Tödliche Tendenz

Immer mehr Motorradtote – warum so viel passiert

Motor
15.10.2013 15:31
Österreichs Straßen werden offenbar immer sicherer für Autofahrer – aber gefährlicher für Motorradfahrer. Denn obwohl die Zahl der Verkehrstodesopfer grundsätzlich sinkt, starben dieses Jahr bisher schon 17 Biker mehr bei einem Unfall als im gesamten vergangenen Jahr, mahnt der ÖAMTC.
(Bild: kmm)

Bis 6. Oktober haben bereits 84 Motorradfahrer (auf Zweirädern ab 125 cm³) ihr Leben auf Österreichs Straßen verloren, rund zwei Drittel von ihnen waren zwischen 30 und 60 Jahre alt. Daher sieht der ÖAMTC diese Altersgruppe als besonders gefährdet an.

"Anders als oftmals vermutet sind nicht die 'jungen Wilden' betroffen, sondern eher die Wiedereinsteiger", erklärt ÖAMTC-Verbandsdirektor Oliver Schmerold. "Diese Gruppe hat oftmals mangelnde Fahrpraxis und sehr wenig Übung. Außerdem ist Motorradfahren anders als Autofahren eine körperliche Betätigung, eigentlich schon ein Sport.

Insgesamt 55 tödlich verunglückten Bikern zwischen 30 und 60 Jahren stehen 19 Unfalltote unter 29 Jahren gegenüber. Lediglich drei tödlich verunfallte Fahrer waren jünger als 21 Jahre. Bei älteren Bikern über 60 waren zehn Todesfälle zu beklagen. Insgesamt 90 Prozent der Opfer waren laut ÖAMTC Männer. Zwei Frauen starben als Fahrerin, zwei als Sozia.

Drei Viertel selbst verschuldet
Die Haupt-Unfallursachen sind der Analyse des Klubs zufolge unangepasste Geschwindigkeit, Überholen, Kurvenschneiden und Vorrangverletzungen. Auffallend ist laut den Angaben, das rund drei Viertel aller tödlichen Biker-Unfälle selbst verschuldet waren: 26 der getöteten Motorradfahrer starben bei Alleinunfällen, 35 verunglückten durch eigenes Fehlverhalten bei Zusammenstößen mit anderen Verkehrsteilnehmern, drei bei einer Kollision Motorrad gegen Motorrad. Nur in 20 Fällen ist die Schuld anderen Verkehrsteilnehmern zuzurechnen.

"Motorradfahren ist nicht wie Rad fahren, das man einmal lernt und dann immer kann. Das muss man jedes Jahr aufs Neue trainieren", sagt ÖAMTC-Chefinstruktor Georg Scheiblauer. "Es sollte zur jährlichen Routine werden, zu Saisonbeginn ein Fahrtraining zu absolvieren." Dadurch kann man viele Fahrfehler vermeiden und hat auch noch Reserven für die richtige Reaktion auf Fehler anderer Verkehrsteilnehmer.

Hier finden Sie die Hauptgefahrensituationen beim Motorradfahren.

Euphorie statt Fahrpraxis
Grundsätzlich sei es problematisch, dass viele Biker immer weniger Kilometer fahren. "Oftmals gibt es vielleicht zwei Ausfahrten pro Monat, wenn überhaupt", beklagt Schmerold. Da kommt man dann natürlich nicht zu besonderer Fahrpraxis. Außerdem sei die Euphorie eine große Gefahr. Motorräder sind häufig nur noch vier Monate pro Jahr angemeldet. Und wenn dann, wie dieses Jahr, das Wetter lange Zeit schlecht ist, wird die Vorfreude oft so groß, dass man sich selbst über- und die Gefahr unterschätzt.

Um für mehr Sicherheit für Motorradfahrer zu sorgen, fordert der ÖAMTC von der künftigen Regierung eine Förderung der Fahrtechniktrainings und nennt als Vorbild das Bundesland Oberösterreich, das solche Trainings seit fünf Jahren mit je 100 Euro bezuschusse, was etwa die Hälfte der Kursgebühr ausmache.

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(Bild: kmm)



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