Knochenbrecher-OP

Russinnen nehmen für lange Beine Qualen in Kauf

Viral
08.02.2008 12:29
Ein Beinbruch für mehr Schönheit: In der russischen Stadt Kurgan lassen sich junge Frauen in einem schmerzhaften Verfahren die Unterschenkel verlängern, um angeblich bessere Chancen in Liebe und Beruf zu besitzen. Die weltweit angewandte Methode wurde zu Sowjetzeiten von dem Arzt Gawril Ilisarow in Kurgan entwickelt, um Geburtsfehler zu operieren.

Dabei werden erst Knochen geknackt, dann müssen Patientinnen ein halbes Jahr ein orthopädisches Gestell tragen. Das Ergebnis lässt sich sehen - und messen: Bis zu 15 Zentimeter höher gehen die Frauen danach durchs Leben. Längst sind "Beine aus Kurgan" zum festen Begriff in Russland geworden.

Chirurg: "Manchmal geht das schief"
Allerdings werden auch Warnungen vor der Operation laut. "Das Problem ist, dass man nicht nur das Bein, sondern auch Nerven und Muskeln verlängern muss. Manchmal geht das schief", meint etwa der Spezialist Ziyad Al Chiriki aus Damaskus. Russische Experten warnen ganz grundsätzlich vor möglichen Folgen des Eingriffs wie Thrombosen, Entzündungen und später unschönen Proportionen. Zudem unterstreichen sie, dass sich Probleme in Liebe und Beruf nicht allein auf einem OP-Tisch lösen ließen.

Methode auch bei Japanerinnen beliebt
Das Interesse an der Ilisarow-Klinik in Kurgan sei auch im Ausland groß, bestätigt Vize-Direktor Arnold Popkow in einem Interview des Moskauer Magazins "Argumenty i Fakty". Besonders aus Japan und Südkorea, wo sich ebenfalls viele Mädchen operieren lassen, kämen Chirurgen zum Studium in die Stadt im Ural-Gebiet mit ihren 330.000 Einwohnern.

Auch Männer riskieren die OP
Nicht nur Frauen begäben sich unters Messer, betont er. "Einmal kam ein kleinwüchsiger Offizier aus Arabien, dem es zu schaffen machte, dass er bei Militärparaden nicht zu sehen ist", erzählt der 61-Jährige. "Wir haben ihn um zehn Zentimeter verlängert." Insgesamt sind in Kurgan mehr als 5.000 solcher "Knochenjobs" dokumentiert. Nicht bei allen ging es nur ums Aussehen.

Denn als Ilisarow (1921-1992) sein Verfahren vor einem halben Jahrhundert in der Stadt rund 2.000 Kilometer östlich von Moskau entwickelte, hatte er vor allem die Behandlung missbildeter Gliedmaßen im Sinn. Zum Beispiel untersuchte der Orthopäde Brüche nach einem Unfall oder Beine, die durch einen Geburtsfehler unterschiedlich lang waren. Er fand heraus, dass der menschliche Körper einen Spalt im Knochen durch ständiges Nachwachsen schließt. Wird also ein Bruch des Unterschenkels herbeigeführt und der Spalt parallel zum Nachwachsen vergrößert, lässt sich ein Knochen verlängern.

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