Knight-Rider-Civic

Honda Civic: K.I.T.T. ist jetzt eine Frau

Motor
14.01.2009 14:16
Damit hat keiner gerechnet, denn das hat sich noch niemand getraut: Honda hat mit dem neuen Civic ein Auto in Serie geschickt, das eigentlich eine Studie ist. Außen spacig, innen eine Mischung aus dem Knight-Rider-Auto und einem Star-Wars-Sternenfighter – und auf der Straße überzeugt der Japaner auf jedem Meter! Im Test: der 1.8 Executive.
(Bild: kmm)

Der Civic ist wie ein Auto vom anderen Stern. Schon die Optik ist mehr als ungewöhnlich: durchgehende Leuchtbänder vorne wie hinten, dreieckige Auspuffendrohre, ebensolche Nebelscheinwerfer, Türgriffe in Pfeilform, Rückfahrkamera, Sprachsteuerung, futuristische Armaturen – alles Attribute, die man sonst nur bei concept cars sieht, die es aber nicht aufs Fließband schaffen. Normalerweise. 

Sprachsteuerung: Frau K.I.T.T. fährt mit
Beim ersten Platznehmen hinter den futuristischen Armaturen erwarte ich schon beinahe, dass mich eine sonore männliche Stimme mit „Guten Morgen, Michael, haben Sie gut geschlafen“? begrüßt (Knightrider läuft zurzeit wieder auf „Das Vierte“). Eine Stimme hat der Civic schon, allerdings eine weibliche. Die klingt wie Selma aus der TV-Serie Time Trax und sagt mir, was Sache ist. Sie führt sogar Aufträge aus, schließlich ist der Civic (mit dem optionalen Navigationssystem) sprachgesteuert.

Klimaanlage, Radio, Navigation – alles lässt sich wahlweise akustisch steuern. Die Civic-Selma wiederholt jeden Sprachbefehl, um ihn dann auszuführen. Manchmal überlegt sie ein bisschen lang, aber letztlich funktioniert das fast fehlerfrei. Sogar mit vollem Mund versteht sie mich. Ob ich „Radio ein“ oder „aioei“ sage, ist egal. Natürlich ist alles auch klassisch zu bedienen, nur der zentrale Dreh-/Drückknopf ist noch nicht ganz der Weisheit letzter Schluss.

Angenehm futuristisch
Irgendwie habe ich ständig das Gefühl, in einer riesigen Kommandozentrale zu sitzen. Knöpfe und Schalter sind relativ weit verteilt, der links außen angebrachte Start-Engine-Knopf könnte auch die Laserkanone oder den Turbo Boost aktivieren und Anzeigen wie Tacho oder Drehzahlmesser sind hell erstrahlend auf drei optischen Ebenen untergebracht. Das alles ist zwar ein bisschen gewöhnungsbedürftig, aber schnell und unkompliziert erlernbar. Kleiner Nachteil: Bei Nachtfahrten spiegelt sich der Drehzahlmesser in der Frontscheibe und besonders das Navi-/Klima-/Rückfahr-Display ist bei hellem Sonnenlicht kaum abzulesen. Rückfahrdisplay? Richtig: Beim Einlegen des Rückwärtsganges wird eine Kamera über dem hinteren Kennzeichen aktiviert, die einen Blick nach hinten erlaubt – sehr praktisch zum punktgenauen Einparken.

Wie ein Gokart
Alles recht und schön, aber ein Auto ist zum Fahren da. Und schon wieder eine Überraschung: Der Civic fährt sich gigantisch! Das Fahrwerk ist hart, aber herzlich, der Civic liegt wie ein Brett und wieselt um Kurven, dass es eine Freude ist. Die Lenkung ist sehr direkt, fast schon giftig, dafür ist der Geradeauslauf auf der Autobahn ein bisschen unruhig. Das (serienmäßige!) Sechsgang-Getriebe ist perfekt gestuft, damit lassen sich die 140 PS des neu entwickelten 1,8-Liter-VTEC-Motors bestens auf Trab halten. Der Schalthebel will exakt geführt werden, sonst hakt’s. Beim nachlässigen (wie man es halt normalerweise macht) Raufschalten vom Zweiten in den Dritten, führt der Weg in den Ersten! Also: Konzentration! Dass der Plastik-Schalknüppel billig wirkt, ist ein kleiner Schönheitsfehler.

Gasgeben ist eine wahre Freude. Der Motor klingt angenehm kernig, nicht aufdringlich, der Sound würde auch zu einem Alfa Romeo passen. Jeder Tipp aufs Gaspedal wird gierig in Leistung umgesetzt, vom Drehzahlkeller bis in die höchsten Etagen. 8,9 Sekunden reichen für den Hundertersprint, der Digitaltacho lässt sich bis über 200 km/h treiben. 

Ein echtes Raumschiff
Dabei ist der Civic kein reines Spaßgefährt, obwohl er optisch einiges von einem Coupé hat (die hinteren Türen übersieht man leicht, weil die Griffe versteckt sind); er ist ganz nebenbei auch ein Raumwunder. Über 450 Liter fassender Kofferraum findet sich in dieser (Golf-) Klasse kaum, der Golf hat beispielsweise gut hundert Liter weniger. Um eine ähnlich kurze Schnauze bauen zu können, wie sie der Civic hat, musste Mercedes etwa für die A-Klasse die Sandwich-Bauweise anwenden. Honda baut einfach extrem kompakt. Die Rückbank ist geteilt umklappbar, die Sitzfläche senkt sich dabei automatisch ab. So ergibt sich eine ebene Ladefläche. Da kommt Van-Feeling auf. Weiteres Variabilitäts-Feature: Die hinteren Sitzflächen lassen sich auch nach oben klappen und arretieren. Da passt sogar ein Fahrrad hinein! 

Probieren geht über Studieren
Der Mut der Honda-Verantwortlichen gehört gewürdigt, schließlich handelt es sich hier nicht um ein Nischenprodukt, sondern um das Volumenmodell! Belohnt wird der gewagte Vorstoß jedenfalls durch unerwartete Nachfrage; hinter vorgehaltener Hand hört man, wenn die Nachfrage so anhält, werden die Lieferzeiten gigantisch. Die ursprünglich für Österreich vorgesehenen 1.100 Einheiten für 2006 werden wohl aufgestockt werden müssen. Aber auch das Warten lohnt sich! Michael Knight und die Foundation werden neidisch sein...

Stephan Schätzl

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(Bild: kmm)



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