Golf, der keiner ist

Audi A3: Scharf leuchten die Ringe in kühler Eleganz

Motor
21.01.2013 07:47
Ringe sind es, die mich beim ersten Einsteigen in den Audi A3 beeindrucken. Aber nicht die berühmten vier, sondern zwei strahlend weiß leuchtende, die die Getränkehalter in der Mittelkonsole umrahmen. Diese edle Schärfe charakterisiert den kompakten Ingolstädter – und hebt ihn von seinem technikspendenden Konzernbruder VW Golf ab.
(Bild: kmm)

Fast möchte ich eine dieser herrlich blauen Bombay-Saphire-Flaschen in den Ringen zum Leuchten bringen, aber für ein Gin-Foto ist die Ausstrahlung des A3 zu nüchtern. Wie im A1 schafft es Audi, mit dem Innenraumdesign die Klassengrenzen zu sprengen. Die technoide Eleganz hat so gar nichts Golfiges. Kühl ist die Anmutung, reduziert das Design, die Düsen der extrem leise arbeitenden Lüftung gleichen Flugzeugtriebwerken.

Man schaut gern hin, muss aber nicht
Die MMI-Bedieneinheit befindet sich vor dem Schalthebel und ist so intelligent gebaut, dass man keinen Blick verschwenden muss, um alles einzustellen, was einzustellen ist. Das geht, indem manche Knöpfe nicht zu drücken sind, sondern nur anzeigen, in welche Richtung man das fingerschmeichelnde Wändchen dazwischen kippen muss. Daneben auch noch ein edler metallener Volume-Drehknopf – da kann man sich ein Multifunktionslenkrad echt schenken. Outstanding in dieser Klasse: Das Display zieht sich auf Knopfdruck dezent zurück.

Ein bisschen fühle ich mich nur gefrotzelt, weil zwar ein Knopf für die Navigationsfunktion vorhanden ist, aber keine Navigationsfunktion. Die ist im Testwagen um knapp 35.000 Euro nicht dabei. Aber es ist alles eine Frage des Geldes, denn für den Audi A3 ist so ziemlich alles zu haben, was gut und teuer ist. Wir befinden uns hier im Premiumbereich, wo nicht nur die Materialien entsprechend aussehen, sondern auch die (Auf-)Preislisten. Radartempomat, Parklenkassistent, Bang-&Olufsen-Sound usw. Schade nur, dass CD-Schlitz und SD-Spalte im Handschuhfach versteckt sind, auch bei geöffneter Klappe sowohl für den Fahrer als auch für den Beifahrer nur unter Verrenkungen zu erspähen. Aber gut, muss ich halt jede CD, die ich mir kaufe oder downloade, erst mal auf SD speichern, bevor ich sie im Auto hören kann, und die SD dann auch vor Fahrtantritt einlegen.

Es ist ohnehin besser, auf CDs zu verzichten, denn meine dicke CD-Mappe passt hier nicht ins Türfach. Das gilt übrigens auch für Flaschen, also auch in diesem Punkt unterscheidet sich der Audi A3 vom Golf.

Angemessen unterwegs auch ohne Top-Leistung
Der dreitürige Testwagen wird vom bewährten 105-PS-TDI angetrieben, der hier sogar noch besser gedämmt wirkt als im Golf (obwohl der offizielle Innengeräuschpegel mit 69 zu 68 dB A für den Golf spricht) und natürlich für idente Fahrleistungen sorgt. 10,7 Sekunden von 0 auf 100 zum Beispiel und knapp 200 in der Spitze. Die Kraft überträgt hier die Siebengang-Doppelkupplungsautomatik, serienmäßig wären sechs handgeschaltete Gänge – einer mehr als im Wolfsburger Bruder. Im Vergleich zum Vorgänger hat der A3 bis zu 80 kg abgespeckt, konkret sind es hier 1.325 kg Leergewicht – was allerdings 12 kg mehr sind als im identisch motorisierten Golf.

So motorisiert und beschaltet geht einem eigentlich nichts ab, der elegante Kompakte gleitet dahin, ohne Mangel aufkommen zu lassen, Fahrwerk und Lenkung fühlen sich präzise und komfortabel straff an. Der Verbrauch lag im Test bei knapp über 6 Liter Diesel auf 100 km, 3,9 hätte die Norm versprochen.

Was die Platzverhältnisse betrifft, ist der Audi A3 kein Klassenhero. Mit offiziellen 365/1.100 Liter Kofferraumvolumen bleibt er sogar hinter seinen Geschwistern zurück, auf den Rücksitzen geht es eher beengt zu – wer Platz braucht, sollte zum fünftürigen Sportback greifen. Und vorne sind für ein Premiumauto die Sitzflächen zu kurz.

Unterm Strich
Der Audi A3 ist faktisch ein Golf, atmosphärisch aber ein echter Audi. Das ist nicht praktischer, aber hochwertiger und eleganter. Und natürlich ein ganzes Eck teurer. Wer die gleiche Technik günstiger haben will, der greife zum Golf oder gar zum Seat Leon. Das gewisse Etwas, das kühle, stylische, metallene – das gibt's nur hier, wo die scharfen Ringe sind.

Warum?

  • Die elegant-kühl-reduzierte Atmosphäre
  • Man fühlt sich nicht wie in einem aufgewerteten Golf

Warum nicht?

  • Im Vergleich dann doch ein bisschen eng

Oder vielleicht …

… BMW 3er, Mercedes A-Klasse, aber auch Golf und Leon.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

(Bild: kmm)



Kostenlose Spiele