26. Oktober

Österreich begeht seinen Nationalfeiertag

Österreich
26.10.2007 20:15
Zahllose Events, Dutzende Reden, viele Eindrücke - dass der Nationalfeiertag in Österreich nicht gebührend gefeiert würde, kann man auf keinen Fall behaupten. Vor allem in der Bundeshauptstadt konnte man den Besonderheiten des 26. Oktobers kaum ausweichen. Die Wiener und zahlreiche Besucher nahmen die Unterhaltungs- und Informationsangebote dankend an. Über regen Zulauf erfreuten sich seit dem Vormittag das Bundesheer bei seiner Leistungsschau und die für Besucher geöffneteten Ministerien sowie Parlament und Hofburg. 500.000 Gäste wurden gezählt. Dazwischen fanden Österreichs Spitzenpolitiker große Worte für den großen Tag. krone.at hat die wichtigsten Ereignisse zusammengefasst.

Rund 1.4000 Rekruten sind am Nationalfeiertag am Wiener Heldenplatz im Beisein von Bundespräsident Fischer und der Regierung als zeremonischer Höhepunkt der Staatsfeierlichkeiten angelobt worden. Fischer erinnerte in seiner Ansprache an die Menschenrechte und die Seligsprechung des Widerstandskämpfers Franz Jägerstätter. Verteidigungsminister Norbert Darabos bezeichnete den Grundwehrdienst als "tragende Säule". Beim Sonderministerrat gab es zuvor von Bundeskanzler Gusenbauer ein Bekenntnis zur Neutralität.

Der Bundespräsident drückte bei der Angelobung seinen "Respekt" für Jägerstätters Haltung, der aus "tiefster Überzeugung" dem Befehl Hitlers nicht gefolgt sei, aus. Fischer betonte weiters, dass Österreich ein "friedensliebendes" Land sei. In Richtung der Rekruten meinte er, ihnen stünde eine schwierige Zeit bevor. Am Ende hätten sie jedoch die Gewissheit, "etwas geleistet zu haben" für das Land.

Grundwehrdienst "tragende Säule"
Der Grundwehrdienst war auch in Darabos' Ansprache ein Schwerpunkt. Die Sicherheit Österreichs koste Geld. Als "tragende Säule" sei daher die finanzielle Ausstattung für die Ausbildung der Rekruten besonders wichtig, so Darabos in Anspielung auf aktuelle Schwierigkeiten. Der Verteidigungsminister bekannte sich einmal mehr zum Bundesheer und zur österreichischen Neutralität.

Der Minister verwies auch neuerlich auf die Verantwortung Österreichs in der Welt und das damit verbundene Engagement des Bundesheers im Ausland. Österreich müsse gerade als neutrales Land und "verlässliches Mitglied der Weltgemeinschaft" Verantwortung übernehmen.

Gruß an Schweizergarde
Eine besonderen Gruß richtete er an die drei Mitglieder der Schweizergarde, die ausnahmsweise anlässlich der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der Garde in Wien nach Österreich gekommen sind. Bei der traditionellen Angelobung waren neben der Regierung und der hohen Generalität auch Nationalratspräsidentin Barbara Prammer, Wiens Bürgermeister Michael Häupl und ÖGB-Präsident Rudolf Hundstorfer anwesend.

Gusenbauer-Bekenntnis zur Neutralität
Ein klares Bekenntnis zur Neutralität hat Bundeskanzler Alfred Gusenbauer am Vormittag beim Sonderministerrat abgelegt. Die Neutralität, die im Zentrum des heutigen Nationalfeiertags steht, sei eine "unverzichtbare außen- und sicherheitspolitische Grundlage Österreichs. Es ist mir daher wichtig, klarzustellen, dass wir die Menschen in dieser Frage nicht verunsichern dürfen", sagte Gusenbauer in Richtung ÖVP, deren Perspektivengruppe eine Debatte über die Neutralität angezettelt hatte.

Gusenbauer betonte gleichzeitig, dass "Neutralität und Souverenität kein Widerspruch" seien, sondern einander ergänzen. "Österreich hat seine Neutralität nie als ein 'Beiseite-Stehen' verstanden, sondern hat sich aktiv in Europa und der Welt engagiert", verwies Gusenbauer auf die Auslandseinsätze des Bundesheers. "Die Teilnahme an friedenserhaltenden Missionen unterstreicht, dass es Österreich nicht darum geht, selbst in keine bewaffneten Konflikte verstrickt zu sein, sondern dass sich Österreich auch für die Erhaltung des Friedens in der Welt engagiert", so der Kanzler, der auch die Leistungen der Soldaten im Inland hervorhob.

Sanfte Spitzen zwischen Molterer und Gusenbauer
Seine zerstrittene Regierungsmannschaft forderte er - nicht ohne sanfte Spitzen gegen die ÖVP - zu einem Miteinander auf. Es solle nicht um die "starre Durchsetzung eigener Vorstellungen gehen, sondern um das Finden von gemeinsamen Lösungen". Gusenbauer warb dabei indirekt für die gemeineinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen. Um "Chancengleichheit und Fairness" in der Gesellschaft zu schaffen, benötige man Schulen und Bildungseinrichtungen, "die allen die Chance auf eine bestmögliche Zukunft eröffnen", so Gusenbauer. Auf dieses Thema spielte in einer Aussendung auch ÖVP-Vizekanzler Wilhelm Molterer an. "Die Freiheit der Menschen selbst zu entscheiden setzt voraus, dass Eigenverantwortung und die Möglichkeiten zur Auswahl gestärkt werden", bekräftigte er die Position seiner Partei.

