Enthüllungsbuch

Autor Morton: Tom Cruise “ist absolut fanatisch”

Adabei
30.01.2008 10:35
Seit Mitte Jänner macht der britische Autor Andrew Morton, der erstmals 1992 mit seinem Bestseller "Diana - Ihre wahre Geschichte" für Aufsehen sorgte, Schlagzeilen mit seiner umstrittenen und unautorisierten Biografie über den US-Schauspieler und bekennenden Scientologen Tom Cruise. Zwei seiner Thesen sorgen besonders für Wirbel: Cruise sei der zweite Mann hinter Scientology-Chef David Miscavige und er nutze sein Image als Hollywood-Star, um die umstrittene Organisation in Europa zu stärken. Beides bestreiten der Star und Scientology vehement. In einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur nimmt Morton Stellung zu seinem Werk, dessen deutsche Ausgabe den Titel "Tom Cruise - Der Star und die Scientology-Verschwörung" tragen soll.

Es heißt, Sie verstecken sich aus Angst vor Drohungen von Scientologen?
Morton: "Ich habe nur mein Haus verkauft, weil ich woanders leben wollte. Damit wurde gleich assoziiert, ich würde vor Scientology wegrennen. Das ist nicht der Fall. Es ist Zufall, dass ich zeitgleich mit der Veröffentlichung des Buches umgezogen bin."

Sie haben also keine Drohungen von Scientologen erhalten?
Morton: "Keine physischen. Meine Arbeit wurde allerdings verbal sowohl vom Anwalt von Tom Cruise als auch von Scientology sehr harsch angegangen und als Lüge abgetan."

In Ihrem Buch beschreiben Sie Scientology als eine Sekte, die Menschen, sie sich gegen sie wenden, tyrannisiert. Lässt man Sie ungeschoren davon kommen?
Morton: "Es gab noch keine körperlichen Bedrohungen und ich klopfe auf Holz, dass es so bleibt. Allerdings benutzt Tom Cruise seine Macht in Hollywood, damit ich nicht ins amerikanische Unterhaltungsfernsehen komme. Er ist der größte Unterhaltungsstar der Welt, aber ich bin bisher noch in keiner Unterhaltungsshow in den USA erschienen."

Was halten Sie davon, dass Ihre Biografie von den Medien zum Teil scharf kritisiert wurde?
Morton: "Es ist interessant zu sehen, dass, kaum ist das Buch auf dem Markt, sich eine große Hysterie um das Buch verbreitet hat. Von der Presse wurde es mit Unglauben betrachtet, es gab Zweifel über die Genauigkeit der Recherche und Verzerrungen. Es heißt, ich würde behaupten, Tom Cruises Tochter Suri sei mit eingefrorenem Sperma des Scientology-Gründers Ron Hubbard gezeugt worden. Das war jedoch nicht ich, das waren andere. Ich wollte in meinem Buch nur den absurden Hype aufzeigen, der um Katie Holmes und die Geburt des Babys Suri gemacht wurde."

Sind Sie über die Medien-Reaktionen enttäuscht?
Morton: "Sagen wir, sie erinnern mich an die Reaktionen, die kurz nach Veröffentlichung meines Diana-Buches aufkamen. Doch als da die Hysterie erstmal verflogen war, kam heraus, dass es sorgfältig recherchiert und geschrieben war. So wird es diesmal auch sein."

Wie stehen Sie zu dem Vorwurf, für eine Biografie über Tom Cruise nicht selbst mit dem Schauspieler gesprochen zu haben?
Morton: "Ich habe Tom Cruise im vergangenen Jahr im August um ein Interview gebeten - er hat ‚nein’ gesagt. Man muss dazu allerdings wissen, dass man für eine Biografie nicht unbedingt mit der Person, über die man schreibt, sprechen muss. Eine Biografie, die Tom Cruise oder Scientology vorher abgesegnet hätte, wäre doch nicht das Papier wert, auf der sie geschrieben ist. Wichtiger ist es hingegen, mit so vielen Menschen wie möglich zu sprechen, die diese Person umgeben. Ich habe mit über 120 Menschen gesprochen - Drehbuchautoren, Produzenten, Lehrer und ehemalige Mitglieder von Scientology. Darunter waren auch Personen, die ihm sehr nahe stehen. Deren Namen kann ich aber nicht preisgeben, weil ich ihnen Vertraulichkeit zugesichert habe.

Es kursieren Gerüchte, Tom Cruise wolle Sie aufgrund Ihres Buches in dreistelliger Millionenhöhe verklagen.
Morton: "Davon habe ich gehört. Tom Cruise ist berüchtigt dafür, Menschen zu verklagen, um sie davon abzuhalten, das zu sagen, was sie sagen wollen. Bisher hat er es noch nicht getan. In diesem Fall müssten dann nämlich auch eine ganze Reihe anderer Menschen vor Gericht erscheinen: Cruise ebenso wie seine Ex-Frau Nicole Kidman oder das Oberhaupt der Scientology Organisation, David Miscavige. Eine Gerichtsverhandlung wäre ein großer Zirkus. Es wird interessant sein zu sehen, ob sie sich dafür entscheiden werden."

Sie haben also keine Angst vor einer Klage?
Morton: "Ich habe keine Angst. Es gibt viele Menschen, die zu mir gekommen sind und die gesagt haben: Hör zu, für das Buch spreche ich mit dir im Vertrauen. Aber wenn sie dich verklagen, dann werde ich für dich vor Gericht aussagen."

Wie würden Sie den Zustand von Tom Cruise beschreiben?
Morton: "Er ist absolut fanatisch in dem, woran er glaubt."

So fanatisch, dass er sogar seine Bedeutung als Schauspieler benutzt, um den deutschen Markt für Scientology zu ebnen, wie Sie schreiben?
Morton: "Absolut."

Wie kommen Sie darauf?
Morton: "Tom Cruises Karriere basiert auf Hollywood. Mit seinem jüngsten Film "Walküre" (worin Cruise den Hitler-Attentäter Graf von Stauffenberg spielt, Anm.) nimmt er sich eines Themas an, dass hauptsächlich den deutschen Markt interessiert. Das ist eine ungewöhnliche Wahl. Der Film ist ein Trojanisches Pferd, mit dem er nach Deutschland kommt, damit die Deutschen über Scientology diskutieren, ob es praktiziert werden darf oder nicht. Es ist kein Zufall, dass der Film zur gleichen Zeit in Deutschland produziert wird, in der Scientology aktiv versucht, die Organisation hier bekannter zu machen. Das ist jetzt auch Teil von Tom Cruises Job."

Sind Sie der Meinung, Tom Cruise sollte deswegen für immer von den Kino-Leinwänden verbannt werden?
Morton: "Nein, der Meinung bin ich sicher nicht. Aber ich denke, es ist wichtig, dass die Menschen wissen, was da vor sich geht. Tom Cruise ist ein Missionar für Scientology."

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(Bild: kmm)



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