"Tschickbuden-Aus"

Schließung verändert Leben von Ernst und Heidi

Oberösterreich
13.10.2007 20:15
Die baldige Schließung der Linzer „Tschickbude“ ist für die mehr als 300 Beschäftigten wie ein Messer in den Rücken. Sie hatten jahrelang auf Hochtouren gearbeitet, damit „ihr“ Werk gut dasteht – doch am Ende halfen auch die besten Zahlen nichts. Ernst Hofer und seine Lebensgefährtin Heidi Karolyi stehen für all diese Schicksale, die mit einem Federstrich völlig verändert wurden.
Lebensläufe, die keiner sieht, die in der Statistik keine Rolle spielen: Ernst Hofer (48) aus Reichenau im Mühlkreis hat 33 Jahre in der Linzer „Tschickbude“ gearbeitet. Seit er im September 1974 dort als Lehrling begonnen hatte. Seine vier Geschwister und seine Schwägerin verdienen sich dort ebenfalls ihr Brot – noch, denn Ende 2009 wird die Fabrik, wie berichtet, geschlossen. Und auch seine Lebensgefährtin Heidi Karolyi (43) hat Hofer in der Tabakfabrik kennen und lieben gelernt. Sie begann vor 21 Jahren bei der Austria Tabak, wuchs im Hof gegenüber auf. Schon die Eltern und ihre Tante arbeiteten in der „Tschickbude“.


„Wir in Linz waren firmenintern immer der Vorzeigebetrieb mit den besten Zahlen. Es hat zwar schon Gerüchte gegeben, aber keiner hat geglaubt, dass sie wirklich uns zusperren“, erzählen Ernst Hofer und Heidi Karolyi, die eine Mordswut haben: „Der Verlust unserer Arbeitsplätze geht allein auf das Konto der ehemaligen schwarz-blauen Regierung. Der damalige Bundeskanzler Schüssel und Finanzminister Grasser hatten ja nicht schnell genug mit dem österreichischen Ausverkauf beginnen können. Sie haben 2001 einen gewinnbringenden Traditionsbetrieb verkauft, der dem Staat immer wieder Millionen an Dividenden eingebracht hat.“


Ernst und Heidi haben immer viel gearbeitet und deshalb auch gut verdient – doch wie geht´s weiter? Heidi arbeitet im Controlling, überlegt, sich auf Altenpflege umschulen zu lassen. Und Ernst hat zwar Betriebsschlosser gelernt, ist aber längst auf die Betreuung hochmoderner Ultra-Speed-Zigarettenmaschinen spezialisiert: „Wir haben alles gemacht, damit die Firma zufrieden ist, in Dreier- und Vierer-Schichten gearbeitet. Die Leute waren wirklich flexibel. Noch dazu war die ,Tschickbude´ bis vor fünfzehn Jahren ein reiner Familienbetrieb.“


Heidi Karolyi schluckt: „Ich geh´ gerne hinein. Ich fürcht mich vor dem letzten Tag, wenn alles aus ist…“





Foto: Christoph Gantner
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