht mit nur 9 Mehr-PS 8 Sekunden, sogar ein Citroen-C4 mit 120 PS (also 31 PS weniger als der Mazda3) ist mit glatten 10 Sekunden deutlich schneller.

Mazda rechtfertigt das mit dem Augenmerk auf Umweltfreundlichkeit (Euro5) und optimiertem Verbrauch (Normverbrauch 6,8 Liter). „Mazda3 i-stop ist jetzt einmal eine Alternative für Dieselverweigerer, die den besten Kompromiss aus sparsam, sauber, komfortabel suchen“, heißt es auf Anfrage.

Innen okay, außen zu lang
Ähnlich wie bei der Leistung ist es auch bei den Maßen des Mazda3: Er ist innen kleiner als außen. Mit 4,46 m ist er rund 20 cm länger als die Konkurrenz, hat aber keinen Deut mehr Platz. 340 Liter (bzw. 300 Liter, wenn Bose-Sound an Bord ist) Kofferraum sind kein Bestwert. Auch im Innenraum sitzt man nicht luftiger als anderswo. Als 1,88-m-Fahrer fühle ich mich sogar etwas beengt, weil die Mittelkonsole mein Knie beleidigt. Außerdem bleiben meine Schuhe links vom Kupplungspedal hängen (es sei denn, ich trage Sneakers).

Die Bedienung in der Praxis
Den Bergauf-Einfahrt-Test besteht der Mazda3: Die Tür bleibt beim Einsteigen offen stehen, was er sogar Mercedes voraus hat (allerdings sind die Stuttgarter Türen auch ungleich massiver). Im Innenraum empfängt mich ein einladender Fahrerplatz, die Konsole mit Navi- und Heizungsdisplay breitet sich in einem Bogen über den Rundinstrumenten für Tacho und Drehzahlmesser vor dem Fahrer aus. Das freut den Fahrer auf den ersten Blick, in der Praxis bewährt sich das allerdings nicht: So ist der Navi-Bildschirm viel zu klein und zu weit weg, die Bedienung ist umständlich und nur vom Lenkrad aus möglich. Der Beifahrer, der naturgemäß mehr Zeit zum Navigieren hat, wird dadurch ausgeschlossen. Und gerade dieses Navi verlangt zur Bedienung viel Aufmerksamkeit. Ärgernis am Rande: Wenn man den Zielort als Postleitzahl eingibt, lässt das System die Eingabe einer Straße nicht mehr zu. Und noch ein Lacher dazu: Am Ende der Strecke sagt die etwas unbeholfene Frauenstimme jedes Mal: „Ihr Zielpunkt befindet sich …“, auch wenn ich zu BILLA oder Hofer unterwegs war.

Die Klimaanlage lässt sich angenehmerweise in Halb-Grad-Schritten regulieren, auch die Bedienung an sich klappt gut. Nur um die eingestellte Gebläsestufe zu erkennen, braucht man Adleraugen. Zwar haben die Fensterheber jetzt eine One-Touch-Schaltung, die Tasten sind aber nicht sehr griffgünstig positioniert. Die Einstellung der Uhr ist in vielen Autos ein Brief mit sieben Siegeln. Nicht so im Mazda3: Hier liegt der Einstellknopf für die Uhr zentral mitten unterhalb der Warnblinkanlage. Das ist sicher gut gemeint, aber etwas übertrieben. Neu und sehr positiv: der Komfortblinker, der beim Antippen dreimal blinkt.

Fazit:
Man merkt, Mazda hat sich einiges einfallen lassen und sich echt bemüht, eine echte Punktlandung am Golfplatz zu landen. Es ist noch kein Hole-In-One geworden, der Ball liegt aber flott geschlagen am Green. Dass beim Schlag unverhältnismäßig viel Kraft statt gut trainierter Technik eingesetzt wurde, rächt sich beim Einparken (20 cm zu viel) und bei den Fixkosten (40 PS zu viel). Dennoch ist der Mazda3 eine gute Alternative. Und mit i-stop muss man kein schlechtes Gewissen haben, weil an der Ampel der Motor läuft.

Stephan Schätzl

Warum?

  • Viel Ausstattung fürs Geld.
  • Sehr leise.
  • Sportliches Fahrwerk.
  • Perfekte Start-Stopp-Automatik.

Warum nicht?

  • Weil er aus sehr viel relativ wenig macht (Leistung, Maße)
  • Das integrierte Navi.

Oder vielleicht …

  • … Golf für Perfektionisten, BMW für Ambitionierte, die sind ausstattungsbereinigt aber teurer. Sonst die gesamte Golf-Klasse.
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(Bild: kmm)



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