Boxer light

BMW F 800 GS: Für Weg und Abweg

Motor
14.01.2009 11:55
Und das soll kein Boxer sein? *Ohrwascheln zupf* *Augen reib* Da sind tatsächlich keine Beulen am Motor, aber der Sound?! Fast bilde ich mir ein, die Maschine neigt sich im Stand beim Gasgeben. Ist natürlich Unsinn, denn die zwei Zylinder stehen zwar in einer kurzen, aber doch in einer Reihe. Sonst ist relativ wenig irritierend an der BMW F 800 GS. Außer vielleicht die Perfektion, mit der sie zu Werke geht.
(Bild: kmm)

Na gut, Nicht-BMW-Fahrer stört die typische zerrissene Blinkerbedienung, aber BMWs sind nun mal anders als andere Maschinen. Dafür stehen hier so komfortable Dinge wie ein Bordcomputer oder Heizgriffe in der Aufpreisliste, das optionale ABS ist abschaltbar.

Der 798-ccm-Motor der F 800 GS stammt aus der F 800 S/ST, wurde aber unten herum aufgepolstert, die Maximalleistung von 85 PS steht bei 7.500 statt 8.000 parat, das Drehmoment steigt von 80 Nm bei 5.800/min. auf 83 Nm bei 5.750 Nm, die Zylinder sind hier auch weniger nach vorn geneigt. Auch ansonsten gibt es weniger Gemeinsamkeiten, als man von der Bezeichnung her annehmen würde. Statt Riemen sorgt eine Kette für Vortrieb. Statt Alubrücke gibt es einen Stahl-Gitterrahmen, statt einer Schwinge zwei, die aus Aluminium bestehen.

Die Upside-Down-Gabel erlaubt 230 mm Federweg und einen Lenkeinschlag von 42 Grad, das Vorderrad sorgt mit typischer Enduro-Größe von 21 Zoll für Stabilität im Gelände. Am hinteren Federbein (215 mm) mit WAD )=wegeabhängige Dämpfung) ist die Federvorspannung per Handrad einstellbar, die Zugstufe variabel. Die Bereifung ist serienmäßig eher für die Straße als fürs Gelände gedacht (im trockenen Leicht-Rough kommt man aber gut durch).

Solcherart aufgestellt sorgt die große Parallel-Twin-GS (sie hat in der F 650 GS eine kleine Schwester mit gleichem Hubraum, aber weniger Leistung) für Spaß auch bei weniger bedarften Fahrern. Sie ist absolut gutmütig und in jeder (beherrschbaren) Situation gut zu beherrschen. Die Bremsen sind gut zu dosieren, das optionale ABS will sogar erkennen, wenn das Hinterrad abhebt, der Motor hat Kraft schon von unten heraus, fühlt sich aber im mittleren Drehzahlbereich am wohlsten. Darüber wird die Power von Vibrationen ersetzt, die das Schwenkpleuel nicht glätten kann.

Das Getriebe ist mühelos zu schalten, allerdings ist der erste Gang zu lang übersetzt, was bei Trial-Passagen im Gelände ebenso lästig ist wie im innerstädtischen Stau. Dazu kommt, dass der Twin etwas ruppig ans Gas geht. Dafür ist er sparsam (etwa 5 Liter auf 100 km), was er angesichts des kleinen 16-Liter-Tanks unter der Sitzbank auch sein muss.

Die GS ist herrlich handlich und wie für meinen 1,88-Körper gemacht. Wem 88 cm Sitzhöhe zu viel sind, der bekommt ohne Aufpreis eine 3 cm niedrigere Bank. Mit 207 Kilo vollgetankt ist die fesche Bayrin zwar kein Leichtgewicht, aber weit entfernt von DER GS schlechthin, der 1200er, von der sie die Optik entlehnt hat, samt den brilligen Scheinwerfern. Ja, man kann die F 800 GS auch kaufen, weil sie einfach gut ausschaut! Und noch etwas von der 1200er GS taugt gut für die Kleine: die genialen vergrößerbaren Seitenkoffer, mit denen sich eine große Tour ausgeht.

Zu haben ab 11.300 Euro plus vielem empfehlenswertem Zubehör.

Stephan Schätzl

Warum?

  • Gutmütig im Gelände wie auf der Straße
  • Der kultige Boxersound
  • Noble Ausstattung (optional)

Warum nicht?

  • Nicht jeder mag BMW

Oder vielleicht …

  • … doch eine echte Reiseenduro (R 1200 GS) oder die Straßenvariante F 800 ST
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(Bild: kmm)



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