Verstümmelt

Ägypten: 13-Jährige bei Beschneidung gestorben

Ausland
11.08.2007 20:52
In einem Dorf im ägyptischen Nil-Delta ist eine 13-Jährige bei der Verstümmelung („Beschneidung“) ihrer Genitalien gestorben. Die junge Frau ist von ihrem Vater zu einem Arzt gebracht worden und starb an den Folgen der Narkose. Der Fall wurde von einem anderen Mediziner aufgedeckt, den der Vater um einen Totenschein gebeten hatte. Der grausame Ritus ist in vielen afrikanischen und asiatischen Staaten trotz einzelner Verbote noch immer weit verbreitet.

Die Arztpraxis, wo man die 13-Jährige getötet hatte, ist geschlossen worden. Der Mediziner und der Vater des verstorbenen Mädchens „werden befragt“, berichten ägyptische Zeitungen. Für den Arzt wird man ein Praktizierungsverbot aussprechen. In Ägypten steht die Verstümmelung von Mädchen unter Strafe, was mit dem Vater passieren wird, steht noch nicht fest.

Bereits Ende Juni war eine Zwölfjährige in Oberägypten an den Folgen einer Verstümmelung gestorben. Offiziell ist die Genitalverstümmelung in dem nordostafrikanischen Land bereits seit zehn Jahren verboten, Studien zeigten jedoch, dass noch zur Jahrtausendwende 97 Prozent aller verheirateten Ägypterinnen - Christinnen wie Muslimas – „beschnitten“ wurden.

Jährlich drei Millionen Mädchen betroffen
Die Verstümmelung von Mädchen ist laut WHO in 28 afrikanischen Ländern, sowie im Jemen, im Irak, in Indonesien und in Malaysia gängige Praxis. Jedes Jahr werden nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation drei Millionen Mädchen verstümmelt, das sind 6.000 pro Tag. Im Sudan sind das bis zu 90 Prozent der Mädchen, wobei der Anteil in ländlichen Regionen auf bis zu 100 Prozent steigen kann. In Österreich sind bzw. werden keine Fälle bekannt, aber in unserem Nachbarland Deutschland sind nach Schätzungen der dortigen Regierung rund 30.000 Frauen und Mädchen betroffen.

Grausamer Ritus mit oft tödlichen Folgen
Bei der euphemistisch „Beschneidung“ genannten Verstümmelung junger Mädchen (im Alter von vier bis zwölf) werden die äußeren und inneren Schamlippen und in vielen Fällen auch die Klitoris entfernt. In ländlichen Gegenden erledigen dies höhere Stammesfrauen, Hebammen oder Heilerinnen - meist mit Glasscherben oder geschärften Blechen.

Das Infektionsrisiko, die Gefahr von Lanzeitkomplikationen und die Todesrate sind sehr hoch, in Zahlen sind die Vorgänge allerdings kaum zu dokumentieren. Bekanntheit erlangte das grausame Ritual vor allem durch die Romanbiografie  „Wüstenblume“ (1998) der nunmehrigen UN-Botschafterin und Wahl-Österreicherin Waris Dirie, die selbst ein Opfer des grausamen Ritus wurde, der den Frauen später jegliche geschlechtliche Empfindung unmöglich macht.

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