Bravo, ragazzo!

Fiat Bravo 16V 1.4 T-Jet im Test

Motor
14.01.2009 12:25
Wer den Fiat Bravo 1.4 T-Jet mit 150 PS fährt, braucht viel Geld für Radarstrafen, und das aus zwei Gründen: Der Tacho ist tagsüber praktisch nicht abzulesen – und der Motor geht wie die sprichwörtliche Feuerwehr! Er hängt am Gas wie das Baby am Nippel und macht glauben, er hätte noch mehr Leistung. Und das nicht nur, wenn man die Sporttaste gedrückt hat.
(Bild: kmm)

Ein echter Sportler im Herzen also – und ein gut aussehender dazu, der Bravo ist ein echter Lichtblick in der Kompaktklasse, von den maseratiartigen Scheinwerfern bis zum kräftigen Heck. Der vordere Überhang dürfte etwas kürzer sein (bzw. der Radstand länger), aber das hat mir schon die Freude am Fiat barchetta nicht nehmen können. Die 225er 17-Zoll-Alus sind auch nicht schlecht.

Spritzig, locker, leicht
150 PS und 206 Nm sind die Zahlen zur Wonne, mit gedrückter Overboost-Taste schmalzt das Drehmoment sogar auf satte 230 Nm. Das alles – Downsizing und spezieller Turbotechnik sei Dank – aus gerade mal 1,4 Litern Hubraum, wobei die Charakteristik erfreulich unturbomäßig ist. Von der geplanten Zurückhaltung in Sachen Verbrauch darf man sich allerdings nicht allzu viel erwarten, nach 1.000 Kilometern Test zeigt der Bordcomputer 10,9 Liter im Durchschnitt an. Im Stadtverkehr stand generell eine 13 vor dem Komma. 8,5 ist also nicht der Verbrauch, aber immerhin die Zahl der Sekunden, die im Bestfall aus dem Stand bis Tempo 100 vergehen, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 212 km/h. Gute Werte für ein 1.275 Kilo schweres Auto.

Echtes Spaßauto
Das eher straff gehaltene Fahrwerk kommt mit der gebotenen Leistung gut zurecht, bei Nässe wünscht man sich allerdings eine andere Antriebsart als Frontantrieb, zudem wäre es sehr schön, wenn die extrem leichtgängige Lenkung zumindest ein wenig Gefühl für die Straße vermitteln würde.

Dafür liegt das Sportlenkrad bestens in der Hand, die Ballen haben sogar eine kleine Stufe zum Abstützen. Angesichts der gebotenen Fahrdynamik würde ich mir glatt mehr Seitenhalt an den Sitzen wünschen, und die Schaltung könnte eine Spur knackiger sein. Beim Rangieren verlangen die ansteigende Schulterlinie, die kräftigen C-Säulen und die gewölbte Unterkante der Heckscheibe ein gutes Gefühl.

Ergonomie bitte nachbessern
Der Innenraum ist prinzipiell gelungen und gut verarbeitet. Dass er nicht hundertprozentig perfekt ist, verbuchen wir einfach mal unter „modo italiano“. So machen die Oberflächen zwar einen guten Eindruck, die Türverkleidung passt aber optisch nicht zum Armaturenbrett. Die beiden klassischen Rundinstrumente sind etwas zu weit auseinander (unnötig großer Abstand zur dazwischen liegenden, übrigens überladenen Kombianzeige), wodurch der äußere Rand der Tachoanzeige für mein linkes Auge vom Lenkrad verdeckt wird. Das ist allerdings nicht der Grund für die extrem schlechte Ablesbarzeit der Geschwindigkeit bei Tag, das liegt an der Gestaltung des Zifferblattes und der Ziffern.

Der Lautstärkeregler ist schwer zu greifen, weil halb versenkt; der Tempomathebel ist beim Knielenken im Weg (verstellt sich dabei aber nicht versehentlich wie im Alfa), die Mittelarmlehne ist zu kurz (und das Fach darunter zu klein), der Getränkehalter davor hält gar nix, weil er zu flach ist, und das Handschuhfach ist ein Übungsplatz für Höhlenforscher.

Blue eher ohne Me
Ein Lustiges Ding ist das optionale Blue&Me-Kommunikations- und Entertainment-Center. Damit lässt sich ein Handy connecten, Musik vom USB-Stick hören oder von selbigem Infos für die Navigation holen. Die Bedienung des Navi ist allerdings eher mühsam, da hänge ich mir bei Bedarf lieber ein tragbares Gerät an die Windschutzscheibe: Die Infos im Testwagen sind veraltet, eine Karte nicht vorhanden, die Programmierung mühsam und nur im Stand möglich und der Aktivierungsknopf über dem Rückspiegel neben dem Notfallknopf. Außerdem stoppt bei jeder Ansage der CD-Player und es dauert ein paar Sekunden, bis wieder Musik kommt.

Platz ist genug vorhanden, besonders Fahrer und Beifahrer reisen kommod. Der Kofferraum fasst fast 1.200 Liter, wenn die geteilten Rücklehnen zu einer nicht ganz ebenen Ladefläche umgeklappt werden, sonst sind es respektable 400 Liter. Die Klappe ist über den Zündschlüssel zu entriegeln, zum Öffnen muss man in den Spalt greifen und macht sich die Finger schmutzig, besonders da das Heck ziemlich zum Schmutzen neigt.

Fazit:
Was bleibt, ist ein bello ragazzo mit einem sehr starken Herzen und einer tollen Ausstrahlung. Auch qualitativ hinterlässt der Italiener einen guten Eindruck. 22.000 Euro Basispreis gehen voll in Ordnung. Wenn in Turin jetzt noch an Ecken und Kanten gefeilt wird – Mamma mia!

Stephan Schätzl

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(Bild: kmm)



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