"Liverpool 8"

Ringo Starr: “Liverpool 8”

Musik
24.01.2008 13:32
Der Kapitän der Yellow Submarine ist wieder aufgetaucht, um die Welt mit großen Songs zu beglücken: Am Freitag ist Ringo Starrs neues Album "Liverpool 8" erschienen - und der humorvolle Schlagzeuger mit dem bürgerlichen Namen Richard Starkey lässt auf zwölf Tracks nichts aus, was er bei den Beatles und in all den Jahren danach gelernt hat.
(Bild: kmm)

Paul McCartney hat es mit seinen letzten paar Alben nicht geschafft, was "Liverpool 8" vermittelt: ein völlig unkitschiges, leiwandes Beatles-Feeling. Spätberufen hat es nun ausgerechnet Ringo Starr nach ein paar - zugegeben - nicht allzu erfolgreichen Alben hinbekommen.

Auf "Liverpool 8", der ersten Single, die nicht zuletzt eine Hommage an seine Heimatstadt darstellt - Liverpool ist heuer übrigens europäische Kulturhauptstadt -, schwelgt er in alten Erinnerungen an John, George und auch Paul, dem er sich nach dem Tod George Harrisons wieder näherte. Was bei anderen wie ein dementes Klagelied klingt, ist bei "Liverpool 8" Fab-Four-Nostalgie ohne Tränen. Das Video dazu gibt's übrigens auf krone.tv.

Ludwig vs. Moog
Unter den zwölf Tracks des Albums findet sich kein einziger durchschnittlicher oder gar langweiliger Song - zumindest was die Musik betrifft, textlich geht es der Ex-Beatle ja schon immer eher plakativer an. Verantwortlich für den satten Sound der Platte zeichnet Eurythmics-Hälfte Dave Stewart, der Ringos langjährigen Begleiter Mark Hudson bei der Hälfte der Produktion ablöste und das Album vor dem todsicheren Absaufen in Love-Me-Do-Nostalgie gerettet hat.

Stattdessen holte er aus Ringos legendären Ludwig-Drums voluminösen Sound heraus und kombinierte den wackeligen Stil des Starr-Drummings zusammen mit dezenten Analog-Sythesizern und saftigen Gitarren zu einem Hochgenuss für Beatles-Fans, die den "guten alten Sound" vermissten. Starr, Stewart und sechs weitere Sparringpartner haben die Songs geschrieben und neben Ringos Studiomusikern legte auch der Eurythmics-Soundfanatiker Hand an die Instrumente. Wer den Großteil der Songs getrommelt hat - ja ja, auch ein Starr lässt andere an die Kessel -, braucht man wohl nicht zu fragen...

Wiederhören mit alten Bekannten
Das Schöne an "Liverpool 8" sind nicht nur die einfach gestrickten Songs, die von Starr-Spezialitäten wie dem verspielten Honkytonk-Rockabilly ("R U Ready?"), verträumten Slow-Swings ("Harry's Song"), erdigen Rocknummern ("Now That She's Gone") über die eine oder andere grenzwertige Zuckersüß-Ballade ("Love Is Here") bis zum psychedelischen Sound der Beatles-Spätwerke ("Gone Are The Days"), so ziemlich alle musikalischen Phasen umspannen, durch die Ringo Starr gewandelt ist. Natürlich fehlen auch ironische Wort-Assoziations-Spiele nicht: "I always followed my heart and I never missed a beat", gelobt der erfolgreichste Naja-Schlagzeuger nach Charlie Watts.

Vor allem die alten Studioeffekte und die hochdramatischen Kompositions-Kniffe, die an große Songs der kommerziellen Beatles-Blütezeit wie "Magical Mystery Tour" oder "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" erinnern, erweckte das Duo Starr/Stewart wieder zum Leben - und hier wird's richtig klass: Da spielt ein E-Sitar neben einem Synthesizer, da röhrt Ringos sonore Stimme vom Flanger verzerrt aus dem Off, da werden Akkordfolgen zu hochdramatischen Bridges aufgebaut, dass ABBA-Songs daneben wie ein Kinderlied wirken, und wenn Herr Starkey seine Tom-Toms einmal voll in der Mitte trifft, krachen die Hallfedern, als hätte er mit Thors Hammer ausgeholt.

Gewisse Dinge werden Ringo Starr dennoch ewig bleiben und deswegen ist "Liverpool 8" auf viele Arten unverwechselbar: Er wankt beim Schlagzeugspielen immer noch hörbar wie das sprichwörtliche Rohr im Winde, sagt auch auf dem Album den Namen jedes Gitarren-Solisten an und ohne vierstimmige Chöre, die auf "Liverpool 8" ausnahmslos in jedem Song vorkommen und ohne die schon bei den Beatles gar nix ging, könnte er wohl gar nicht atmen. Tja, einmal Beatle, immer Beatle!

Fazit: 8 von 10 Hommagen an Liverpool

Christoph Andert

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