Zu Wort meldete sich auch die Opposition. Grünen-Chef Alexander Van der Bellen erneuerte seine Forderung nach einem Bleiberecht für lange in Österreich lebende und gut integrierte Ausländer. FPÖ-Frontmann Heinz-Christian Strache und BZÖ-Obmann Peter Westenthaler bekräftigten den Wunsch ihrer Parteien nach einer Volksabstimmung bzw. Volksbefragung über den EU-Reformvertrag. Am Nachmittag nahm der Kanzler ein regelrechtes Bad in der Menge - siehe Infobox.

500.000 bei Bundesheer-Leistungsschau
Trübes und nasskaltes Wetter samt „ungünstiger“ Terminlage des Nationalfeiertages als Beginn eines verlängerten Wochenendes bescherten dem Bundesheer einen bewältigbaren Besucherandrang zur Leistungsschau in Wien. Insgesamt rund 500.000 Gäste (im Vorjahr waren es 650.000) hatten sich im Lauf des Tages von der einen oder anderen Attraktion der Landesverteidiger auf den Heldenplatz locken lassen, wobei die Angelobung der 1.400 Rekrutinnen und Rekruten sicherlich die größte „Packungsdichte“ im Zentrum der Bundeshauptstadt verursachte.

Fanden die Kranzniederlegungen durch Bundespräsident und Bundesregierung in den Morgenstunden noch ohne bemerkenswerte Teilnahme der Öffentlichkeit statt, so hatte sich das Bild rund eineinhalb Stunden später sichtlich gewandelt. Zahllose Angehörige und Besucher drängten sich um die Absperrungen, um einen Blick auf die angetretenen Soldaten aus Garnisonen in Wien und Niederösterreich zu erhaschen. Die Stunde der Angelobung erwies sich auch als idealer Zeitpunkt für ein Probesitzen in den Cockpits von Eurofighter und Blackhawk, die nach dem Paradeteil der Leistungsschau nur nach langer Wartezeit erklommen werden konnten.

An den übrigen Stationen der acht Themeninseln herrschte überschaubarer „Kundenverkehr“: Vor allem für die kleinen Besucher waren auch diesmal wieder das Turnen über die Aufbauten der Panzerfahrzeuge, das Kriechen in einen Gefechtsstand oder das Besteigen eines Kletterturms - diesmal samt beunruhigend rascher „Abfahrt“ über eine Seilrutsche - von besonderem Interesse. Aber auch fachkundige Fragen der Erwachsenen – „Stimmt das, der braucht 60 Liter Diesel nur zum Anstarten?“ oder „Macht die Granate eher kleine oder große Löcher?“ - konnten ohne übermäßiges Gedränge zumindest im Ansatz beantwortet werden.

Hofburg, Kanzleramt und Parlament gut besucht
Die "offenen Türen" in der Präsidentschaftskanzlei, im Kanzleramt und im Parlament zogen zahlreiche Besucher an. Das Kanzleramt meldete einen Besucherrekord. Bundespräsident Heinz Fischer und seine Frau Margit schüttelten tausenden Interessierten die Hand und auch im Parlament wurden tausende Menschen begrüßt.

8.500 Besucher zählte man im Bundeskanzleramt, 2.500 von ihnen begrüßte der jetzige Kanzler Alfred Gusenbauer zwischen 13.30 und 15.30 Uhr persönlich. Im Vorjahr, als noch der scheidende Kanzler Wolfgang Schüssel zum "Tag der offenen Tür" einlud, kamen 5.000 Menschen in das Gebäude am Ballhausplatz.

Im Parlament blieb man unter dem Vorjahres-Rekord: Eineinhalb Stunden vor Schluss hatten mehr als 10.000 Menschen das Hauptgebäude am Ring besucht, bis 19.00 Uhr werden es rund 12.000 sein. Wegen neuer Sicherheitsvorgaben aus dem Innenministerium mussten sie alle gescannt werden. Viele Kinder waren unter den 1.500 Besuchern der am Vortag eröffneten "Demokratiewerkstatt" im Palais Epstein. Im Vorjahr konnte sich der scheidende Nationalratspräsident Andreas Khol über mehr als 20.000 Besucher am parlamentarischen "Tag der offenen Tür" freuen.

In der Präsidentschaftskanzlei wurden - wie auch im Vorjahr - die Besucher nicht gezählt. Aber es war "ein Strom ohne Unterbrechung", der am "Tag der Offenen Tür" durch die Räumlichkeiten des Bundespräsidenten zog, berichtete Sprecher Bruno Aigner.

Großen Andrang verzeichnete auch das von der EU-Kommission und dem Informationsbüro des EU-Parlaments eingerichtete Informationszelt am Heldenplatz: "Weit mehr als 10.000 Menschen" nützen die Gelegenheit, sich über die EU - und den derzeit aktue

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