"Wir schließen"

Mann wegen Verspätung bei Antrag hingerichtet

Ausland
04.10.2007 17:54
Für heftige Proteste hat die Hinrichtung des zum Tode verurteilten Amerikaners Michael Richard im US-Bundesstaat Texas gesorgt: Obwohl der Oberste Gerichtshof der USA die Hinrichtung durch die Giftspritze prüfen wollte, hat der Oberste Strafgerichtshof in Texas Richard hinrichten lassen. Ein Antrag auf Aufschub des zum Tode Verurteilten war wegen einer Computerpanne 20 Minuten zu spät eingetroffen. Die Beamten wollten pünktlich Feierabend machen und ließen den 49-Jährigen noch am selben Abend hinrichten.

Da es in der Vergangenheit bei Hinrichtungen mit der Giftspritze immer wieder zu qualvollen Pannen gekommen war, hatte der Oberste Gerichtshof am Vormittag des 25. September einen Einspruch von Richards Anwälten gegen die Verfassungsmäßigkeit der Giftspritze angenommen. Anfang 2008 wollte man weiter darüber beraten.

Für die Anwälte des 49-Jährigen, der 1986 wegen Mordes und Vergewaltigung einer 53-jährigen Krankenschwester zum Tode verurteilt worden war, begann daraufhin ein Wettlauf mit der Zeit. Um zumindest einen Aufschub für Richard zu erwirken, mussten sie zunächst ein Gesuch beim Obersten Strafgerichtshof von Texas einreichen.

"Wir schließen um 17.00 Uhr"
Als sie nach einer Computerpanne um 16.50 Uhr bei dem Gericht anriefen, damit dieses 20 Minuten länger als üblich geöffnet bliebe, antwortete ihnen der Gerichtsschreiber: "Wir schließen um 17.00 Uhr." Auch der Versuch, sich an den Obersten Gerichtshof zu wenden, der an Abenden mit geplanten Hinrichtungen stets eine Bereitschaft hat, blieb erfolglos: Nach einigen Stunden wurden sie ebenfalls zurückgewiesen, weil es keine Stellungnahme eines Richters an Ort und Stelle gab.

Richard wurde daraufhin, wie erst jetzt bekannt wurde, noch am selben Abend mit einer Giftspritze hingerichtet. "Den Tod eines Mannes voranzutreiben, auch eines schlechten Mannes, weil Büroangestellte es nicht über sich bringen, eine bürokratische Prozedur zu verbiegen, ist ein niedriger Akt, der einem den Atem raubt, der von einer Freude am Tode zeugt, die einem das Blut in den Adern gefrieren lässt", kommentierte die "Dallas Morning News".

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