Last und Liebe

Citroën C3 Picasso: Spaßig – und innen größer als außen

Motor
25.10.2009 13:42
Beim Citroën C3 Picasso hat der künstlerische Beiname endlich einen Sinn: Picasso gilt als einer der Begründer des Kubismus, was wiederum vom französischen Wort für Würfel kommt. Und genau das ist der gar nicht so kleine Franzose: ein Würfel, und ein flotter noch dazu. Wobei hier beinahe ein zweiter Vorname angebracht wäre. Warhol etwa, denn hier muss die Farbe knallen und Fröhlichkeit versprühen. Der C3 Picasso ist sehr fröhlich. Und dazu: sehr praktisch.
(Bild: kmm)

Die Reaktionen auf den C3 Picasso sind ähnlich wie die auf eine Mutter mit einem kleinen Kind: Man lächelt. Denn die Fröhlichkeit ist ansteckend, zumindest wenn das Blechkleid knall-gelbgrün oder knall-hellblau ist. „Normale“ Farben sollte man eher vermeiden, sie werden dem Wagen nicht gerecht. Was unfair wäre, denn er müht sich redlich (und erfolgreich!), selbst allen Anforderungen gerecht zu werden.

Innen praktisch größer als außen
Mit umgeklapptem Beifahrersitz (optional) lässt sich bis zu 2,40 Meter lange Ladung verstauen, und auch mit Beifahrer geht immens viel rein: 386 bis 500 Liter fasst der Kofferraum, ohne dass auf die Rückbank verzichtet werden muss. Die ist nämlich serienmäßig verschiebbar. In der 500-Liter-Stellung bleibt für die Beine natürlich recht wenig Platz, nach hinten gerückt ermöglicht sie aber sehr bequemes Sitzen. Wird sie, was richtig einfach geht, komplett flach gelegt, findet man hinter der niedrigen Ladekante einen mehr als 1.500 Liter großen Stauraum vor. Mehr als bei manchem Kombi, der zwei Klassen drüber steht, nicht schlecht also bei 4,08 m Außenlänge. Der Ladeboden verbirgt dabei einen weiteren Stauraum, lässt sich aber auch in diesen hineinlegen (dann ist aber die große Ladefläche nicht mehr eben). Dazu gibt es so praktische Kleinigkeiten wie Einkaufssackerlhaken, seitliche Netzverschläge für Krimskrams und eine Kofferraumbeleuchtung, die man herausnehmen und als Taschenlampe verwenden kann.

Im Innenraum herrscht lichte Luftigkeit vor. Das liegt neben dem seehr hohen Kopfraum vor allem am Citroën-typischen Umgang mit dem Thema Frontscheibe: Diese ist weit nach vorn gezogen, ohne dass dem Fahrer eine fette A-Säule beim Abbiegen die Sicht versperrt. Eine schmale Strebe macht’s möglich. Irgendwie erinnert das ein bisschen an einen alten Reisebus, aber wir wollen’s nicht übertreiben.

Glashaus muss nicht sein
Noch lichter wird’s mit dem optionalen Glas-Panoramadach, welches aber nicht uneingeschränkt zu empfehlen ist: Es ist nicht zu öffnen, heizt – wenn die Sonne scheint – den Innenraum auf (trotz Abdeckrollos) und verlagert den Fahrzeug-Schwerpunkt nach oben. Es dürfte kein Zufall sein, dass das Glasdach nur in Verbindung mit ESP geordert werden kann, hier grüßt die Angst vor dem Elchtest.

Die Armaturenkonsole wirkt aufgeräumt und trägt damit auch zur Luftigkeit bei. Tacho, Drehzahlmesser, Bordcomputer – alles ist mittig an der Frontscheibenunterkante platziert und liegt gut im Blickfeld des Fahrers. Nicht jedermanns Sache, aber es funktioniert. Die große Fläche davor eignet sich (wenn man ein „Nano-Pad“ drauflegt) bestens als Handy-Ablage. Es sei denn, man ordert das integrierte Navigationssystem, dann ist das hier der Anzeigeeinheit vorgelagert (was dann etwas überladen wirkt). Oder ein integriertes Staufach. Die Oberflächen sind ansprechend genarbt

Nicht der Weisheit letzter Schluss sind die beiden Lenkradsatelliten für Radiobedienung (serienmäßig, MP3-tauglich) und Tempomat/Limiter. Beide sind hinter dem Lenkrad versteckt und nur zu bedienen, wenn man vor der Fahrt (oder an der Ampel) auswendig gelernt hat, wie es geht. Die Funktion des Tempomaten ist dagegen tadellos, er zeigt über dem Tacho sogar an, auf welches Tempo er gerade eingestellt ist. Das passiert auch in vielen teureren Autos nicht überall.

Knausern beim ESP
Der C3 Picasso ist prinzipiell nicht schlecht ausgestattet. Klima, elektrische Außenspiegel und Fensterheber, Funk-Zentralverriegelung, sechs Airbags (Front, Seite, Kopf), ABS, da ist schon was geboten. ESP gehört leider nicht dazu. Dieses ist nur in der Version mit 109-PS-Diesel-Motor Serie, sonst kostet es knapp 500 Euro Aufpreis, weswegen der C3 Picasso in der reformierten NCAP-Crashtest-Wertung nur vier von Fünf Sternen erhalten hat.

Jener Diesel – ein im Konzern sehr bewährter, mit Partikelfilter – motorisiert den 1,3-Tonnen-Testwagen flott und souverän. 11,2 Standard-Sekunden, 183 Maximal-km/h, ohne Turboloch-Jammern dank 240 Nm bei 1.750/min. Ein Sportwagen ist er damit nicht, ist auch nicht seine Aufgabe. Sonst müsste man das etwas hakelige Getriebe monieren, das Untersteuern oder die starke Seitenneigung in Kurven. So freue ich mich über die bequemen Sitze mit der relativ langen Beinauflagefläche und die komfortable Federung, die Beifahrerin fühlt sich ob der Seitenneigung an ihre selige Ente erinnert (was etwas übertrieben ist) und verliebt sich Hals über Kopf in den C3 Picasso.

Letzteres ist beim C3 Picasso kein Wunder. Er ist ein Charakter-Auto, das auch unter der hübschen Schale was zu bieten hat, und weckt Emotionen, wobei auch die Vernunft nicht zu kurz kommt. Ab 15.000 Euro (inkl. optionalem ESP) ist er zu haben (Testwagen mit dem großen Diesel 22.000) und hat dann einen Benziner mit 95 PS (weitere Varianten: 120 PS Benzin, 90 PS Diesel). 450 Euro sollte man unbedingt zusätzlich investieren – in Tahiti-Blau oder Bitter Lemon Blau Metallic.

Stephan Schätzl

Warum?

Quadratisch, praktisch, gut – und schön.

Warum nicht?

Mittige Armaturen mag nicht jeder

Oder vielleicht …

… Fiat Qubo, Kia Soul – oder eines der vielen anderen Autos, die Citroën für Familien im Portefeuille hat.

Schade, …

… dass ESP nicht serienmäßig ist.

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(Bild: kmm)



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