Mord im Paradies

Sinking Island

Spiele
22.10.2007 11:09
Walter Jones ist ermordet worden - daran besteht für Polizist Jack Norm kein Zweifel. Doch wer von den zehn Verdächtigen ist der Mörder? Die stumme Unschuld vom Lande, der überhebliche Architekt? Oder hatte doch jemand aus der zerstrittenen Familie des Milliardärs wortwörtlich seine Finger im Spiel?

Polizist und Mörder sitzen auf der immer weiter überfluteten Insel Sagorah fest - das ist die gute Nachricht für Jack Norm. Die schlechte: Gleich zehn Verdächtige stehen zur Auswahl, mit mehr oder weniger guten Alibis und undurchsichtigen Motiven.

Also macht sich Jack in typischer Point-and-Click-Manier auf, den Tatort zu besichtigen und Spuren zu sichern. Nach und nach lernt der Spieler beim Flanieren über die schier unendlich lange Insel - die glücklicherweise nach dem zweiten Spielabschnitt überflutet wird - die Protagonisten des mörderischen Rätsels kennen.

Da wäre zum Beispiel Clara Jones, die Tochter des Millionärs. Und Lorenzo Battaglieri, der für den exzentrischen Toten mitten auf die gottverlassene Insel einen riesigen Turm gebaut hatte. Mordmotive gibt es, wie sich im Laufe der Befragungen herausstellt, zur Genüge: Der alte Mann soll ein junges Mädchen belästigt und soweit getrieben haben, dass sie kein Wort mehr spricht, sein spielsüchtiger Neffe Billy Jones wartet ungeduldig auf sein Erbe und Sonia Abruzzi-Jones macht aus ihrer Abneigung gegen den Verstorbenen keinen Hehl.

Polizist Jack ist neben den umfangreichen Befragungen vor allem damit beschäftigt, Hinweise zu entdecken. Er sammelt sämtliche Beweise - von Fußspuren über Fotos und Fingerabdrücke - in einer elektronischen Mappe. Dort werden sie nicht nur verwaltet, sondern können auch verglichen werden. Außerdem werden Auszüge aller Gespräche gesammelt. Am Ende jedes Abschnitts muss der Ermittler verschiedene Fragen beantworten, um im Fall voran zu kommen. Dazu muss er die jeweils passenden Beweise und Aussagen zur Frage auswählen - ergibt diese Zusammenstellung Sinn, ist Jack der Lösung des Falls einen Schritt näher.

An sich eine gute Idee, krankt das System daran, dass die Vielzahl der Aussagen der zehn Verdächtigen bald unüberschaubar wird und meistens nicht klar ist, worauf die Frage genau abzielt. So bleibt dem Spieler oft nichts anderes übrig, als auf gut Glück Beweise und Sätze zusammenzuklicken - eine Kombination aus mehr als zehn Einzelteilen - und zu hoffen, dass er richtig geraten hat.

Die Grafik von "Sinking Island" ist leider sehr unspektakulär, es hapert vor allem am Setting - der in einem Orkan versinkenden, heruntergekommenen Insel mit dem tristen, dunklen Turm. Nach dem zweiten Abschnitt spielt das Game nur mehr im beklemmend-traurigen Inneren des Turms, doch besonders für die Zeit davor haben sich die Entwickler eine Rüge verdient: Minutenlang muss sich der Spieler durch irrelevante Strandabschnitte klicken - hat man auf einer Seite der Insel etwas vergessen und muss noch einmal ganz zurück, ist man den Tränen der Verzweiflung nahe. Warum der Gamer nicht per Doppelklick Bildschirme überspringen kann, ist völlig unverständlich und ärgerlich obendrein.

Nicht nur dass die Außenareale übermäßig groß geraten sind, auch das Herumgerenne im unübersichtlich konstruierten Turm zieht sich streckenweise schier unendlich und bereitet wegen der tristen, dunklen Einrichtung keine Freude. Personen im Turm zu suchen - und zu finden! - ist anfangs eine sehr mühselige Angelegenheit. Die sich wiederholenden Antworten der Protagonisten, wenn sie gerade nichts Wesentliches zum Weiterkommen beizutragen haben, sind dann auch nicht gerade ein Dank für die Mühen.

Fazit: Insgesamt ist das Spiel manchmal mehr Arbeit denn Vergnügen - elf ständig miteinander konkurrierende Charaktere sind möglicherweise zu viel für ein Adventure. Dazu kommt, dass der Spieler nicht wirklich warm wird mit der Figur des Jack Norm. Das Spurensuchen und -sammeln macht zwar anfangs Laune, artet aber mit jedem Level mehr in Chaos aus. Insgesamt trotzdem ein ganz launiges Adventure, das Fans des Genres dank solider Umsetzung Freude bereiten kann.

Plattform: PC (getestet)
Publisher: Daedalic Entertainment
Krone.at-Wertung: 75 %

Von Bernadette Geißler

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