Luxus und Anstand

BMW 750i xDrive: Der Allrad macht ihn noch besser

Motor
06.05.2010 21:19
Es gehört zu den größten persönlichen Niederlagen im Autofahrerleben in der Premiumklasse, an einer rutschigen Stelle, etwa auf Schnee oder einer feuchten Wiese, hängen zu bleiben, weil die Hinterräder der sündteuren Karosse munter durchdrehen. Im BMW 750i xDrive kann das nicht passieren – zusätzlich lässt sich der große Bayer noch sportlicher fahren als seine heckgetriebenen Brüder.
(Bild: kmm)

Der 7er bewegt sich generell recht leichtfüßig für einen Zweitonner. Der intelligente Allradantrieb setzt noch eins drauf und unterstützt die Kurvenfreudigkeit. Er beschleunigt am Kurvenausgang vorne kräftig mit und zieht den Wagen richtig vorwärts; zuvor schickt er am Kurveneingang mehr Kraft auf die Hinterachse und entlastet so die lenkenden Vorderräder (und wirkt so Untersteuern entgegen). Das alles schon auf sauberer, trockener Straße. Die Lenkung bleibt vom Antrieb unbeeindruckt. Der Fahrer merkt nur, dass es sich ziemlich gut anfühlt. Und dass der 407 PS starke Achtzylinder ordentlich anschiebt (0 – 100 in 5,1 Sekunden).

Dennoch ist der 750i nicht bedingungslos auf Sport getrimmt. Sportlichkeit ist in München zwar der generelle Zugang zum Thema Fahren - und das spürt man natürlich -, im Fall des 7ers aber immer komfortabel unterfüttert. Sogar wenn das serienmäßige adaptive Fahrwerk auf „Sport plus“ steht und die Verbindung zum Untergrund verbindlich ist. Bei „Comfort“ am anderen Ende der vierstufigen Skala ist es anders herum, da wird der Komfort vom Sport unterfüttert, sodass man zwar entspannt über holprige Straßen gleitet,  sich aber nicht auf einer frisch geteerten Autobahn vermutet oder Angst vor Seekrankheit haben muss. Die Standard-Sechsgangautomatik passt ideal dazu, sie schaltet weich und reagiert sehr spontan.

Ein bisschen High-Tech muss sein
Der Testwagen ist mit allerlei teurer Technik ausgerüstet, etwa Verkehrszeichenerkennung. Damit wird im Tacho und im (sehr empfehlenswerten) Head-Up-Display das aktuell geltende Tempolimit eingeblendet. Theoretisch zumindest, denn in der Praxis lässt sich das System immer wieder foppen, meist durch eine Einschränkung, die unter dem Verkehrszeichen angebracht ist („Nässe“; „gilt für Lkw über 7,5 t von … bis … Uhr“). Diese Spielerei funktioniert hier aber immerhin besser als bei manch anderem Hersteller. Oder der Spurverlassenswarner, der das Lenkrad vibrieren lässt, wenn man, ohne zu blinken, die Spurmarkierung überfährt. Leider warnt das Lenkrad häufig auch dann, wenn man brav die Spur hält.

Auch eine lustige Premiumspielerei: der radargesteuerte Tempomat, der sogar bis zum Stillstand aktiv bleibt. In drei Stufen lässt sich über das Multifunktionslenkrad der gewollte Abstand zum Vordermann einstellen, dann fährt der BMW wie von Geisterhand geführt. Was theoretisch sehr entspannend ist, wenn man die Beine hochlegt; in der Praxis verkrampft sich mein rechter Fuß jedoch bremsbereit über dem Gaspedal, weil man weiß ja nie, und eine plötzliche Vollbremsung des Vordermannes oder ein Auto, das von seitlich auf die Spur schneidet, möchte ich nicht riskieren. Ansonsten wäre wünschenswert, dass der Autopilot in der Kolonne so nah am Vordermann klebte, dass nicht ständig jemand auf die eigene Spur drängt. Geht natürlich nicht. Auf der Autobahn ist ein wenig lästig, dass der Wagen abbremst, wenn man auf ein Fahrzeug aufläuft, das man eigentlich überholen wollte. Um das zu verhindern, muss entweder sehr früh die Spur wechseln oder aber aufs Gas steigen, um das System zu „overrulen“.

Ein Gadget, das ich normalerweise nicht mag (weil es in den seltensten Fällen akzeptabel funktioniert), ist der serienmäßige Regensensor. Hurra, in diesem Testwagen war er eine große Unterstützung und hat tags wie nachts perfekte Dienste geleistet!

Der 7er hat die Augen überall
Dass man sich in der sehr gehobenen Klasse befindet, merkt man an Serienfeatures wie den sehr bequemen beheizten Ledersitzen, Komfortzugang (schlüsselloses Öffnen der Türen), dem durchdachten und gut bedienbaren iDrive, den Edelholzleisten, oder dem elektrischen Heckscheibenrollo. Aus der Aufpreisliste Rückfahrkamera, Seitenkameras (für das Heraustasten aus Ausfahrten), elektrisch betätigte Heckklappe, 4- statt 2-Zonen-Klimaanlage, Sitzlüftung, Navi, selbstzuziehende Türen etc. Gut verzichten kann ich auf die verdunkelten Scheiben hinten, die wirken etwas halbstark.

Was bei allem Luxus leider fehlt, sind Ablagefächer. Es ist nicht mal Platz für die Sonnenbrille (was in einem Alfa okay wäre, wenn man davon ausgeht, dass der Fahrer sie ohnehin immer trägt), und das Fach unter der Mittelarmlehne ist auch kaum nutzbar, wenn eine Handyhalterung integriert ist. CDs digitalisiert man am besten und nimmt sie auf einem USB-Stick mit (oder ordert eine integrierte Festplatte).

Bei 117.500 Euro beginnt das Vergnügen im 750i xDrive, rund 7.000 Euro über der heckgetriebenen Version. Der Testwagen steht da um gut 140.000 Euro, wobei die Aufpreisliste noch eine Menge mehr hergeben würde. Das souveräne Gefühl, das einem die zu allem bereite Motorisierung und der ebensolche Antrieb gibt, ist inklusive.

Stephan Schätzl

Warum?

  • Der Allradantrieb macht den 750i zum idealen Oberklasse-Fahrzeug. ESP hält sich noch mehr zurück und man kommt auch im Winter die Auffahrt rauf.

Warum nicht?

  • 13,5 bis 20 Liter Testverbrauch sind Stress für das Gewissen (Stadtverkehr schlägt überproportional durch).
  • Weil ich mich in einem Überfluss-Auto nicht beim Kleinkram einschränken möchte (Ablagen fehlen).

Oder vielleicht …

  • … doch den 740d xDrive? Der Diesel ist deutlich sparsamer...
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(Bild: kmm)



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