Zornpinkel

So zähmst du deinen cholerischen Chef

Wirtschaft
03.01.2011 16:58
Kaum ein Lob ist aus seinem Mund zu vernehmen. Im Gegenteil, bei jeder Kleinigkeit, die nicht nach seinem Wunsch läuft, macht er seiner Wut in immensen Schreitiraden Luft. Und dann heißt es nur noch, rette sich wer kann. Du erkennst in diesem cholerischen Verhalten deinen eigenen Chef wieder? Dann hast du es nicht einfach. Denn derartige Verhaltensmuster lassen sich nur sehr schwer ändern. Aber es gibt Hoffnung.

Eines gleich vorweg: Nicht jeder cholerische Chef wird sein Verhalten ändern. Und Verhaltensänderungen verlangen viel Zeit und Geduld. Wenn dir deine Tätigkeit nicht absolut am Herzen liegt, dann solltest du zunächst über einen Jobwechsel nachdenken. Doch wenn dir deine Tätigkeit Spaß macht, du dich mit deinen Kollegen gut verstehst, die Bezahlung stimmt und der einzige Störfaktor dein Vorgesetzter ist, dann kannst du versuchen, an diesem Faktor zu arbeiten.

Denn cholerische Chefs haben Einfluss auf deine Gesundheit: Das Herzinfarktrisiko von Mitarbeitern, die unter dem Zorn ihrer Vorgesetzten leiden, ist deutlich höher als bei zufriedenen Mitarbeitern in einem konstruktiven Umfeld.

Woher kommt das unbeherrschte Verhalten?
Der Choleriker in deinem Vorgesetzen kann unterschiedliche Ursachen haben. Viele Menschen geraten in einen Machtrausch, wenn sie in eine Führungsposition kommen, da sie nun nach oben buckeln müssen, nach unten aber treten können. Es verleiht ein besonderes Gefühl der Stärke, seinen Frust an jemandem auslassen zu können, ohne dass sich dieser Mensch wirksam wehren könnte.

Ein weiterer Faktor ist der, dass Vorgesetzte oft meinen, sich nicht zusammenreißen zu müssen, und alle Emotionen ungefiltert an ihre Mitarbeiter weitergeben können, da sie am längeren Ast sitzen. Auch kann eine Rolle spielen, dass Vorgesetzte sich oft fälschlicherweise als Fehlersucher verstehen und meinen, Fehltritte eindrucksvoll sanktionieren zu müssen. In allen Fällen kann es jedoch so sein, dass deinem Chef sein Verhalten bzw. die Wirkung seines Verhaltens nicht (mehr) bewusst ist und cholerische Ausbrüche eine automatisierte Reaktion darstellen.

Was steckt hinter der Wut?
Für betroffene Mitarbeiter ist die Situation alles andere als einfach. Eines ist jedoch sehr wichtig: Auch wenn wir dazu tendieren, emotionale Ausbrüche auf uns als Mensch zu beziehen, so zielt die Reaktion des Vorgesetzen meist auf die Sache dahinter ab. Die Botschaft ist einfach nur: „Das wurde nicht so gelöst, wie ich es mir vorgestellt habe.“ Eine sachliche Aussage, die durchaus zulässig ist. Denn jeder von uns hat bestimmte Vorstellungen davon, wie Dinge zu funktionieren haben.

Nur hat eben auch jeder unterschiedliche Vorstellungen davon, wie es geht. Drückt man die Zahnpastatube von der Mitte oder vom Ende her aus? Rein sachlich zwei Zugänge, die zum richtigen Ergebnis führen, beide mit ihren Vor- und Nachteilen. Genauso verhält es sich auch mit Arbeitsmethoden, die mehr oder weniger richtig und mehr oder weniger fehleranfällig sein können. Ein Wutanfall ist jedoch eine überzeichnete, unbeherrschte Reaktion. Was du jedoch keinesfalls tun darfst, ist nichts zu tun – dann davon kann sich nichts verändern.

Einen Filter einbauen
Du kannst dir selbst daher eine Menge Druck nehmen, indem du anders zuhörst. Wenn dein Chef beginnt zu toben, dann löse dich emotional von der Situation und höre ihm zu. Und sei ehrlich: Hat die sachliche Aussage hinter dem Ausbruch einen konstruktiven Kern? Wenn ja, dann finde ihn und rede mit deinem Chef darüber. Wichtig ist, dass du ruhig bleibst und dich nicht persönlich angegriffen fühlst. Du bist deinem Vorgesetzten in diesem Moment überlegen, und seine Emotionen prasseln an dir ab wie Tropfen an einem Regenschirm.

Wenn das Gewitter abgezogen ist, dann solltest du mit deinem Vorgesetzen darüber sprechen, was seine Emotionen bei dir auslösen und dass du in dieser Form nicht konstruktiv arbeiten kannst. Schließlich wird dein Fokus dahin gehen, Fehlersuche zu betreiben und nicht mehr dahin, erfolgsorientiert zu arbeiten und neue Wege zu gehen. Eine Denkweise, die der Produktivität des ganzen Unternehmens schadet.

Wichtig ist nur, dass du dich nicht in Schuldzuweisungen verlierst, sondern in Ich-Botschaften sprichst, da sich dein Vorgesetzter sonst angegriffen fühlt. Zeige, dass du kritikfähig bist, aber auch der Ton die Musik macht. Leiden ganze Abteilungen unter einem Vorgesetzten, dann kann auch die Inanspruchnahme von psychologischer Unterstützung hilfreich sein. Jedoch musst du davon deinen Vorgesetzten erst überzeugen. Der Weg über den Vorgesetzten deines Chefs kann helfen, sollte jedoch gut überlegt werden.

Reine Bosheit
Wenn die Reaktion deines Chefs rein willkürlicher Zorn ist, dann solltest einen Jobwechsel jedenfalls anstreben. Denn hier gibt es nichts, wo du ansetzen kannst. Und einen Menschen komplett zu verändern, erfordert viel zu viel Zeit und Energie. Mehr, als noch einmal in einem anderen Umfeld neu durchzustarten.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele