Multistrada D-Air

Ducati bringt Motorrad mit Airbag-Jacke in Serie

Motor
12.06.2014 15:02
Die Idee vom Motorrad-Airbag ist nicht ganz neu, die von der integrierten Airbag-Jacke jedoch schon. Ducati bringt mit seinem Allrounder Multistrada 1200 S Touring D-Air ab Mai das weltweit erste Motorrad mit serienmäßiger Airbag-Jacke auf den Markt.
(Bild: kmm)

"Die Airbag-Jacke ist ein Schritt in eine neue Motorrad-Welt. Sie wird in den nächsten Jahren für alle unsere Modelle zu haben sein." Ducati-Boss Claudio Domenicali betonte bei der Weltpremiere in Bologna die große Bedeutung der weltweit ersten serienmäßigen System-Airbag-Jacke für ein Motorrad, die seine Marke zusammen mit Kleidungsspezialist Dainese ab Mai 2014 auf den Markt bringt. Die Jacke ist drahtlos mit Sensoren in der Ducati Multistrada 1200 S Touring D-Air verbunden. Der in die hochwertige Goretex-Jacke integrierte Airbag ist bei einem Aufprall nach nur 45 Millisekunden komplett gefüllt, so schnell wie ein Wimpernschlag. Das passive Sicherheitssystem soll die Verletzungsfolgen von Kollisionen radikal senken, in die Motorradfahrer verwickelt werden können. Das System in der Ducati Multistrada S Touring D-Air wiegt nur 1 kg und kostet 1.000 Euro Aufpreis, samt Maschine als 21.995 Euro. Die Airbag-Jacke, die 1,5 kg schwerer ist als ohne, kostet 1.662,30 Euro. Um 835,10 Euro ist die D-Air-Weste zu haben.

Airbags am Motorrad selbst gibt es bereits von Honda, Hersteller wie IXS bieten Jacken mit Airbags an, die allerdings von einer Reißleine beim Sturz ausgelöst werden. Das D-Air-System, das Ducati und Dainese gemeinsam entwickelt haben, geht mit der drahtlosen Vernetzung von Fahrzeug und Jacke einen entscheidenden Schritt weiter: Beim Aufprall zum Beispiel des Vorderrads auf ein Auto registrieren die Frontsensoren des Motorrads nach nur 5 ms die heftige Verzögerung, nach 12 ms analysieren die Algorithmen in der Steuerung eine Unfallsituation, nach 25 ms gibt das System drahtlos einen Impuls an die Jacke und nach 45 ms sind die integrierten Airbags vollständig gefüllt. In Windeseile also entfalten sie ihre volle Schutzfunktion vor allem für Brust, Rücken und die Schlüsselbeine. Damit hat Ducati das zuvor gesteckte Ziel von maximal 80 ms deutlich unterboten. Ermittelt wurden diese Werte im Crashtest-Zentrum der Konzernmutter Audi in Ingolstadt.

Die Zahl Zwei spielt bei D-Air eine entscheidende Rolle: Zwei Airbags werden von zwei Gas-Generatoren ausgelöst, die den entscheidenden Impuls über zwei bidirektionale Radiofrequenzen erhalten. Projekt-Ingenieur Paolo Versari von Dainese nennt dies "Double backup", um zum Beispiel eine Funkstörung der drahtlosen Verbindung zu vermeiden. "Schon die Störung einer Frequenz ist höchst unwahrscheinlich", so Versari. Jeweils eine Airbag-Jacke ist für Fahrer und Beifahrer vom Onboard-System der Ducati aus ansteuerbar. Den Ladezustand der Lithium-Akkus in der Jacke wird am Display der Ducati Multistrada angezeigt. Die Stromspeicher arbeiten rund 30 Stunden im Standby-Betrieb, ehe man sie nachladen muss. Nach dem Auslösen der Airbags muss die Jacke bei Dainese für 300 Euro wiederaufbereitet werden (dauert bis zu zwei Wochen) und ist dann wiederverwendbar.

So fühlt es sich an
Die D-Air-Jacke fühlt sich beim ersten Anprobieren völlig normal an – trotz 1,5 kg Mehrgewicht durch das Airbag-System. Lediglich am unteren Rand des Rückenprotektors bemerkt man ein ungewöhnliches, rund 3 cm dickes Teil, in dem die Gas-Generatoren untergebracht sind. Die sehr hochwertige Jacke besteht aus zweilagigem Goretex, ist wasserdicht, mit Kältefutter ausgestattet und dank Ventilationssystem atmungsaktiv. Ohne Airbag-System würde eine solche Motorrad-Jacke rund 500 Euro kosten und wäre damit etwa 900 Euro günstiger als die D-Air-Jacke. Wir konnten die Wirkung des Systems bei der Weltpremiere in Bologna am eigenen Leib erfahren. Eingepackt in die D-Air-Jacke erlebten wir das Auslösen der Airbags und wie sich danach die Goretex-Jacke schlagartig aufbläht. Der Motorradfahrer spürt einen Schlag in Rücken und Nacken, ist von einem Wimpernschlag zum anderen extrem fest eingepackt und fühlt sich durchaus eingeengt, aber sicher. Der dumpfe Airbag-Knall ist nicht lauter als ein Silvester-Böller, danach macht sich durch die Gasgeneratoren der Geruch wie nach einem Brand breit.

Das Airbag-System für die Ducati Multistrada S Touring D-Air löst nach wesentlichen Kollisionen aus allen Richtungen aus und reduziert die auf den Körper einwirkende Kraft um 72 Prozent, erläutert der Hersteller. Beide Partner sind derart von dem Sicherheitssystem überzeugt, dass sie D-Air in allen Ducati-Modellen einführen und eine Airbag-Hose bringen wollen. Eine "dramatische Reduktion" der Unfallfolgen für Motorradfahrer attestierte dem System in Bologna der Mailänder Chirurg und Trauma-Spezialist Prof. Osvaldo Chiara. Außerdem hat das System sämtliche Tests für eine TÜV Süd-Zertifizierung bestanden.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

(Bild: kmm)



Kostenlose Spiele