Dior-Show in Paris

John Galliano in Unterhose am Catwalk

Adabei
02.10.2007 13:03
Superstar Sting im Publikum und Superdesigner Galliano in Unterhosen am Catwalk: Effektvoller hätte der erste Höhepunkt der Pariser Pret-a-porter-Schauen am Montagnachmittag kaum ausfallen können. Der Auftrieb bei der Dior-Schau der Damenkollektionen für Frühjahr/Sommer 2008 in den Tuilerien erschien dem Spektakel gemäß: Passanten versuchten von einer Stiege am Eingang des Parkgeländes aus, vor dem Defilee einen Blick auf Sting und seine Frau Trudie zu erhaschen.

Gallianos Dior-Kollektion gab sich dann unerwartet tragbar, elegant und fein. Vorbild waren die 30er Jahre mit Anklängen an die 20er und 40er, und wie ein Geist schien Marlene Dietrich durch die Szenerie zu schweben. Die androgyne Erotik des deutschen Hollywood-Stars hatte Galliano zu fließenden, sehr weiblich wirkenden Nadelstreifenanzügen inspiriert, kombiniert zur Melone oder Baskenmütze. Luftige Herrenhemden und seidene Pyjama-Anzüge passten hierzu.

Exzentriker mit Stil
Kleider zeigte Galliano entweder im "Flapper"-Stil der 20er Jahre als lose Hänger mit Trägern und Federn am Saum oder als lange, den Körper umfließende Seidenroben. Raffungen, Pailletten, in Blattform geschnittene Seidenvolants, Wasserfall-Ausschnitt oder bezogene Knöpfe an den Seiten verliehen dem Ganzen Glamour. Nach dem Schwarz-Weiß der Anzüge schwelgten die Kleider in Pistazie, Flieder und einem intensiven Hummerton. Gallianos Auftritt am Schluss in Frackjacke, Strumpfhaltern und Unterhose, sollte wohl zeigen, dass er den von Sting besungenen "Englishman in New York" für Paris verkörperte: einen Exzentriker mit Stil.

Brillen in Balkenform und horizontale Blöcke
Deutlich zurückhaltender gibt sich Martin Margiela: Der belgische Designer kommt nach seiner Schau grundsätzlich nicht auf den Laufsteg und lässt sich auch nicht fotografieren. Allerdings lancierte er diesmal exzentrische Brillen, die in Balkenform die gesamte Augenpartie wie eine Binde verdecken. Passend hierzu variierte der Antwerpener in seiner Kollektion das Thema horizontaler Blöcke. Er startete mit einem kastigen hautfarbenen Oberteil und einer Art schwarzem Streifen als Minirock. Nach und nach kamen Leggins oder ein Umhang, Anzugjacken mit breiten Trapezschultern oder Kleider mit Batikmotiven dazu. Die Geometrie wird durch den Stoff gebrochen: Die Entwürfe sind aus Stretch-Jersey gefertigt und liegen hautnah am Körper.

Catwalk im Sportpalast
Aus Belgien kommt auch das Designerduo AF Vandevorst (An Vandevorst und Filip Arickx). Auch sie lieben das Ungewöhnliche, zeigten weite mehrlagig gebauschte Röcke und Schal-Oberteile zu Kniestrümpfen und Pumps und asymmetrisch gewickelte Stoffbahnen als Abendkleid. Ein mädchenhaft-hübsches Frauenbild wird bei ihnen durch Schräges infrage gestellt. Beeindruckend war die Location im großen Sportpalast in Bercy. Das Publikum saß rund um das Spielfeld, während die Models von Lichtkegeln erleuchtet auf ihren hohen Absätzen die endlosen Treppenschneisen zwischen den eigentlichen Sitzreihen herabstiegen.

Die Französin Isabel Marant, ein Liebling hübscher französischer Schauspielerinnen wie Audrey Tautou, widmete sich einem arabisch inspirierten Guerilla-Look, den andere schon in der vergangenen Saison aufgegriffen hatten. Khakifarbene Baggy-Pants, Palästinensertücher in verschiedenen Varianten, Armeejacken und schwarze Lederhosen wirken in Zeiten von blutigen Nahost-Konflikten und Terror eher geschmacklos. An weiteren Ideen schien es zu mangeln. Dank der weichen Stoffe sahen allerdings viele Teile dieser bellizistischen Sportswear an den jungen langhaarigen Models unbestreitbar cool und attraktiv aus.

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(Bild: kmm)



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