Im Hause Depp (wenn die vierköpfige Familie nicht gerade auf ihrer 15-Hektar-Insel auf den Bahamas weilt) gilt zwar Englisch als Verkehrssprache, dennoch musiziert die 34-jährige Vanessa Paradis stets auf Französisch. Und zwar schon seit den späten Achtzigern, wo sie mit „Joe Le Taxi“ im zarten Alter von 14 einen veritablen Pop-Hit landete.
„Divinidylle“ – ihre erste Studioplatte seit sieben Jahren – ist geprägt von akzentuierten Sprachmelodien und abwechslungsreichen Songs, die im wesentlichen Pop der gehobenen Klasse bleiben, aber mit Anleihen aus Funk, Blues, Reggae und Brit Pop. Paradis holt alles, was die französische Sprache an Rhythmus und Gefühl zur Verfügung hat, aus den Texten heraus. Während bei ihrem letzten Album „Bliss“ noch Johnny Depp (ebenfalls mit musikalischen Talenten ausgestattet, was spätestens seit „Chocolat“ bekannt sein dürfte) mitkomponierte, enthält sich die Interpretin bei ihrem neuen Oeuvre fast gänzlich der Schreiberei. Nur „Jackadis“, eine Ode an ihren privaten „Capitaine“, stammt komplett aus ihrer Feder. Überraschenderweise zeichnet die 34-Jährige öfter für die Musik als die Lyrics verantwortlich. Für beides beschäftigt sie eine Heerschar an nicht weniger als einem knappen Dutzen Songwriter und über zehn Studiomusiker. Johnny Depp durfte diesmal auch im Studio nicht mitspielen, dafür hat er - wie schon bei „Bliss“ - das Album-Cover gemalt.
Das Wort „Divinidylle“ ist ein Zusammenschluss von „divine“ (göttlich) und der hierzulande in die Landessprache importierten Idylle und gleichzeitig auch die erste Single der Platte. Paradis singt von vollkommener Liebe mit dem gewissen Extra an Neid, Eifersucht und Leidenschaft. „Les revenants“ sind bedrohliche Geister, „Irrésistiblement“ handelt von der unkontrollierbaren Wechselwirkung von Schmerz und Freude; Paradis entspricht absolut dem Klischee, von wegen in französischsprachiger Musik würde sich doch nur alles um Romantik drehen. Aber es sind keine schwülen, rosafarbenen Duftwolken, die aus den Lautsprechern wehen.
Mit „Dès que j’te vois“ bringt sie Knistern in den Gehörgang; die Zeilen „je sais que c’est toi“ und „je sais que c’est moi“ werden zu einem Wechselspiel aus „sexy toi“ und „sexy moi“ vernascht. Mit „Junior Suite“ und dem bereits erwähnten „Jackadis“, das mit einem kleinen Intro von Söhnchen Jack beginnt, finden sich außerdem nur zwei Balladen auf „Divinidylle“. Dafür räkelt sich Vanessa Paradis auf dem bluesigen „Les piles“ mit Co-Produzent Patrice Renson singend am Sofa. Quasi zum Drüberstreuen kommt mit „La mélodie“ am Ende noch eine Prise Roots-Reggae ins Spiel. - Lernen Sie Französisch!
9 von 10 göttlichen „Piratenbräuten“
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