Autonomes Fahren

Auto soll zum dritten Lebensraum werden

Web
26.05.2015 09:52
Büroarbeit erledigen, während das Auto ganz von allein fährt: Das ist die Version der Zukunft. Im Silicon Valley arbeitet die Branche an der Umsetzung. Wird das Auto bald zum neuen Lebensraum?

"Hello Jane", blinkt es auf dem Display. Das Auto stellt den Fahrersitz für Jane ein, wählt das Lieblingsprogramm im Radio aus, gibt die Wettervorhersage für das Fahrziel und liest Nachrichten aus sozialen Netzwerken für Jane vor. Während der Fahrt erkennt es, dass der Tank bald leer ist, und schlägt eine Tankstelle an der Fahrstrecke mit dem günstigsten Preis vor. Und Jane braucht nur die Hand zu bewegen, um die Landkarte im Display zu bewegen.

Jane ist eine fiktive Fahrerin in einem Imagefilm des Technikkonzerns Bosch. Ein Auto, das seine Fahrerin automatisch erkennt und sich auf sie ganz persönlich einstellt: "Das ist die Zukunft, die aus unserer Sicht kommen wird", sagt Jiri Marek, der bei Bosch im kalifornischen Palo Alto zum autonomen und vernetzten Fahren forscht.

Das Auto als dritter Lebensraum
Axel Gern, Leiter Autonomes Fahren bei Mercedes-Benz Research and Development für Nordamerika, erklärt die Idee, mit der Autobauer die Notwendigkeit solcher Technik begründen: Die größten Städte der Welt, die Megacities, wachsen. Der Verkehr nimmt zu - die Staus werden größer.

"Die Leute verbringen im Auto Lebenszeit. Deswegen ist die Idee, neben dem Zuhause und dem Büro einen dritten Lebensraum zu schaffen", sagt er. Damit der Fahrer die Zeit im Auto auch sinnvoll nutzen kann, werden die Autos nach dieser Vision bis 2030 völlig selbstständig die Straße entlangfahren.

"Wir wollen das Auto befähigen, vorherzusehen, was der Kunde will", sagt Arwed Niestroj von Mercedes-Benz Research and Development. Wenn der Fahrer etwa morgens mit Handy und Aktentasche ins Auto steigt, soll der Wagen von sich aus erkennen, dass es ins Büro geht. Und der Fahrer soll zu Hause dank der Vernetzung abrufen können, wie weit er gefahren ist, ob Wartungen nötig sind und wann wieder getankt werden muss.

Software als größte Herausforderung
Dass die Entwicklung solcher künstlicher Intelligenz eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt, hat nach Angaben von Bosch-Technologieexperte Marek seinen Grund: Die Erwartungshaltung an die Qualität von Automobilsystemen sei hoch, weil Fehler immense Folgen haben können. "Wenn das Auto am Morgen nicht mehr geht, haben Sie ein Problem." Ein Auto hält etwa 15 Jahre lang. "Die Konsumelektronik entwickelt sich immer schneller, Autos leben aber immer länger." Die Software im Wagen lange am Leben zu halten, das sei die große Herausforderung.

Wer hat Zugriff auf die Daten?
Ein weiterer Punkt wird der Datenschutz sein. Erste Hackerangriffe auf die intelligenten Systeme im Auto hat es schon gegeben. Mit zunehmender Vernetzung stellt sich zudem die Frage, wer in Zukunft eigentlich den Zugriff auf die Daten im Fahrzeug haben soll: die Autohersteller oder IT-Konzerne wie Google, die die Software liefern? Wenn es nach Volkswagen-Chef Martin Winterkorn geht, müssen die Hersteller die Hoheit über die Daten behalten. Nur so sei ihr Schutz garantiert.

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