Larijani-Abgang
Teherans Atom-Kontaktmann im Westen tritt ab
Schließlich findet Ahmadinejad stets unmissverständliche Worte, wenn es um den Westen geht. Immerhin verdächtigen die USA und die Europäische Union den Iran, unter dem Deckmantel der zivilen Kernenergienutzung nach Atomwaffen zu streben. Die Regierung in Teheran weist dies zurück und pocht auf ihr Recht, Atomkraft zur Energiegewinnung nutzen zu dürfen.
Doch die jahrelangen Verhandlungen in dieser Frage scheinen Larijani den Einsatz von etwas mehr Fingerspitzengefühl nahe gebracht zu haben. Denn er selbst hatte, noch vor seiner Ernennung als oberster Atomunterhändler Teherans, auch deutliche Worte gefunden: Eine Aufgabe des iranischen Atomprogramms im Gegenzug für Hilfsangebote der EU sei so, als tausche man "eine Perle gegen einen Schokoriegel", hatte Larijani damals gesagt.
Im Jahr 2005 wurde Larijani Mitglied des Obersten Nationalen Sicherheitsrates, der im Iran für die Formulierung auch der Atompolitik zuständig ist. Das letzte Wort in allen politischen Angelegenheiten, einschließlich der Atomaktivitäten, hat aber der geistliche Führer Ajatollah Ali Khamenei. Dessen Sicherheitsberater war Larijani von 2004 an, nachdem er sich zuvor zehn Jahre lang als Chef des iranischen Rundfunkmonopols einen Namen in der Politik des Landes gemacht hatte.
Doch diese Position war Larijani nicht genug - er strebte das Amt als iranischer Präsident an. Als ehemaliges Mitglied der Revolutionären Garden kandidierte er bei der Wahl 2005, erreichte aber nur einen abgeschlagenen Platz hinter mehreren anderen Kandidaten - darunter Ahmadinejad.
Offiziell wurde über die Hintergründe Larijanis Rücktritts als Atom-Chefunterhändler zunächst nichts bekannt. Mit Ahmadinejad soll er sich Beobachtern zufolge zumindest grundsätzlich einig gewesen sein, dass es keine Aussetzung des Atomprogramms geben werde.
Diese Position vertrat Larijani bei seinen diversen Gesprächen mit dem Chef der UNO-Atombehörde Mohammed ElBaradei und dem EU-Außenbeauftragten Javier Solana. Solana wird es nun bei dem für Dienstag in Rom geplanten Treffen mit Larijanis Nachfolger zu tun haben - voraussichtlich Vize-Außenminister Said (Saeed) Jalili.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.