Mit dieser Selbstbeweihräucherung dürfte Bushido zwar, wie von ihm nicht anders zu erwarten, etwas zu hoch greifen, eine gesunde Selbstüberschätzung gehört für Hip Hopper aber schließlich zum guten Ton. Und der Erfolg wird dem Rapper mit seinem aktuellen Album "7" sowieso wieder Recht geben - trotz, oder vielleicht gerade wegen der Proteste von Politik und Co.
Dabei hat das 20 Track starke Album streng genommen eigentlich nichts zu bieten, was es nicht schon vorher zu hören gegeben hätte. Bushido, Kind des Berliner Ghettos, dass den Favelas Rio de Janeiros in Härte und Brutalität in nichts nachzustehen scheint ("Wo du hier gelandet bist"), war einst ein "böser Junge, ohne Bildung, ohne Nichts". Da inzwischen aber jeder deutsche Rapper von ihm "gefickt" wurde, hat sich der finanzielle Status des Rappers erheblich verbessert, wie er nicht müde zu betonen wird.
Auf textlicher Ebene herrscht also überwiegend gähnende Langeweile. Selbst der treueste Hardcore-Rap-Fan müsste von der überzogenen und ständigen Herumreiterei auf Berliner Ghetto-Romantik und Bushidos Ego-Größenwahn langsam aber sicher die Nase voll haben. Wirklich enttäuschend aber ist, dass Bushido technisch gesehen nach wie vor nur zweite Klasse ist. Chakuza, Feature-Partner auf "Heile Welt" und Ziehsohn aus Linz, steckt den Meister in punkto Rap-Technik locker in die Tasche. Liedein, liedaus mit der gleichen Betonung zu "flowen", wie der in Hip-Hop-Sprache Geübte sagt, reicht auf Dauer eben nicht.
Doch natürlich bestätigt die Ausnahme die Regel, und so gibt es auf "7" auch durchaus den einen oder anderen guten und hörenswerten Song zu entdecken. "Regenbogen" etwa, auf dem sich Bushido tatsächlich von Liedanfang bis -ende konsequent einem Thema widmet. Es geht also doch. Ohnehin scheint es so zu sein, dass Bushidos eigentliche Stärke die balladesken und melancholischen Rap-Songs sind. Der sich nach außen hin so hart gebende Rapper will es vielleicht nur noch nicht wahrhaben.
Die passende musikalische Untermalung liefern ihm seine Beat-Produzenten ja bereits: Mal tragend, dann drückend, aber stets düster rollen die Kicks und Snares durch den Gehörgang und schaffen das, was Bushido textlich leider nur selten gelingt: eine intensive Atmosphäre.
Fazit: 6 von 10 Punkten
Sebastian Räuchle
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