Straßentorpedo

Kawasaki ZZR 1400: Böse oder einfach nur wahnsinnig?

Motor
26.09.2012 08:22
Sie ist ein böses Stück Motorrad, die Kawasaki ZZR 1400, vor allem in Ländern mit Geschwindigkeitsbegrenzung. Schon ihre weit nach vorn gezogene Nase verrät, dass sie gemacht ist, um schnell zu sein. Wenn du sie startest, umfängt dich eine Woge aus Sound, die dich sofort in ihren Bann zieht, und du weißt, es wird nicht leicht sein, langsam und gesittet zu fahren.
(Bild: kmm)

Du sitzt auf und gehst eine innige Verbindung mit diesem Höllengerät ein. Zwischen deinen Beinen warten 200 PS (mit RAM Air sogar 210 PS) auf Abruf, dazu 162,5 Nm bei 7.500 Touren. Alles noch mehr als früher, inkl. 1.441 cm³ Hubraum (+89 cm³). Ein Stoßgebet für den Erhalt des Führerscheins? Kann nicht schaden. Und eine ruhige rechte Hand, denn es braucht nicht viel, um richtig viel Geld loszuwerden. Schneller, als der Beamte sagt "Wissen Sie, warum ich sie aufgehalten habe", fährst du im ersten Gang schon 130 km/h.

Wer ein bisschen mehr Zeit hat, so ungefähr 20 Sekunden, rennt bei rund 299 km/h in den Begrenzer der freiwilligen technischen Selbstbeschränkung. Natürlich ist die ZZR ein Gerät, mit dem der eine oder andere Wahnsinnige Autobahnslalomvideos dreht und das Image der Motorradfahrer damit wieder ein Stück in den Dreck zieht, doch der Spaß fängt durchaus schon im erlaubten (oder zumindest nicht sehr verbotenen) Bereich an.

Fahrwerk und Bremsen erwecken in jedem Moment Vertrauen, als wenn du in einem Kokon mit der Kawa unterwegs wärst, über den auch der Fahrtwind hinwegzieht. Das wiederum kommt vom prächtigen Windschutz, hinter der Verkleidung habe sogar ich Platz.

Du weißt immer: Du könntest, wenn du wolltest
Einmal in Bewegung, kann man schalten oder auch nicht, es ist überall so viel Kraft da, dass der linke Fuß auch mal auf Pause geschickt werden kann, nicht zuletzt wegen der kürzeren Endübersetzung (42 statt 41 Zähne sorgen für mehr Biss). Und schon bei 2.000/min. sollen mehr als 90 Nm anliegen, ab 3.000/min. geht's steil bergauf.

Die Power lässt sich auf Knopfdruck am Lenkerende auf 75 Prozent drosseln, auch die Traktionskontrolle (drei Stufen plus off) hilft, die Fuhre zu beherrschen. Und sich selbst dazu. Wobei die ZZR kein immer und überall fordernder Racer ist, sondern ein Sporttourer, bei dem in der Kraft auch gern die Ruhe liegen darf. Es darf ebenso gereist wie gerast werden, und auch in Kurven fühlt sie sich einigermaßen wohl. Natürlich ist sie für lange, schnelle Geraden und große Radien konzipiert.

Am Ring ersetzt sie das Hanteltraining
Eher ein Kampf als eine Genussfahrt war mein Ausflug auf den Slovakiaring. Ungestraftes volles Beschleunigen ist natürlich ein Hit, aber auf der Rennstrecke spürt man jedes Gramm der 268 kg. Nicht beim Beschleunigen, sondern beim Bremsen und beim Einlenken. Vor allem das deutliche Aufstellmoment beim Bremsen war eine Herausforderung, bzw. die Neigung, in die Kurve zu kippen, nachdem man in die Kurve hineingebremst hat. Doch das ist nicht das Metier der ZZR und es wäre unfair, ihr da einen Strick draus zu drehen.

Wer im Flugzeug nicht am Notausgang sitzen darf, weil er sich sonst ständig zwingen muss, ihn nicht zu öffnen, sollte die ZZR ganz schnell wieder vergessen. Alle anderen dürfen sich über den Preis von 19.599 Euro Gedanken machen. Und über weitere 2.000 Euro für Lautsprecher von Akrapovic, die leichter und schöner sind. Und darüber, ob er böse ist. Oder einfach nur wahnsinnig.

Warum?

Es ist einfach ein Hammer-Gefühl, mit dieser geballten Ladung Kraft unterwegs zu sein.

Warum nicht?

Vor allem in Österreich eingeschränkter Wirkungsbereich.

Oder vielleicht …

… doch einen Supersportler und ab und zu auf die Rennstrecke?

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(Bild: kmm)



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