Einfache Bedienbarkeit, lange Haltbarkeit und niedrige Preise galten bis zuletzt als Vorteile der Audiokassette. Für Blinde hatte das Medium einen weiteren, entscheidenden Vorteil: Im Gegensatz zu CDs konnten Kassetten an ihrer Oberfläche mittels Blindenschrift markiert werden. Mit dem speziellen CD-Format DAISY, das auch im Einsatz als Hörbuch oder E-Book die Kassette ausbootet, hat sich mittlerweile jedoch ein geeigneter Ersatz für die Zielgruppe gefunden, erklärt Lenk.
Auch auf Produzentenseite hat man die Audiokassette abgeschrieben. Der deutsche Hörverlag bietet Hörbücher neuerdings im MP3-Format an - Kassetten sind zwar noch in Restbeständen vorhanden, werden allerdings nicht mehr nachproduziert. Hersteller wie TDK haben das Medium seit längerem ersatzlos aus dem Portfolio gestrichen.
Im Jahr 1990 wurden in den USA 442 Millionen Musikkassetten verkauft - im vergangenen Jahr waren es nur noch 700.000 Stück. Trotzdem hält Steve Stepp, Präsident der Firma National Audio, die Kassette noch immer für „das vielseitigste, widerstandsfähigste und wirtschaftlichste Aufnahmematerial“. „Man kann einen Kassettenspieler mitten im Dschungel oder in der Wüste auspacken und er funktioniert“, so Stepp. Nichtsdestotrotz scheinen die Tage des Mediums endgültig gezählt: Lenco-PMC, der letzte Kassetten-Hersteller in den USA, der als einziger noch am Kultmedium festhält, macht nur noch fünf Prozent seines Umsatzes mit Audiokassetten - bereits vor Jahren wurde auf die Produktion von CD- und DVD-Hüllen umgesattelt.
Die Audiokassette wurde in den 1980er Jahren - mehr als 15 Jahre nach ihrer Einführung - durch die Erfindung des Walkmans besonders populär. Den Höhepunkt erreichte das Medium im Jahr 1994, als in den USA 438,9 Million leere Kassetten verkauft wurden. „Es ist unwahrscheinlich, dass wir jemals wieder ein Produkt sehen, dass sich so lange in der Industrie hält“, meint Charles van Horn, Präsident der amerikanischen Content Delivery Group. (red/pte)
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