Schatz im Sperrmüll

Salzburgerin findet 800 Jahre altes Kreuz im Müll

Österreich
17.08.2007 12:15
Ein wahrer Kunstschatz hat sich über drei Jahre unter der Couch einer Pinzgauerin befunden: 2004 fand die Frau im Sperrmüll des Nachbarn ein Kreuz, welches ihr auf Anhieb gefiel. Sie nahm es mit nach Hause, beachtete es danach aber nicht weiter und verstaute es vorerst unter der Couch. Als sie es vor kurzem einem Bekannten zeigte, stellte sich überraschend heraus, dass sie eine Rarität geborgen hatte: Das Kreuz stammt aus der mittelalterlichen Kunstmanufaktur im französischen Limoges und ist rund 800 Jahre alt.

Bei einer Wohnungsentrümpelung im Jahr 2004 landete das Kreuz in Zell am See im Sperrmüll-Container. Eine Nachbarin, die ein Faible für altes Geschirr hat, dürfte den Container durchsucht haben und entdeckte dabei unter anderem auch das Kreuz, wie die Polizei am Donnerstag mitteilte. Da es nicht in ihre Wohnung passte und auch ihre Kinder das Kreuz nicht haben wollten, verstaute sie es vorerst unter der Couch, wo es bis 2007 blieb.

Kreuz entstand um 1200 nach Christus
Heuer im Juli zeigte sie das Kreuz einem befreundeten Nachbarn, der erkannte, dass es sich dabei um eine Rarität handeln könnte, und brachte es daraufhin in das Bergbaumuseum Leogang. Der Kurator des Museums, Hermann Mayerhofer, übergab das Kreuz zur Überprüfung an das LKA Salzburg. Die Ermittlungen, in die auch das Bundeskriminalamt und Sachverständige eingebunden waren, ergaben, dass es sich beim Kreuz um ein Passionskreuz handelt, wie sie im 12. und 13. Jahrhundert in der Werkstatt von Limoges hergestellt wurden. Es ist aus vergoldetem Kupferblech und Email angefertigt und stellt auf der Frontseite Christus am Kreuz dar. Auf der Rückseite sind mehrere Medaillons angebracht. Das Kreuz dürfte um 1200 entstanden sein.

Von den Nazis gestohlen
Den Wert konnte das Kunsthistorische Museum nicht nennen, da es keine vergleichbaren Exponate aufbewahrt. Bei Auktionen in Paris oder London haben derartige Stücke jedoch Preise bis 400.000 Euro erzielt. Die Kriminalisten ermittelten auch die Herkunft des seltenen Stückes und stellten dabei fest, dass es sich um Beutekunst handelt. Das Kreuz stammt aus der Kunstsammlung von Izabella Elzbieta von Czartoryski Dzialinska im Schloss Goluchwow in Polen. Vor Ausbruch des 2. Weltkrieges hat die damalige Eigentümerin versucht, die Sammlung vor den Deutschen zu retten. Sie hat die Stücke in Warschau in den Keller eines Hauses gebracht und dort eingemauert.

Im Dezember 1941 wurde das Versteck von den Deutschen jedoch entdeckt und die Sammlung in das polnische Nationalmuseum Warschau gebracht. Nach dem Warschauer Aufstand wurde die Sammlung nach Österreich in das Schloss Fischhorn in Bruck an der Glocknerstraße verbracht, welches damals von den Nationalsozialisten in Beschlag genommen war. Dort verliert sich die Spur des Kreuzes, das 1889 bei der Weltausstellung in Paris gezeigt worden war.

Die "Commission for looted Art" London, die sich auf das Aufspüren von Beutekunst aus dem 2. Weltkrieg spezialisiert hat, wurde vom polnischen Kulturministerium bereits eingeschaltet und vertritt die Erben. Nach Rücksprache mit dem Bezirksgericht Zell am See wurde das Exponat in das Bergbaumuseum Leogang zurückgebracht, da es dort sicher und fachgerecht aufbewahrt werden kann. Wie der Kurator des Bergbaumuseums mitteilte, ist beabsichtigt dieses besonders wertvolle Exponat in nächster Zeit auszustellen.

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