Ganz schön heftig

Die Highlights der Motorradmesse EICMA in Mailand

Motor
05.11.2014 11:15
Die EICMA, ihres Zeichens die wichtigste Motorradmesse des Jahres, wird in die Geschichte eingehen als eine Messe mit besonders vielen teuren und starken Supersportlern – ein Segment, in dem sich heuer so viel tut, wie schon sehr lange nicht mehr. Viel davon, aber nicht alles, ist dem neuen Superbike-WM-Reglement geschuldet, manches ist aber auch einfach nur Wahnsinn. Doch auch ansonsten gibt es viel Neues in Mailand.
(Bild: kmm)

Die ersten waren die Herrschaften aus Borgo Panigale, denn schon am Vorabend der Motorradmesse (kurz vor Yamaha) lud Ducati zur Präsentation der Neuheiten. Allen voran die 1299 Panigale, die die 1199 Panigale ablösen wird. 1.285 cm³, also 87 cm³ mehr, sind für brachiale 205 PS und 144 Nm bei 8.750/min. gut, und das bei nur 190,5 kg vollgetankt. Das ist für die Spaßfraktion – für die Superbike-WM gibt es die neue Panigale R. Die muss sich aus Reglementgründen mit den ursprünglichen 1.198 cm³ begnügen, kommt aber trotzdem auf 205 PS. Nur beim Drehmoment reicht es "nur" für 136 Nm, dafür kommt sie auch nur auf 184 kg.

Kurz zur Erklärung in Sachen Superbike-WM: Laut dem neuen Reglement darf man nur noch mit Motorrädern fahren, die auf Serienbikes basieren und nur in sehr eingeschränktem Maß überarbeitet wurden. Wer also kein richtig starkes Serienmotorrad im Programm hat, kann gleich zu Hause bleiben. Die 1299 ist nicht zugelassen, weil für Zweizylinder ein maximaler Hubraum von 1.200 cm³ gilt (sonst 1.000).

Außerdem hat Ducati eine neue Multistrada 1200 im Programm. Ihr neu entwickelter DVT-Testastrettamotor weist zwar weiterhin zwei Zylinder in L-Anordnung und einen Hubraum von 1199 cm³ auf, doch prägt ihn vor allem die neue variable Ventilsteuerung. Er leistet 10 PS mehr als früher, also 160 PS und liefert 136 Nm bei 7.500/min. 235 kg wiegt die neue Multistrada fahrfertig. Sie ist mit LED-Lichtern, Kurvenlicht, Tempomat, Smartphone-Anbindung und Kurven-ABS ausgestattet. Die linke Ferse hat aber noch immer keinen Platz, weil der Hauptständer im Weg ist, wenn man mit dem Fußballen auf dem Raster steht.

Das macht BMW mit der direkten Konkurrentin, der BMW S 1000 XR, besser. Sie ist quasi eine "BMW Multistrada" und verbindet die Eigenschaften der Reiseenduro-Ikone R 1200 GS mit denen des Erfolgs-Naked-Bikes S 1000 R. Sie hat die 160 PS der R und kommt auf 112 Nm bei 9.250/min. Optional hat sie ein elektronisches Fahrwerk und Kurven-ABS.

Die neue Generation des Tausendsassa-Supersportlers S 1000 RR hat BMW ja bereits auf der Intermot vorgestellt – und gefahren haben wir das gute Stück auch schon.

Yamaha greift nach Jahren des Stillstands im Supersportsegment auch wieder an: Die neue Yamaha YZF-R1 holt 200 PS aus ihrem 998-cm³-Vierzylinder und 112 Nm bei 11.500/min. 199 kg wiegt sie mit vollem 17-Liter-Tank. Es gibt sie auch als limitierte R1M mit Carbonteilen, semiaktivem Fahrwerk mit Regelungssystemen aus der M1 (dem MotoGP-Bike), GPS und Telemetrie-Übertragung auf ein Android-Tablet. Für den Supersport-Nachwuchs hat Yamaha das Modell YZF-R3 mit einem 321 Kubikzentimeter kleinen Zweizylinder-Reihenmotor und 42 PS.

Zudem bringt Yamaha die MT-09 als Adventure-Bike namens Tracer. Ihr 850 cm³ großer Dreizylinder leistet 115 PS, 87,5 Nm liegen bei 8.500/min. an. Mit 210 kg vollgetankt ist sie besonders leicht. Verstellbarer Windschild, Traktionskontrolle und ABS sind Serie.

