Rassiger Roadster

BMW Z4 sDrive35i: Wie die Nase des Mannes…

Motor
22.08.2009 09:18
„Wie die Nase des Mannes…“ beginnt ein bekanntes Sprichwort, und die Nase des Z4 ist wirklich lang. Und wohlgeformt. Die Proportionen des neuen bayerischen Roadsters sind erstklassig, und das trotz (oder gerade wegen?) des Alufaltdaches, das er jetzt trägt (vor allem bei dunkler Lackierung). Wenn dann noch die Topmotorisierung in der Nase schlummert und das Doppelkupplungsgetriebe dazu, dann kann man dieses Auto tatsächlich als sexy bezeichnen.
(Bild: kmm)

Der neue Z4 ersetzt zwei Vorgänger: den Stoffdach-Z4 wie auch das Coupé. Dank Alufaltdach ist es nicht mehr notwendig, der Wagen sieht auch im geschlossenen Zustand zum Anbeißen aus. Und sogar der Kofferraum ist mit 310 Litern passabel, wenn auch zerklüftet. Dass er mit offenem Dach begehrenswert ist, ist ohnehin Ehrensache.

Dachtango nur im Stand
Der Münchner wirkt wie aus einem Guss, die Linien sind kraftvoll und gefällig, Rundungen und Wölbungen rauben aber etwas die Übersichtlichkeit. Das Dach öffnet und schließt sich innert 20 Sekunden, allerdings nur bei totalem Stillstand, was irgendwie nicht zu diesem dynamischen Fahrzeug passen will. Da wird eine rote Ampelphase schnell mal zu kurz. Aber wenigstens reicht die Zentralverriegelungsfernbedienung so weit, dass die große Öffnung abgeschlossen ist, wenn man am Weg zum Auto die Fahrertür erreicht hat. Jedenfalls, wenn man dran gedacht hat, vorher die Klappe im Kofferraum zu schließen. Was fehlt, ist allerdings ein akustisches Signal, wenn der Vorgang des Öffnen oder Schließens abgeschlossen ist.

Einsteigen ist wie nach Hause kommen, nicht nur für BMW-ge- bzw. verwöhnte. Mit etwas Geduld findet sich die richtige Sitzposition (auch wenn für die Beine gern mehr Platz sein dürfte). Es gibt zum Teil recht kreative Ablagen, so z.B. drei übereinander in der Abdeckung der Durchreiche zum Kofferraum. Das iDrive-Bediensystem ist erstmals im Z4 erhältlich – und endlich wirklich gut zu bedienen. Sogar die Beifahrerin, die sonst gerne über technischen Schnickschnack raunzt, hat sich auf Anhieb zurechtgefunden. Der kleine Flaschenöffner auf der Mittelkonsole ist übrigens die Handbremse.

Spitzfindigkeit ist fehl am Platz
Der Testwagen ist mit der Topmotorisierung ausgestattet, also mit dem 3-Liter-Biturbo-Sechszylinder, die Nomenklatur ist also etwas irreführend, bei 35i würde man eigentlich ein Krügerl (in München sagt man Halbe) mehr im Motor erwarten. Is aber wurscht, weil die 306 PS lassen jede Spitzfindigkeit vergessen. Schon vom Stand weg ist von etwaiger Turbounterstützung (im Sinn von Turboloch) nichts zu spüren, das Drehmomentmaximum von 400 Nm werkt schon bei sensationellen 1.300/min.

Doppelkupplungsgetriebe aus dem M3
Was eigentlich dem M3 hätte vorbehalten bleiben sollen, ist nun doch auch im Top-Z4 erhältlich – und zum Glück auch im Testwagen eingebaut: Das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe ist dermaßen harmonisch gestuft und passt damit so gut zum Motor, dass es nur noch so eine Freude ist. Sogar der 7. Gang ist voll integriert, nicht (wie etwa im Porsche 911) als Spargang ausgelegt. Beim Runterschalten wird launig Zwischengas gegeben, der Motor röchelt dann etwas, während er beim Hochdrehen heiser röhrt, ein wenig wie der böse Wolf, nachdem er Kreide gefressen hat. Die Gangwechsel geschehen praktisch unmerklich und ohne Zugkraftunterbrechung, wie es bei Doppelkupplungsgetrieben üblich ist. Geschaltet wird entweder manuell vom Lenkrad aus oder automatisch, in diesem Fall dann je nach Einstellung sportlich mit weiter ausgedrehten Gängen oder gemütlich. Dabei heißt „gemütlich“ absolut nicht fad, aber tatsächlich sparsam, weil sehr effektiv gefahren wird.

Sportlich unterwegs
Je nach Ambitionen lassen sich auf Knopfdruck weitere Parameter in der Bandbreite sportlich bis sehr sportlich Einstellen, etwa Lenkung, Gaskennlinie oder – falls das optionale M-Sportfahrwerk an Bord ist – auch die Dämpferkennlinie. In jedem Fall ist der Z4 aber sehr sportlich zu fahren, das Fahrwerk immer Herr der Situation, allerdings neigt es zum Poltern. Die Reifen (vorn sind 225er, hinten 255er  montiert) haben es gerne, mit bestimmter Hand am Lenkrad auf Kurs gehalten zu werden.

Die Fahrleistungen sind sportlich: 5,1 Sekunden für den Standardsprint entsprechen dem BMW M3 Cabrio, das immerhin 420 PS hat, aber auch 1,9 Tonnen wiegt. Der Z4 hat 300 kg weniger (jeweils nach EU). Die Höchstgeschwindigkeit beträgt wegen des elektronischen Riegels 250 km/h.

Weniger ideal sind die Klappergeräusche, die im Testwagen bei geschlossenem Dach von hinten kommen, ebenso das Vibrieren vorne, wie auch der leicht quietschende Fahrersitz.

Gelungen von Nase bis Hintern
Der BMW Z4 sDrive35i DKG ist ein sehr gelungener Roadster, der es Sportlern und Lifestylern gleichermaßen recht macht. Die Optik ist berauschend, die Nase lang, sogar der Hintern knackig. Und er fährt sich großartig. Wer den Gasfuß im Zaum hält und das DKG schalten lässt, ist vom relativ günstigen Verbrauch überrascht (Bremsenergierückgewinnung und ein paar weitere „Efficient Dynamics“-Maßnahmen sind an Bord). Der Normverbrauch liegt bei 9 l/100 km. Ein Schnäppchen ist er nicht, mit einer Menge Extras kommt der Testwagen auf über 72.000 Euro. Den Porsche Boxster unterbietet er aber deutlich.

Stephan Schätzl

Warum?

  • Perfekte Kombination aus Roadster und Coupé
  • Fantastischer Motor mit ebensolchem Doppelkupplungsgetriebe

Warum nicht?

  • Stoffdachfans stören sich trotz der tollen Optik am Aludach.
  • Liegt das Dach im Kofferraum, wird es mühsam.

Oder vielleicht …

  • ... Porsche Boxster S, Audi TTS
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(Bild: kmm)



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