Es ist die Mama Sheryl, nicht der Rockstar, der in Mailand zum Interview empfängt. "Was bedeutet heute Rockstar, die gibt es nicht mehr", lacht sie. "Keith Richards und Mick Jagger, das waren noch echte Rockstars. Früher war das sexy und aufregend. Heute geht es nur um den Celebrity-Status. Diesen Lifestyle lebe ich nicht."
Spricht's und streicht ihrem 9 Monate alten Adoptivsohn Wyatt sanft über die Wange. Der kleine, fröhlich quietschende Mann ist ihr Lebensmittelpunkt und immer an Mamas Seite. "Er war auch mit im Studio, als ich meine neue CD 'Detours' aufgenommen habe. Irgendwie hat er den Grundton angegeben."
"Ich bin jeden Morgen auf einem kalten Tisch gelegen"
Sie wirkt entspannt - und gesund. Anfang 2006, kurz nach der Trennung von Radsport-Profi Lance Armstrong, wurde sie mit der Diagnose Brustkrebs konfrontiert. "Es war, als ob die Welt plötzlich stehen bleiben würde." Sie musste sich einer Operation und einer Strahlentherapie unterziehen. "Ich bin jeden Morgen auf einem kalten Tisch gelegen mit einer riesigen Maschine über mir. Da grübelt man darüber nach, worum es im Leben wirklich geht. Man lernt, nein zu sagen, auf sich zu schauen. Seit dieser Zeit denke ich ganz anders über unseren Planeten, unsere Politiker und die Gesellschaft."
Und so kämpft sie heute nicht mehr gegen die Krankheit, bei der sie als Siegerin hervorgegangen ist, sondern für eine bessere Welt. "Ich war schon immer eine Kämpferin. Doch bis zu meiner Krankheit wusste ich nicht genau, was das eigentlich bedeutet."
Ihr Stützpunkt, ein Ort voll Ruhe und Frieden, ist ihre Farm in der Nähe der US-Musikmetropole Nashville. "Ich bin dort in der Nähe aufgewachsen, und meine Schwester lebt hier. Als Wyatt kam, wollte ich nah bei der Familie sein."
Clinton oder Obama?
Noch ein Kampf steht demnächst vor der Tür: der amerikanische Wahlkampf. "Amerika ist in den vergangenen sieben Jahren weit vom richtigen Pfad abgekommen. Die Menschen müssen aufstehen für ein besseres Land." Clinton oder Obama? "Dazu will ich jetzt noch nichts sagen. Aber ich werde mich sicher aktiv für den demokratischen Kandidaten einsetzen", meint sie resolut und drückt Wyatt fest an ihr glühendes Mutterherz, weil sie in Wahrheit für ihn kämpft.
Franziska Trost, Mailand
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