Randale in Türkei

Schwere Angriffe auf Lokale von kurdischer Partei

Ausland
22.10.2007 12:05
Nach dem jüngsten Angriff der kurdischen Rebellengruppe PKK auf türkische Soldaten haben aufgebrachte Menschenmengen in vielen Städten der Türkei randaliert. Im westtürkischen Bursa rettete die Polizei in der Nacht zum Montag mehrere Menschen aus dem Parteihaus der Kurden-Partei DTP, das von tausenden Demonstranten belagert und mit Steinen beworfen wurde. Die Menge griff später auch Geschäfte und Werkstätten kurdischer Zuwanderer aus dem Südosten des Landes an.

Wie in Bursa wurde auch in anderen Städten der Türkei die DTP zur Zielscheibe des Protestes. Im Istanbuler Stadtbezirk Fatih ging das DTP-Bezirksbüro in der Nacht in Flammen auf; in den anderen Bezirken der Metropole wurden die DTP-Büros unter Polizeischutz gestellt. Die DTP (Partei der Demokratischen Gesellschaft), die im türkischen Parlament vertreten ist, wird als politischer Arm der PKK gesehen.

Weitere Demonstrationen mit Randalen erwartet
Der türkische Regierungssprecher Cemil Cicek und Staatspräsident Abdullah Gül appellierten an die Bevölkerung, Ruhe zu bewahren und sich nicht zu gewalttätigen Aktionen hinreißen zu lassen. Auch die nationalistische Partei MHP rief ihre Anhänger auf, sich von Demonstrationen fernzuhalten, die in Gewalt ausarten könnten. Für Montag wurde dennoch zu weiteren Demonstrationen aufgerufen. Die Polizei war vielerorts in Alarmbereitschaft.

Im osttürkischen Malatya retteten die Sicherheitskräfte drei Männer aus den Händen einer 300-köpfigen Menge, die sie lynchen wollten, nachdem sie den PKK-Angriff öffentlich gepriesen hatten. In Erzurum setzte die Polizei Reizgas ein, um zehntausend Demonstranten an einem Angriff auf das DTP-Gebäude zu hindern. Auch im ostanatolischen Elazig brauchte die Polizei Reizgas, um Herr der Lage zu werden.

Außer gegen die DTP richteten sich die Proteste vielerorts auch gegen türkische Bürger in Cafes, Bars und Restaurants, die nach Ansicht der Demonstranten nicht genug nationale Trauer zeigten. In der Metropole Izmir an der Ägäis musste die Polizei an der Amüsiermeile in der Innenstadt aufmarschieren, als Demonstranten dort die Gäste aus Straßencafes und Lokalen vertrieben.

Demonstranten forderten Waffen
Wie im südtürkischen Antakya marschierten in manchen türkischen Städten auch Menschenmengen vor die Kasernen und forderten Waffen, um selbst gegen die PKK in die Berge ziehen zu können. „Nehmt uns als Soldaten, wir sterben für das Vaterland“, skandierten Demonstranten auch vor einer Kaserne in der Hafenstadt Mersin am Mittelmeer.

Landesweit wurden Konzerte abgesagt und Fernseh-Shows abgesetzt, um nationale Trauer um die gefallenen Soldaten zu bekunden. Zu den abgesagten Veranstaltungen zählten die Eröffnungsfeier für das Filmfestival von Antalya und die Gala zum hundertjährigen Jubiläum des Fußballvereins Fenerbahce, bei dem US-Popstar Beyonce auftreten sollte. Auch Konzerte der türkischen Top-Stars Sezen Aksu und Ajda Pekkan wurden abgesagt. Im Fernsehen wurden einige der beliebtesten Unterhaltungsshows abgesetzt, darunter die "Ibo Show" von Schlagersänger Ibrahim Tatlises.

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