Dezenter Bayer

BMW 530d im Test – Bescheidenheit im Überfluss

Motor
04.08.2010 13:35
Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr – es steckt viel Wahres in diesem Sprichwort, und vieles wurde im neuen 5er BMW umgesetzt. Besonders in unserem Testwagen, dem 530d. Er gibt sich auf vielerlei Art tatsächlich bescheiden, um an anderer Stelle richtig dick aufzutragen. Eine gelungene Mischung.
(Bild: kmm)

Das beginnt schon beim Tacho: Bis 260 km/h geht die Anzeige, 250 km/h ist die abgeregelte Höchstgeschwindigkeit. Der 530d hat es nicht nötig, mit einer 300er-Skala zu protzen, die die Tachonadel doch nicht ausnutzt und das Auto ja auch nicht schneller macht.

Geprotzt wird mit der tatsächlichen Leistung des Reihensechszylinder-Diesels: 245 PS entspringen den 3 Litern Hubraum, auf ehrenwerten 540 Nm Drehmoment surft der finanziell potente Fahrer zwischen 1.750 und 3.000 Touren. Der Sound ist relativ großartig, nur ein Jaguar kommt da noch drüber. Und erst der Verbrauch: Mit Zurückhaltung sind gut 6 Liter drin, im Testschnitt waren es knapp acht Liter auf 100 km. Und das bei echt sportlichen Fahrleistungen, der Hundertersprint ist in 6,3 Sekunden zu absolvieren. Wenn ich mir einen Diesel wünschen dürfte: So müsste er sein (nicht umsonst hat die Polizei in den USA und Kanada 240.000 Stück dieses Triebwerks in Steyr bestellt, um einen neuen Streifenwagenh damit auszustatten).

Cruisen und räubern
Die optionale Achtgangautomatik mit Schaltwippen am Lenkrad schaltet sanft und zügig, die „Runterschaltbedenkzeit“ von früher wurde effektiv minimiert, sodass man jederzeit behände und flott unterwegs ist. Manuelles Schalten schenkt man sich bald, die Zahl der Gänge überfordert den Fahrer. Der Charakter des Testwagens lässt sich zudem sportlich schärfen, indem man per Knopfdruck von „Normal“ auf „Sport“ stellt. Dann straffen sich alle Sinne samt Fahrwerk und machen den 1,7-Tonner zum Eckenflitzer. Ansonsten ist die Anmutung, sagen wir, sportlich komfortabel. Gegen Aufpreis könnte man auch adaptive Dämpfer ordern, was die zusätzliche Stufe „Comfort“ mit sich brächte.

In jedem Fall passt der 5er wie ein legerer Maßanzug. Er fühlt sich ballastlos an, die Nähte sind an den richtigen Stellen und er trägt nicht auf. Optisch und was die Wendigkeit betrifft wirkt er dabei straff wie ein 3er BMW, in Sachen Komfort und Ausstattungsmöglichkeiten geht er eher Richtung 7er (oder 5er GT). Damit ist er die ideale Essenz aus den beiden Wagenklassen. Die schlanken Linien machen ihn beinahe unauffällig – und gerade dadurch fällt er wieder auf. Nicht als Protzer, sondern als Gutausseher.

Ausstattung auf Oberklasse-Niveau
Alles andere als zurückhaltend ist die (optionale) Ausstattung des 5er. Schlüsselloses Starten, Tempomat, 7“-Display, Zweizonen-Klima, Regensensor, geschwindigkeitsabhängige Servolenkung, Sportlederlenkrad, acht Airbags, aktive Motorhaube und noch eine Reihe anderer Dinge sind Serie. Doch der wahre Clou ist die Aufpreisliste, die sogar die des 7ers in den Schatten stellt. Der Gipfel: Surround View, womit das Fahrzeug im Display quasi aus der Vogelperspektive dargestellt wird, samt allem, was drumherum ist! So kann man praktisch keinen Randstein mehr anschrammen, keine Wand mehr streifen. Der Trick: Extremweitwinkel-Kameras in den Rückspiegeln. Dazu noch Side View (toll beim Ausfahren aus unübersichtlichen Einmündungen und Ausfahrten) und Rückfahrkamera, kombiniert mit dem klassischen Parkpiepserl, schon ist der audiovisuelle Rundum-Pampers-Schutz fertig. Vom Preis könnte man natürlich eine ganze Menge Windeln kaufen.

Der Innenraum fühlt sich nach Oberklasse an, die Sitzposition ist perfekt, ebenso die Bedienung des iDrive. In den 520 Liter Kofferraum passt auch die eine oder andere Kiste bayerisches Bier. Kurz: Der 530d ist ein rundum gelungenes Auto, allerdings zu einem stolzen Preis. So kostet der Testwagen mehr als 73.000 Euro. Der Einstieg beginnt allerdings schon beim 520d mit 184 PS und einem Normverbrauch von 5,0 l/100km. Mit dieser Bescheidenheit kommt man weiter…

Stephan Schätzl

Warum?

  • Der 530d ist eine Art Urmeter der sportlich-komfortablen oberen Mittelklasse.
  • Perfekte Verarbeitung, starker, sparsamer Motor, tolles Fahrverhalten.

Warum nicht?

  • Weil ich ihn nicht jetzt bestellen möchte und in einem halben Jahr dann vielleicht draufkomme, dass ich mir Surround View und Radartempomat doch hätte leisten können.

Oder vielleicht …

  • … ist mir Surround View doch zu peinlich. Aber Side View nehm' ich!
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(Bild: kmm)



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