Hollywood musiziert

Billy Bob Thorntons neue Platte: “Beautiful Door”

Musik
05.09.2007 17:19
Billy Bob Thornton kennt man als Ex-Lover von Neo-Weltretterin Angelina Jolie, als verzweifelten Mörder im Bett von Halle Berry in „Monster's Ball“ oder als dauerbesoffenen Weihnachtsmann in „Bad Santa“; aber die wenigsten wissen, dass der 52-Jährige der „Phil Collins“ unter den Hollywood-Stars ist! Auf seinem vierten Album „Beautiful Door“ beschäftigt er sich singend, schlagzeugernd und „Aspirin-Shaker“ spielend mit der Lust, dem Tod und seiner ehemaligen Gespielin Angelina.
(Bild: kmm)

Infantile Liebesschwüre wie im Song „Angelina“ von seinem ersten Album „Private Radio“ findet man auf Billy Bob Thorntons neuester Platte nicht mehr. Der Hollywoodstar hat seinen Sound und seinen Stil gefunden, chillt zu gemäßigten Country-Songs hinter seiner Battérie und brummt Softie-mäßig ins Mikro. Seine Kumpanen unterstützen ihn dabei mit Slide-Gitarren und feinen Akustik-Sounds vom Banjo bis zur Mandoline.

Die Single „Heart’s Like Mine“ ist eine Parade-Countrysong mit Poesie und dem typischem Dreiklanggesang, wie man ihn von Colorado bis North Carolina zu hören bekommt. Hearts like mine / love girls like you – der singende Drummer leitet mit Lyrics an der Grenze zum Kitsch die Herzschmelze bei weiblichen Zuhörern ein.

Anders als Genrekollegen wie Bruce Springsteen vermeidet BBT Polit-Populismus. Dem Nahost-Problem und der Rolle der USA nähert er sich in „Beautiful Door“ von der menschlichen Seite (you can preach all you want to / and make up forever or morre / I know you want to walk / into another world / but I don’t see no beautiful door), dazwischen gibt’s mit „Carnival Girl“ (she had a stare like a twenty dollar whore / her bottom lip an both ears were linked by chains) lustige Geschichten aus BBTs Lotterleben in Bars und Nachtclubs.

Vom zwangsneurotischen Menschen Billy Bob Thornton – er kann nicht mit Silberbesteck essen, hält kein orangefarbenes Gemüse aus und „fürchtet“ sich vor Antiquitäten-Möbel – kommt in „Beautiful Door“ nichts durch. Wohl aber vom sitzen gelassenen Ex-Lover: This jealous rage that took me from you / it’s just me / living inside you, singt er auf „It’s just me“ und der Verdacht liegt nahe, dass er hier seine wilden Jahre, in denen er sämtliche Körperflüssigkeiten inklusive Blut mit Angelina Jolie austauschte, Revue passieren lässt.

„Beautiful Door“ ist mindestens so beautiful, wie der Titel es verspricht. Zwölf anschmiegsamen Songs, dargebracht von einer nicht alltäglichen Hollywood-Figur. BBT könnte in Zukunft ruhig ein paar zweifelhafte Filmprojekte sausen lassen und öfter zum Aspirin-Shaker greifen.

9 von 10 Hollywood-Stars auf Abwegen


Christoph Andert

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