Mächtiges Brett

Skate.

Spiele
19.10.2007 18:52
Das mehr als überschaubare Genre der Skate-Spiele wurde bislang von lediglich einem großen Namen dominiert: Tony Hawk. Bislang, wohl gemerkt. Denn mit "Skate." schickt sich Electronic Arts an, am Thron der Skate-Legende zu sägen. Mit Erfolg.

"Skate." beginnt dort, wo viele Ausflüge mit dem Rollbrett normalerweise enden: im Krankenhaus. Der Sprung über die Treppe war zwar noch geglückt, nur den von links kommenden Bus hatte unser Fahrer übersehen. Aber Skater sind hart im Nehmen, und so geht es - frisch zusammengeflickt - umgehend wieder auf die Straße, um sich als blutiger Anfänger an die Spitze zu fahren und so ganz nebenbei neue Viertel der fiktiven Metropole San Vanelona freizuspielen.

Da Skater jedoch auch modebewusst sind, steht vor der Ausfahrt ein Besuch beim Styling-Experten an. Ausgestattet mit einem kleinen Grundbudget dürfen nach Herzenslust neue Sneaker, Hosen, Shirts, Caps, Accessoires und natürlich auch Skateboards mit allem drum und dran gekauft werden. EA scheint keine Kosten und Mühen gescheut zu haben und kann mit einer Vielzahl bekannter und beliebter Marken - von A wie Adidas bis V wie Volcom - aufwarten. Stimmen dann auch noch Körperstatur, Frisur und Gesichtsbehaarung, kann es endlich los gehen.

Spätestens jetzt macht sich der Unterschied zur Konkurrenz von Activision bemerkbar. Während man bei Tony Hawk auf simples Knöpfchendrücken setzt, hat sich EA ein innovatives Steuerungskonzept einfallen lassen. Zwar gibt es auch bei "Skate." noch je einen Button zum Pushen mit dem rechten bzw. linken Fuß sowie einen fürs Bremsen, die Sprünge werden aber allein mit den Analog-Sticks in die Tat umgesetzt. 

Wer etwa mittels Ollie einen Hubser über die Bordsteinkante machen möchte, bewegt den rechten Stick erst nach unten, um in die Knie zu gehen, und anschließend nach oben, um zu springen. Die gleiche Bewegung in umgekehrter Reihenfolge führt hingegen zu einem Nollie, während Bewegungen nach rechts oder links zu Flips und anderen Drehern des Skateboards führen. Wer dann noch selbst Hand anlegen möchte, setzt mittels Druck auf die Schultertasten zum Grab des Brettes an.

Was am Anfang noch recht leicht von der Hand geht, entpuppt sich im weiteren Verlauf des Spiels als zunehmende Herausforderung. Wo Tony Hawk dem Spieler binnen kürzester Zeit Erfolgserlebnisse beschert, muss bei "Skate." ordentlich geübt werden, ehe die Tricks auch wirklich sauber gestanden werden können. Gelegenheitsspieler könnten darin ein großes Manko sehen, wer sich jedoch auf die anfänglich vielleicht komplizierte, letzten Endes aber intuitivere Steuerung einlässt, wird mit einem überaus realistisch wirkenden Fahr-Erlebnis belohnt.

Dafür sorgt nicht zuletzt auch die Umgebung von San Vanelona, die mit ihrem Verkehr, den Fußgängern und zahlreichen Nebenstraßen einen sehr lebensechten Eindruck vermittelt. Anders als bei der Konkurrenz wurde die Stadt nicht vordergründig für die Skater gebaut, so dass man sich seine Plätze erst suchen muss - was mitunter allerdings auch anstrengend sein kann, da der Fahrer nicht vom Brett steigen kann. Jede noch so kleine Bordsteinkante wird so zum zu überspringenden Hindernis. 

Sehr positiv fällt wiederum auf, dass die einzelnen Stadtteile sehr groß ausgefallen sind. Selbst wer hier an einigen Herausforderungen scheitert und somit nicht gleich auf Anhieb neue Stadtteile freispielt, kann immer noch ausgiebig auf Erkundungstour gehen. Und das auf Wunsch im Online-Modus sogar mit bis zu sechs Mitstreitern, setzt "Skate." doch stark auf den Community-Faktor.

Zu diesem Zweck haben die Macher auch einen Video-Editor ins Spiel integriert, mit dem die besten Szenen bearbeitet und anschließend den Freunden zugänglich gemacht werden können. Mit einfachen Griffen werden Marker gesetzt, um etwa die Kameraperspektive zu ändern oder einen hübschen Effekt (Sepia, Negativ, etc.) einzubauen. Wer es ruhiger angehen möchte, kann auch Bild für Bild die einzelnen Bewegungsabläufe seines Skaters studieren. 

Hier fällt dann auch abermals auf, wie viel Wert die Macher auf eine realistische Optik gelegt haben: Aufwendige Texturen, von den Klamotten des Skaters angefangen bis hin zur Architektur der Stadt, prächtig glänzende Oberflächen, nette Lichteffekte und vor allem auch physikalisch korrekte Stürze lassen in punkto Grafik keine Wünsche offen. Zwar kommt es auch hier vereinzelt zu Rucklern, über die kann aber getrost hinweggesehen werden.

Hinhören sollte man hingegen genau bei der Musik. 45 Songs bieten für jeden Geschmack etwas - ob Sex Pistols und Ramones oder Oldschool-Hip-Hop von Eric B. und Rakim. Unterlegt wird das Ganze vom ständigen Geräusch der Rollen, die je nach Untergrundbelag anders rattern.

Fazit: Tony Hawk muss sich ernsthafte Sorgen machen, denn mit "Skate." kommt mächtig Schwung ins Genre der Skateboard-Spiele. Leicht gestaltet das Spiel den Einstieg zwar nicht, wer aber fleißig übt kommt dank innovativer Steuerung via Analog-Stick bald in den Genuss der derzeit realistischsten Skateboard-Simulation, die noch dazu auch in technischer und audiovisueller Hinsicht zu begeistern weiß.

Plattform: Xbox 360 (getestet), PS3
Publisher: Electronic Arts
Krone.at-Wertung: 88%


von Sebastian Räuchle

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