Vor allem bei unruhigen Kindern, die bei Hunger keine eindeutigen Fütterungssignale geben oder immer nur für kurze Zeit zur Nahrungsaufnahme bereit sind, fällt es der Mutter schwer zu erkennen, wann das Baby tatsächlich essen will. Fegeler: "Lehnt das Kind das Nahrungsangebot dann ab, versucht die Mutter Druck auszuüben. Es beginnt ein Teufelskreis."
Sowohl für Mütter als auch für Kinder ist die Fütterungssituation dann bald mit Angst verbunden. Eltern sollten in jedem Fall den Kinderarzt konsultieren, um organische Krankheiten als Ursache auszuschließen und aus dem Teufelskreislauf auszubrechen. Der Arzt kann helfen, die Situation zu entschärfen, den Druck zu nehmen und eventuell auf weitere Hilfsangebote hinweisen.
Wenn Kinder das Essen zu Autonomiekämpfen nutzen
Immer häufiger beobachten Kinderärzte laut Fegeler, dass Säuglinge in der sogenannten Individuationsphase ab dem 7. bis 9. Lebensmonat relativ plötzlich alles selbst machen wollen und die Mutter dies schwer oder gar nicht zulassen kann. Vor allem intelligente Erstgeborene benutzten dann das Essen für ihre frühen Autonomiekämpfe. Denn sie bemerken rasch, dass ihre Mutter Angst hat, dass sie verhungern könnten.
Die Fütterungsszene kann so innerhalb von Stunden zur Kampfbühne werden, aus der es ohne Unterstützung von außen fast keinen Ausweg mehr gibt. Die Babys verweigern wie Magersüchtige das Essen und können im Extremfall sogar untergewichtig werden.
Fingerfood für kleine Essensverweigerer
Die Experten sprechen hier von einer frühkindlichen Anorexie: "Dieses Erkrankungsbild tritt typischerweise nur in Ländern auf, in denen kein Nahrungsmangel herrscht", erläutert Fegeler. Die Eltern müssen nach seinen Worten den Machtkampf möglichst schon im Entstehen unterbrechen. Dies gelinge meist nur mit fremder Hilfe. "Erfahrungen mit diesen Kindern haben zum Beispiel gezeigt, dass kleine Essensverweigerer leichter mitessen, wenn auch die Mutter isst, oder eher zu 'Fingerfood' greifen."
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