Süßes und Saures

Bush ehrt Dalai Lama und kritisiert China und Iran

Ausland
18.10.2007 10:07
Es war ein Tag, an dem US-Präsident George W. Bush die ganze Spannbreite des mächtigsten Amts der Welt ausnützte. Als der Präsident am Mittwoch im US-Kongress demonstrativ dem als Friedensikone verehrten Dalai Lama die Ehre erwies, hallten noch die kriegerischen Worte nach, die er keine zwei Stunden zuvor in Richtung Iran geschleudert hatte.

Er sehe die Gefahr eines „Dritten Weltkriegs“ herannahen, sollte der Iran in den Besitz von Atomwaffen kommen, hatte Bush gewarnt. Erst die Kriegswarnung, dann die Ehrbezeugung für den Pazifisten aus Tibet, mit der Bush den Zorn der Führung in China provozierte: Bush macht der Welt klar, dass trotz des absehbaren Endes seiner Amtszeit außenpolitisch mit ihm zu rechnen ist.

Bush geht Arm in Arm mit Dalai Lama
Bushs Auftritt mit dem Dalai Lama war ein kalkulierter Affront gegen die kommunistische Führung in Peking. Nie zuvor hatte sich ein amtierender US-Präsident öffentlich mit dem religiösen Führer gezeigt, den China als Chef einer tibetischen Sezessionsbewegung dämonisiert. Arm in Arm verließen die beiden Männer die mächtige Rotunda unter der Kuppel des Washingtoner Kapitols, wo dem Dalai Lama zuvor die höchste Ehrung des US-Parlaments, die Kongressmedaille in Gold, verliehen worden war. Es war Bushs viertes Treffen mit dem Tibeter - und das Ende eines langen Versteckspiels: Bei den ersten drei Treffen war die Öffentlichkeit ausgeschlossen.

Seitenhieb auf Peking
Vor dem diplomatischen Zorn aus Peking ging Bush nicht in Deckung: „Wenn die Religionsfreiheit unterdrückt wird, können die Amerikaner nicht einfach die Augen schließen“, sagte er bei der Zeremonie. Er forderte Peking auf, seine Blockadehaltung zu beenden und den Dalai Lama zu empfangen. „Sie werden feststellen, dass dieser Mann ein Mann des Friedens und der Versöhnung ist.“ Die Prachtentfaltung des Zeremoniells stand in gewissem Kontrast zur buddhistischen Bescheidenheit des hohen Gastes. „Soweit dies zu Spannungen im Verhältnis zwischen China und den USA geführt hat, empfinde ich ein Gefühl des Bedauerns“, sagte der in eine einfache Mönchsrobe gekleidete Tibeter.

Spannungen herrschen tatsächlich. Erbost über die Aufwertung geißelte Peking den Dalai Lama als „politischen Flüchtling, der sich unter dem Deckmantel der Religion für eine sezessionistische Bewegung engagiert.“ Das Außenministerium drohte mit Folgen. Der Volksrepublik, die Tibet 1950 militärisch besetzt hatte, musste es als Provokation erscheinen, dass das US-Kapitol für einige Stunden wie Tibets Exilparlament wirkte. Nach der Ordensverleihung zeigte sich der Dalai Lama an der Westfront des Gebäudes tausenden Anhängern. Tibetische Mönche bliesen in lange Trompeten, Tänzer wirbelten in Drachenmasken über die Marmorstufen, überall war Tibets Flagge zu sehen.

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