Spaß statt sparen

BMW 7er Hybrid Extra-Power statt Kiste Bier hinten

(Bild: BMW)

Hybrid ist generell was für Sparfüchse und Umweltfreunde? Weit gefehlt, der BMW ActiveHybrid 7 beweist das Gegenteil: Hier geht es primär um schiere Leistung, gepflegten Fahrspaß und souveräne Überlegenheit. Der Hybrid-7er verbindet einen V8-Benziner mit einem kleinen, aber starken Elektromotor zu einem deftigen Duo mit insgesamt 465 PS.

Dabei leistet schon der Doppelturbo-V8 mit 449 PS gut 40 PS mehr als im 750i, dazu kommt noch das Elektromotörchen, das zwar nur 20 PS leistet, aber 210 Nm Drehmoment hinterherwirft, wenn man das Gaspedal durchdrückt. Und dazu ist der Stromer auch da. Wenn im Display „Boost“ erscheint, schiebt der 7er mit echter Ur(bayern)gewalt nach vorn, dann fliegt die Tachonadel nach 4,9 Sekunden an der 100 vorbei. Dazu muss man nicht mal ein schneller Schalthebelbediener sein, denn die erstklassige Achtgangautomatik ist serienmäßig. Sie wechselt die Fahrstufen unaufgeregt, kaum merklich und jederzeit korrekt. Gut so, denn manuell würden mich 8 Gänge dann wohl doch etwas ablenken.

Geht man vom Gas, werden die Akkus geladen, beim Tritt auf die Bremse wird zunächst auch nur rekuperiert, dann erst kommt die Bremse dazu. Das passiert praktisch nahtlos und deutlich sauberer als etwa im Mercedes S400 Hybrid.

Unauffällig, aber unheimlich stark
Überhaupt glänzt der Hybridantrieb im 7er durch Unauffälligkeit. Sogar die Start-Stopp-Automatik stört nicht. Während sie etwa im Porsche Panamera beim Heranrollen an eine Einmündung zu früh den Hahn abdreht, wartet sie im BMW lange genug ab, sodass man ohne Verzögerung anfahren kann. Ich erfahre die elektrische Unterstützung hier durchwegs als hilfreich: Als Booster erhöht sie den Anpressdruck im Rücken, als Startstopper und Rekuperator das Wohlbefinden im Gewissen. Pures Strömen ohne Benzinantrieb geht allerdings nicht. Keinen Meter weit.

Den Verbrauch gibt BMW mit durchschnittlich 9,4 l/100 km an, in der Praxis komme ich kaum unter 13 Liter (mit einem 750i sind es – egal, wie man fährt – immer 2 Liter mehr, sagt BMW). Auf deutschen Autobahnen dürfen es gerne gut über 20 sein, schließlich ist in diesem 7er 250 km/h ein wunderbares Reisetempo – auch wenn man es in dieser Gangart nicht von der Passauer Grenze zum Flughafen München und zurück schafft, ohne zu tanken (80 Liter Tankinhalt).

Das Minus kommt zum Schluss: Die Lithium-Ionen-Batterien stecken in einem Kastl im Kofferraum, das so groß ist wie eine Kiste Bier. Das wirkt ein wenig schnellschnell zusammengezimmert und verringert das Ladevolumen um 40 auf 460 Liter. Die Skidurchreiche bleibt erhalten.

Die Preisliste beginnt beim Hybrid-7er bei 129.800 Euro, der Testwagen hat zusätzlich Extras im Wert von 10.000 Euro an Bord, darunter Sport-Lederlenkrad, Glasschiebedach, Head-Up-Display (großartig), Tempolimitanzeige (verzichtbar), lederbezogene Instrumententafel (sonst Kunstleder) und Sitzbelüftung. Die sensationelle Fahrdynamikregelung, die dieses gut 2 Tonnen schwere Schiff wahlweise fast zur Sänfte oder zum Sportwagen macht, ist Serie.

Wer mit dem BMW ActiveHybrid 7 wirklich sparsam fahren will, braucht einen starken Charakter – und der steht nicht in der Aufpreisliste.

Stephan Schätzl

Warum?

• Die unauffällige Power ist beeindruckend, die sportlich-gepflegte Souveränität.

Warum nicht?

• Die hemdsärmelige Unterbringung der Akkus im Kofferraum widerspricht dem Gesamtcharakter des Wagens.

Oder vielleicht …

• … BMW 740d, wenn’s ums Sparen geht. 750i oder 760i wenn’s wurscht ist. Lexus LS 600 h.