MV Agusta dreht ziemlich auf – erstaunlich, dass Daimler bzw. AMG nur ein Viertel der Motorradschmiede übernehmen will. Auf der EICMA stehen drei Neuheiten, eine schöner als die andere. Eine davon passt zur MT-09 Tracer: die MV Agusta Stradale 800. Sie holt ebenfalls 115 PS aus allerdings nur 798 cm³ und bietet (logisch) mit 78,5 Nm bei 9.000/min. weniger Drehmoment. Mit 181 kg trocken ist auch sie ein Leichtgewicht, der Tank fasst nur 16 Liter. Außerdem hat man in Varese die Modelle Brutale 800 Dragster und Brutale 800 von 125 auf nunmehr 140 PS aufgerüstet und die neuen Versionen jeweils mit dem Kürzel RR ausgestattet. Insbesondere die mit Speichenrädern und extremer Linienführung versehene Dragster 800 RR ist ein Blickfang erster Güte geworden.

In die Kategorie "Power Naked" gehört die neue Aprilia Tuono V4 1100. Infolge des von 1.000 auf 1.100 cm³ vergrößerten V4-Motors liefert sie nun mit 175 PS den Leistungs-Bestwert dieser Kategorie. Die Fahrassistenz-Vollausstattung besteht aus Traktionskontrolle, Wheelie Control, Launch Control, Quickshifter und Race ABS; alle Elemente sind mit den verschiedenen Fahrmodi verknüpft. Zudem ist dank der Piaggio Multimedia Plattform die Einbindung des Smartphones möglich. Es gibt sie als RR und als Factory-Edition mit noch hochwertigeren Fahrwerkselementen von Öhlins. Mit nur wenig über 200 Kilogramm Leergewicht ist die Tuono V4 1100 auch diesbezüglich auf der Höhe der Zeit.

Aprilias Supersportler RSV4 bekommt ein RR dazu und im Zuge dessen auch gleich 17 PS: Leistete sie bisher 184 PS, sind es jetzt 201 PS. Außerdem wurde sie etwas leichter. Volle Elektronik ist Ehrensache, nur Kurven-ABS fehlt. Es gibt sie in zwei Versionen: als RSV4 RR mit vielfach einstellbaren Federelementen von Sachs und als RSV4 RF mit noch höherwertigen Federelementen von Öhlins und mit Schmiederädern statt Aluminiumguss-Rädern. Auch der Lenkungsdämpfer ist bei der RF-Version einstellbar.

Kawasaki geht bei gleicher Leistung einen ganz anderen Weg und bläst den 998er-Vierzylindermotor per Kompressor auf. Die Kompressor-Ninja gibt es in zwei Versionen: die H2R mit 310 PS ohne und die H2 mit 200 PS mit Straßenzulassung.

Super-Nakeds gibt es nächstes Jahr auch im 300 cm³-Bonsai-Format: Kawasakis Z 300 ist ihre Abstammung von der supersportlichen Ninja 300 deutlich anzusehen. Der 296-cm³-Paralleltwin mobilisiert 39 PS, sogar eine Antihopping-Kupplung ist an Bord. Das Gewicht der recht kantig daherkommenden Z 300 liegt bei knapp 170 kg.

Honda greift tief in die MotoGP-Kiste und zeigt das aktuelle Race-Bike als Straßenversion – allerdings noch nicht fertig für die Serie. Nächstes Jahr soll das Teil kommen, sogar straßenzugelassen – aber teuer: Der Preis wird auf jeden Fall sechsstellig. Und da reden wir noch nicht von der NoVA.

Noch etwas zeigt Honda als Prototyp, nämlich die längst erwartete Africa Twin. So nennt man das schmutzverkrustete Ausstellungsbike allerdings nicht, aber die Spatzen pfeifen von den Dächern, was es mit der "True Adventure" auf sich hat.

Apropos Adventure: KTM erweitert die Adventure-Reihe nach unten, quasi Richtung 800er-Klasse, allerdings mit 1.050 cm³. Der V2-Motor der 1050 Adventure leistet 95 PS, bringt 107 Nm bei 5.750/min. und hat nach Herstellerangaben bis 6.000 Touren den gleichen Kraftverlauf wie die große Schwester, die 1190 Adventure. Kommt im Februar ab etwa 14.700 Euro.

Ein direkter Konkurrent ist die Triumph

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(Bild: kmm)



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